Melbourne: Gentrification und Verdrängung in den Suburbs

Melbourne: Gentrification und Verdrängung in den Suburbs

Melbourne, Australien: Das neue Gesicht der Gentrification (Bild via www.kreissler.com.au)

Gentrification ist schon seit Jahren zu einem globalen Phänomen geworden und auch die traditionellen Vorstellungen, das nur viktorianische und gründerzeitliche Innenstadtviertel davon betroffen sein können, gelten längst als überholt. Beispiele von aktuellen Aufwertungsdynamiken im australischen Melbourne zeigen, dass selbst ehemalige Vorortsiedlungen nicht von der Gentrification verschont bleiben.

Rowland Atkinson, Soziologe an der Universität in York, leitete von 2005 bis 2009 die „Housing and Community Research Unit“ an der University of Tasmania und untersuchte unter anderem die Wohnungspolitik und Gentrification-Prozesse in australischen Großstädten.

In der von ihm und Kolleginnen herausgegeben Studie „Gentrification and Displacement: The Household Impacts of Neighbourhood Change“ (pdf) werden die Verdrängungsprozesse in den zwei Melbourner Stadtteilen Northcote und Maribyrnong untersucht.

Ein Zeitungsbericht in The Age fasst die zentralen Ergebnisse der Studie zusammen (Pilates, goat’s cheese: there goes the neighbourhood):

A study on gentrification has found the suburb of Northcote and the area around Maribyrnong have experienced the most rapid gentrification in Melbourne, causing rents and house prices to skyrocket, and poorer households to move out.

Im Kern der Studie steht die Beschreibung des Austausches der Bewohnerstrukturen in den beiden Gebieten.

Residents of both communities earned lower incomes than average before 1996, with people such as retirees, the unemployed, labourers, factory workers, tradesmen and students making up about half the population. But there has been a dramatic shift since, with lawyers, journalists, other professionals and university graduates moving in.

Allein in den Jahren zwischen 2001 und 2006 mussten 35 Prozent der verdrängungsgefährdeten Gruppen (Alleinerziehende, Geringverdienende, Migrant/innen, einfache Arbeiter/innen und Ältere) aus dem Gebiet ausziehen. Die Umzugsmobilität dieser Gruppen war in den Aufwertungsgebieten 50 Prozent höher als im gesamtstädtischen Durchschnitt.

Neben dieser statistischen Auswertung wurden über 30 Interviews mit verdrängten Haushalten geführt, so dass neben dem oftmals leblosen Zahlenwerk soziologischer Studien auch qualitative Aussagen über den Verlauf und die Effekte der Verdrängung erhoben wurden:

“Those who have been evicted were often deeply angry at their enforced move,“ the report says. “Those struggling to stay found themselves impoverished by hikes in rents but also feeling no longer at ease in their neighbourhoods.“

Atkinson und Kolleginnen legen mit ihrer Studie einen interessanten empirischen Ansatz vor, die methodischen Lücken der Gentrification-Forschung zu schließen, wenn es darum geht, Verdrängung tatsächlich zu ‘messen’.

Mitautorin Maryann Wolff verwies bei der Vorstellung der Studie auf die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Bewertungen von Aufwertungsprozessen, die wir ja auch aus anderen Städten kennen:

…gentrified areas can seem to “improve“ but in reality the poor were forced out and diversity was lost.

Leseempfehlung:

Atkinson , R. et al. (2011) Gentrification and displacement: the household impacts of neighbourhood change, AHURI Final Report No.160. Melbourne: Australian Housing and Urban Research Institute. (pdf)

!thanks to @mouton1er and @bengook



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