Melancholia – Die stille Apokalypse

Melancholia – Die stille Apokalypse

via http://www.filmtipps.at/kritiken/Melancholia/

 

Eine Art Rezension des aktuellen Films von Lars von Trier.

“For some people, the world we see and live in is enough. But once you start wondering about it, it´s just like pulling on a string with no end, almost. It´s just more and more mystery that comes out and it´s such a thrill.” (David Lynch, Interview in: The Stool Pigeon 2011)

Kunst ist wie ein Spiegel unserer Welt. Ein Spiegel, der jedoch mehrfach zerbrochen ist und daher aus jeder Richtung neue Perspektiven liefert. Perspektiven, die einen kleinen Ausschnitt aus dem Chaos zeigen, das sich aus dem Zusammenspiel physikalischer Kräfte, komplexen zwischenmenschlichen Interaktionen und dem stets Unvorhersehbaren unseres Alltags zusammensetzt.

Menschen, die bereit sind, sich von diesem unendlichen Faden leiten zu lassen, von dem David Lynch zuletzt in einem Interview spricht, finden vielleicht auch, dass der aktuelle Film Melancholia von Lars von Trier vor allem eins ist: überragend. Nicht, weil die Geschichte oder die Dialoge besonders ausgefeilt oder inspirierend sind,  sondern weil er einen ständig in einem undurchsichtigen Zustand hält, bei dem man nicht weiß, was passieren wird. Die düstere Atmosphäre des Films wird durch eine ständige Antizipation aufrechterhalten.

Im Verlauf des Films stellt sich langsam heraus, dass sich ein erdgroßer Planet der Erde nähert. Dieser Planet hatte sich bisher hinter dem Mond „versteckt“ und blieb daher unentdeckt. Die Antizipation ist zweidimensional.  Denn einerseits beobachtet man die Figuren dabei, wie sie fatalistisch auf dieses vermeintliche Ereignis warten oder sogar hinfiebern, andererseits wird man als Zuschauer  selbst ständig im Ungewissen darüber gelassen, ob das Teil der undurchsichtigen Story ist oder nur ein nebensächliches Ereignis, das Spannung triggern soll.

Melancholia – Die stille Apokalypse
v.l.n.r: Justine, ihr Mann Michael, John und Claire; via http://www.dolomitenstadt.at/2011/11/28/monokel-zeigt-lars-von-triers-drama-melancholia/

Die fast ausschließlich pathologischen Figuren wie die depressive Justine (Kirsten Dunst) oder ihre paranoide Schwester Claire (Charlotte Gainsbourgh) sind dabei so oberflächlich gezeichnet, dass man sie an keiner Stelle wirklich einschätzen kann.  Und man weiß nie genau, wie es in der Innenwelt der Personen wirklich aussieht. Wenn Claires Gesicht in einer Nah-Aufnahme gezeigt wird, sieht man zwar eine verängstigte, etwa 30-jährige Frau, doch ob diese Angst im Zusammenhang mit einer krankhaften Paranoia steht oder einer gesunden Angst vor dem Untergang der Welt, bleibt ungewiss. Es  wäre genauso gut möglich, dass sie plötzlich aufsteht und ihren Mann (Kiefer Sutherland) umbringt statt einfach weiter auf ihrem Stuhl sitzen zu bleiben und ängstlich aus dem Fenster ihres aristokratischen Anwesens zu schauen. Denn ihr Mann hingegen, verkörpert genau das Gegenteil, sieht dem Ereignis mit leicht hysterischer Vorfreude entgegen und beruhigt seine Frau mit vermeintlich wissenschaftlichen Belegen über die Ungefährlichkeit des Planeten. Spätestens hier wird klar, dass man eigentlich beiden nicht wirklich glauben kann. Wer ist hier eigentlich der oder die Verrückte?

Was den Film so eindringlich macht, ist, dass man als Zuschauer eine ähnliche Entwicklung durchmacht wie die Protagonisten. Man befindet sich ständig in einer trüben, etwas melancholischen Stimmung und wartet auf eine Art Apokalypse, bekommt aber nur indirekte Hinweise darauf, ob sie wirklich kommen wird. Oder ob das alles nur Einbildungen der Darsteller ist. Trier spielt vor allem mit Erwartungen und verwendet dabei eigentlich konventionelle Thriller- und Horrorfilm- Techniken. Und doch lässt sich Melancholia keines dieser Genres zurechnen. Physische Gewalt ist eigentlich nie zu sehen. Und für einen Endzeit-Film sind einem die Charaktere eigentlich zu egal, als dass man sich mit ihnen identifizieren möchte. Trotzdem bleibt der Film genial, da er den Zuschauer, vorausgesetzt er folgt dem Faden, in einem gesunden Zustand nachdenklicher Verstörung hinterlässt. Nur der von unerklärlicher Einfallslosigkeit und bitte-hör-endlich-auf-zu-versuchen-mich-mithilfe-von-08/15- Geigen-Gesülze -Momenten nur so  gesättigte Soundtrack,  zwingt mich dazu,  mich mit einem klassischen Kritiker-Floskel zu rächen und vergebe: einen Punkt Abzug.

Text: Phire

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