Mein Herz heult sich die Augen aus. Weil ich während ich diesen Artikel tippe in einem kleinen Van (Mitsubishi nicht VW) sitze, der mich immer weiter weg von einer Stadt bringt, die für viel zu kurze Zeit mein Zuhause war und wundervoll ist.
Was man so wo in Melbourne machen kann oder könnte davon handelt dieser Blogeintrag.
Ich bin wahrscheinlich ein Klassiker, ich verliebe mich nicht in Orte wie Devenport oder Bunbury, sondern eher in London und Berlin. Deswegen habe ich klassisch viel Zeit in Fitzroy und St Kilda, meine und vieler anderer Lieblingssuburbs verbracht.
Fitzroys Brunswick Street ist toll, Vintage Klamottenladen reiht sich an Plattengeschäft, reiht sich an vegetarisches Restaurant reiht sich an stylisches Cafe, reiht sich an gemütliche Bar reiht sich an Musikclub. Alles was das Indieherz begehrt. Lass dir einen Undercut schneiden, plünder den Kleiderschrank deiner Omi und stürz dich ins volle Leben. Wir sehn uns im Evelyn Hotel, dem Workers Club (Montags, 2$ Pots & 8$ Jugs, Live Music inklusive), Naked for Satan (Lunch Mon-Fri 80 Cents Tapas), Bar Open, Bimbos oder First Floor.
Wer den Winter in Fitzroy verbringt, ist an warmen Tagen in St Kilda zu finden. Hier gibt es den Luna Park, Freizeitpark seit über hundert Jahren. Die Achterbahn haut dich vielleicht nicht vom Hocker, aber die Verzerrspiegel sind den Ausflug schon wert. St Kilda Beach ist vielleicht nicht der schönste in Australien, aber der einzige in Melbourne und die Delfine und Pinguine mit Skyline im Hintergrund haben für mich einiges wett gemacht.
Vergiss auf keinen Fall einen Blick in die Schaufenster der Cake Shops auf Aclan St zu werfen, mein persönlich wahr gewordener Kindertraum. Außerdem findet sich hier ein Bierladen der Gutes aus aller Welt (nicht zu knapp aus von Daheim) verkauft.
Für leckeren Kaffee und Kuchen kannst du auch im CBD bleiben, am allerbesten in der Block Arcade parallel zu Elizabeth und Swanston zwischen Lonsdale, und Collins. Mir fehlen ein bisschen die Worte, Lonley Planet spricht von shoulder to shoulder bars, cafes and boutiques. Ich habe hier meine besten Zeichnungen gezeichnet und meine schönsten Tagträume geträumt. Auch gibt es den tollen little Monsters Laden, coole Designdinge, vor allem Schmuck und T-Shirts. Für meine Packman Ohrringe habe ich in zwei Stunden mehr Komplimente bekommen als im ganzen halben Jahr davor.
Ein anderer toller Ort ist das Ponyfish Island Cafe. Hätte ich viel Geld würde ich es Julika Spebe kaufen. Es ist um einen Brückenpfeiler im Yarra River herumgebaut und irgendwie sau cool.
Um weiter von Essen zu sprechen: Auf den Queen Victoria Markets gibt es günstig Obst und Gemüse zu erstehen. Und für billigen Käse und epic Dim Sims sind die South Melbourne Markets die richtige Adresse.
Das ACMI (Australian Centre of the Moving Image) ist auch von vielen Leuten sehr geliebt. Alles dreht sich hier um Film, Fernsehen und was es sonst noch an beweglichen Bildern gibt. Der interaktive Teil ist genial, wenn man das so plump bewundernd ausdrücken möchte. Hier gibt es zum Beispiel einen Raum, der ganz dunkel ist und ein Laser projiziert zwei sich bewegende Linien an die Wand. Dazu eine Nebelmaschine und ich bin den ganzen Tag beschäftigt.
Austellungstechnisch ist die National Gallery bestimmt immer einen Besuch wert. Ich hab mich gscheid privilegiert gefühlt als ich in der Vienna Exhibition alle Plakate der Wiener Session verstanden habe. Und das Mosaikdach hat mich so beeindruckt, da musste ich dem Mixys Lyndis eine SMS schreiben um meiner Begeisterung etwas Luft zu machen.
Wer ein bissl bescheid weiß hat wahrscheinlich gemerkt, dass das meine bisherigen Empfehlungen keine wirklichen Geheimtipps waren, aber Achtung! Jetzt kommt einer: Die kostenlose City Circle Straßenbahn fährt interessierte Touristen den ganzen Tag im Kreis um das Zentrum und erklärt mit liebevoller Computerstimme was denn wo so zu sehen ist. Steigt nicht in die normalen dunkel roten, sondern in die einzig operierende klassisch-melbournisch grün, gelbe Tram (diese Züge werden eigentlich zum Beispiel auf der Linie 30 verwendet) und ihr bekommt einen lustigen Sehenswürdigkeiten Erklärer, der zwischendurch Michael Jackson oder Queen singt. Das ist spaßig und versüßte mir so manchen Nachhauseweg!
So, weiter geht’s mit persönlichen Tipps. Wenn ihr in der Gegend seid versucht einen Gig der Band Animaux zu besuchen. Ich bin kein Musikkenner, aber aber aber DIE! Die sind wohl sowas wie genial (wieder plump, aber so isses). Die sieben Kiddies (des Bassisten Mama und Papa sind bei jedem Auftritt dabei, weil er 15jährig nicht in die Clubs alleine darf) spielen funkisch schön mit zwei Saxphonen und einer tollen Stimme am Mikrofon. Nutzt die Chance sie für umsonst oder wenig Geld zu sehen und nach dem Konzert am selben Tisch zu quatschen und zu trinken (Cola, altersbedingt) solange man noch kann. Ich verwette meine drei ungeborenen Kinder, dass in a few years time viele Menschen willig sind viel Geld für Eintritte und Fan Artikel zu bezahlen.
So, der Eintrag ist schon ewig lang, ihr sicherlich schon lesemüde, ich bitte ein letztes Mal um Aufmerksamkeit für den schönsten Ort in Melbourne, vielleicht in der ganzen Welt, definitiv Australiens. Lentils as Anything sind drei Restaurants, die nicht gewinnorientiert arbeiten. Ich spreche gerade von dem in Abbortsfort. Stellt euch einen alten Convent (hier bei Leo Deutsche Übersetzung nachschauen oder besser Englisch sprechen als Sabrina) vor, mit dem leckersten vegetarischem Buffet (viel indischer Einfluss, plus Pasta, Salat, Kartoffeln, Suppe und yummy Dessert), bunt bemalte Tische, live Musik, Charlie Chaplin Dauerschleifen Projektor, Kunst an den Wänden aber auch bekritzelte Kacheln, die nettesten Leute in der Küche (da wird auf Töpfen gejamt) oder am selben Tisch. Du isst so viel du willst und bezahlst so viel wie es dir wert ist. Einen hübschen Biergarten gibt es auch und die Organic Bakery ist auf dem selben Gelände. Ach.
Jetzt hör ich auf und geh von Melbourne träumen.