Meinungsmontag: Bluray – viel Lärm um nichts?

Von Yodahome

Als selbsternannter Filmgeek geht man gern ins Kino, möchte aber auch nicht auf den eher alltäglichen Filmgenuss in den eigenen vier Wänden verzichten. Dafür gibt’s das Heimkino. Die Technik dafür hat sich kontinuierlich weiter entwickelt. VHS und DVD waren gestern, heute schaut die Welt Bluray. Das ist für den passionierten Filmsammler insofern ärgerlich, weil eine vorhandene Sammlung peu-a-peu auf das neue Format gebracht werden darf. Darauf zumindest hoffen sicher die Filmstudios und werfen zunächst natürlich alle aktuelleren Filme auf den Markt um nach und nach auch den Backkatalog (nochmals) zu Geld zu machen. Da ist grundsätzlich auch nichts gegen zu sagen. Neben besserer Bild- und Tonqualität, die man auf einem aktuelleren Format zu Recht erwarten darf – aber nicht immer bekommt – gibt es die Option, Filme für den Heimbedarf mit Bonusfeatures anzureichern. Das ist natürlich auch ein Versuch, die Anschaffung des neuen Formats zu fördern. DVDs haben so beispielsweise den Regiekommentar als separaten Audiotrack eingeführt, durch den der Fan zum gesamten Film Informationen zu Produktion, Filmtechnik und Schauspielern erhält. Making-Ofs von variierender Qualität und andere Boni wie entfallene Szenen oder Gag-Reels findet man ebenfalls häufig.

Mit BluRay gibt’s neue Bonus-Features, die ich hier kurz besprechen möchte.

In-Movie-Experience

Es heißt leider bei nahezu jedem Verleiher anders, im Grunde passiert aber immer das Gleiche. Schon bei der DVD war es möglich (bei gewissen Filmen) während man sich den Film ansah an bestimmten Stellen eingeblendete Symbole ‘anzuklicken’ und daraufhin zu Doku-Ausschnitten und anderem Bonusmaterial zu springen, dass Erläuterungen zum Film enthielt. Danach wurde man zum Film zurückgeleitet und zwar dorthin, wo man ihn verlassen hatte. Diese Möglichkeit wurde in BluRay verbessert, das Format ermöglicht den quasi nahtlosen Übergang vom Film zum Bonusmaterial, wobei der Film auch im Hintergrund weiterlaufen kann, während der Regisseur darüber spricht (zu sehen z.B. auf der Disc von Guy Ritchies Sherlock Holmes). Damit wird das Bonusmaterial schön in den Film integriert, die Möglichkeit aus dem Film auszusteigen besteht auch, das System merkt sich wo man aufgehört hat und man kann jederzeit wieder zurück. Scheinbar gibt’s diese Art der Anreicherung derzeit nur auf Warner Bros. Veröffentlichungen (wie Inception, Matrix oder Sherlock Holmes 1 + 2), was Schade ist, denn mir macht das wirklich Spaß.

App-Synchronisation

Noch fortschrittlicher ist das Verbinden und Integrieren von Apps auf mobilen Geräten (wie z.B. einem Apple iPad). Das funktioniert meist so: Das Bluray-Gerät muss netzwerkfähig sein (Kabel oder WLAN) und sich im selben Netz wie das präferierte Mobilgerät befinden. Per Menüauswahl auf der Disk läuft dann eine Software (eine Art Webserver), zu dem sich die App verbinden kann, um abzurufen und zu steuern, welcher Teil der Bluray gerade läuft. Damit man kann man zum einen einfache Funktionen wie Abspielen und Stop per Tablet steuern aber auch an bestimmte Stellen im Film springen. Die Apps können dabei zusätzliches Bonusmaterial enthalten, Infos zur gerade laufenden Szene beispielsweise. Getestet habe ich z.B. die App zu Monty Pythons Ritter der Kokosnuss, die unter dem Titel The holy book of days (Apple AppStore, 3,99) eine Art Drehtagebuch zum Film beinhaltet mit zahlreichen Fotos, entfallenen Szenen und Berichten. Ebenfalls schon angeschaut hab’ ich die App zu Sherlock Holmes: Spiel im Schatten (Apple AppStore, gratis), auch hier gibt’s mehr Zusatzinfos, Interviews und Hintergrundberichte. Dabei kann man dynamisch auch auf das Bonusmaterial der Bluray zugreifen.
Insgesamt finde ich das eine klasse Sache, zumal das Tablet über kurz oder lang eh die klassische Fernbedienung ablösen sollte. Je nachdem wie umfangreich der Mehrwert ist können sich auch ein paar Euro für solch eine zusätzliche App lohnen. Allerdings ist die Technik teilweise auch fehleranfällig, so reißt die Verbindung gerne mal ab, wenn z.B. das Tablet in den Ruhezustand schaltet.

BD-Live

Die Idee war wohl die Integration des Internet, leider ist mein Eindruck, dass das gründlich misslungen ist. Von den wenigen Disks, die bislang dieses Feature unterstützten, haben nur zwei wirklich nützliche Boni darüber angeboten. Viele große Publisher legen schlicht Links auf ihre jeweiligen Websites unter BD-Live ab. Andere vertrösten den deutschen Nutzer, dass Inhalte in seinem Land nicht verfügbar seien. Technische Voraussetzung ist üblicherweise ein Internetanschluss (logisch) und ein Speichermedium im Player (USB-Stick, Festplatte o.Ä.). Einige Male versagte die Option sogar schlicht die Funktion und sprang nach einiger Ladezeit wieder ins Discmenü zurück. Obwohl mt vielen innovativen Möglichkeiten angekündigt (z.B. Live-Chats/Kommentar mit Filmemachern, alternative Tonspuren oder Untertitel) leistet BD-Live imho nicht annähernd was es könnte. Zumal Endgeräte ja noch nicht mal einen handelsüblichen Browser haben müssen, was also scheinbar entsprechende Software auf der jeweiligen Disk erfordert. Scheint mir dringend überarbeitungswürdig, ansonsten für die Tonne.

Ansonsten gibt’s natürlich auch noch klassische Boni wie eben Audiokommentare, Making-Ofs und so weiter. Auch nett, zumindest wenn man sie noch nicht kennt. Zum Teil kranken Blurays noch daran, dass die Boni nur in SD vorliegen, vor allem bei Wiederveröffentlichungen ist das fast unvermeidbar. Auch darum darf man sich hüten vor allzu schnellen Updates für die heimische Sammlung: Einige Blurays sind offenbar vorschnell veröffentlicht worden und qualitativ (also Bild und Ton-technisch) nicht wesentlich besser als die DVDs (man lese z.B. die Amazon-Bewertungen zu 300). Wenn dann auch noch das Bonusmaterial hinlänglich bekannt ist, kann man getrost auf den Kauf verzichten.