Eben war er noch da, auf einmal ist er weg. Eine Erfahrung, die Diskutanten aller Art und jeder politischen Farbe im Internet immer wieder machen dürfen: Per Hausrecht verleihen sich Zeitungshäuser und Webportale nicht nur die die Lizenz zum Löschen. Nein, sie nuten sie auch exzessiv.
Die Meinungsfreiheit, die selbst im Deutschland des Jahres 2011 eigentlich noch weite Bereiche dessen schützt, was ein Mensch theoretisch denken, sagen und glauben könnte, gilt hier nicht.
Sätze, die die Kommentatoren von Zeitungen wie "Welt" oder "Spiegel" zuweilen selbst schreiben, haben als Leserkommentar die Halbwertszeit einer nachgewiesenen Ehec-Quelle. Kaum in der Welt, schon wieder verschwunden.
Der Leser, das scheint zwischen den großen Medienhäusern abgemacht, muss vor sich selbst geschützt werden. Galt einstmals die Regel, dass hierzulande gesagt werden darf, was nicht verboten ist, so hat die Netzaufsicht der Medienhäuser von ARD bis Springer die Praxis entwickelt, alles zu verbannen, was von einem Meinungsmainstream abweicht, der mittlerweile ohne Trichter durch einen Stromhalm geleitet werden könnte.
Selbst Fakten fallen bei der Bedenkenprüfung, durchgeführt von Online-Praktikanten, ratzefatz durch. Etwa die Antwort auf die Frage, was mit den Staatskrediten geschah, die Griechenland beim Eintritt in den Euroraum plötzlich so günstig bekam. Welt Online (Abbildung oben) will es nicht wissen, darauf lässt zumindest die Tatsache schließen, dass diese Antwort gelöscht wurde: "Mit denen wurden vor allem Straßen, Flughäfen und Hafenanlagen gebaut, sehr gern von deutschen und französischen Konzernen. Die staatlich garantierten Kredite flossen also abzüglich einiger lokaler Löhne und Bestechungsgelder weitgehend in die Taschen der deutschen und französischen Konzerne zurück."
Wahrheit? Geht gar nicht. "Das Welt-Online Forum zeigt uns heute schon die Zukunft der Meinungsfreiheit in diesem Land", meint ein Diskutant im "Gelben Forum", dem naheliegende Assoziationen kommen. So wie im Bild oben "stelle ich mir ein Onlineforum in der DDR vor, hätte es damals schon das Internet gegeben."
Es ist die Art Dialog, die Egon Krenz mit den DDR-Bürgern führen wollte, als die DDR unbemerkt von ihm selbst längst Geschichte. Geschichte zu sein schien, denn 22 Jahre danach ist sie wieder da. Wie auch die "Welt" erstaunlicherweise bemerkt. "Bloß nichts Frisches", schreibt sie gerade, "wie früher in der DDR".