Meinung satt

Von Elwiraszyca @Das_denke_ich

Bei mir auf dem Balkon wuchert der Lavendel wie Unkraut. Also, was kann ich damit tun? Zum Kochen, nein dafür riecht er mir einfach zu blumig, ich glaube nicht, dass das meins wäre. Natürlich Lavendelsäckchen. Aber erstens ich habe schon Lavendelsäckchen und zweitens befürchte ich, wenn ich diese kleinen Säckchen einzelnd holen muss, dass sie teurer werden können als ihre Leidensgenossen, die bereits gefüllt gekauft werden können. Nein, nein, nein, ganz schnell hatte ich eine andere Idee. Ich versuche mit Lavendel und Rosmarin Bi-Oil nachzubauen, umbringen wird es mich wohl nicht.

Also ein bisschen recherchieren. Die Grundidee einfach mal den Lavendel mit Öl übergießen, ziehen lassen und so weiter. Und von Bi-Oil bin ich schon seit längerem ein Fan. Die Frage ist, wenn man das immer wieder verwendet mit einem Massagegerät und dabei sowieso abnimmt, hilft das Bi-Oil oder die Massage? Denn, um ehrlich zu sein, Babyöl benutze ich zwischendurch auch. Die Idee, es selbst auszuprobieren, hat mich nicht mehr losgelassen.

Ich habe eine Seite gefunden, da wurden die Inhaltsstoffe erläutert. Anstatt, dass ich erfahren habe, was inwieweit wie hilft, wurde das Produkt in der Luft zerrissen. Kein gutes Gefühl, wenn man dafür so viel Geld ausgegeben hat, besteht wohl hauptsächlich aus billigen Paraffinen und das und das und das und das ist auch nicht so gut und jenes steht in Verdacht krebserregend zu sein. Gar kein gutes Gefühl. Dabei riecht es so gut und macht meine Haut so schön. Die Bloggerin gab zu, dass sie sich halt die Inhaltsstoffe genau angesehen und recherchiert hat, aber ausprobiert hat sie es selbst nicht, weil für das, was da drin war, mal von krebserregend abgesehen, auch zu teuer.

Ich las mir dann auch die Kommentare durch. Nach dem üblichen Blabla wie toll sie das gemacht hatte und wie dankbar man ihr doch wäre für die Mühe, die sie sich doch gemacht hätte, war dann auch ein Kommentar einer Pharmaziestudentin, die meinte man sollte die Finger von Dingen lassen, mit denen man sich nicht auskennt. Und dann ging es richtig los. Alles auf die Eine, die geschrieben hatte, Paraffine werden auch in Salben verwendet und das wäre gar nicht so günstig in der Herstellung und es wäre nicht von minderer Qualität. Da meinten wiederum andere, dass nur weil das in Salben verwendet wird, dass das nicht bedeutet, dass das was gutes sei und dass die eine oder andere Marke wieder darauf verzichtet.

Das ist alles schön und gut. Sicher haben alle Beteiligten Anspruch im Recht zu sein, aber mir gefiel der Ton nicht, dass man sich immer gegenseitig angreifen musste. Beleidigt wurde niemand oder zumindest wurden diese Kommentare nicht veröffentlicht und ich frage mich, wozu das Ganze? Was ich in meiner ganzen Naivität verstehen könnte, wenn die eine für Bi-Oil gearbeitet hätte und alle anderen für die Konkurrenz. Aber so, was hat man davon?

Und das ist ein gutes Stichwort für mich. Was habe ich jetzt davon? Zusammengefasst kann ich sagen, dass Öl schon immer ein Streitpunkt war und wohl auch noch bleiben wird. Und dass Paraffine ganz schlimm sind bis hin zu gar nicht. Und ich werde mit dem Produkt über den Tisch gezogen während da aufwendige und kostspielige Verfahren eingesetzt werden, von denen keiner sagen kann, die sich zu dem Thema ausgelassen haben, ob es etwas nützt. Und ich bilde mir ein, dass es mir hilft. Vielleicht tröstet mich auch der Coupon, der das ganze günstiger gemacht hat. Wer weiß, vielleicht wäre auch eine Pille für schöne Haut zu 100% aus Traubenzucker genau so gut. Vorerst versuche ich es noch zusätzlich mit normalem Öl, was ja viel besser ist als die Paraffine, obwohl wiederum die Gegenseite behauptet, dass diese aufgrund der größeren Moleküle auch noch schlechter in die Haut eindringen.

Probieren geht über studieren. Das ist das Schöne am Internet man kann zumindest zu allem recherchieren. Aber ganz schnell kriegt man mehr Meinungen als man braucht und dann ist man genauso schlau wie vorher auch. Vielleicht der einzige Vorteil hier, dass man bestärkt wird. Vielleicht sollte man das Internet nicht als Informationsquelle, sondern als eine Entscheidungshilfe betrachten. Eine Entscheidungshilfe, die mich in der Meinung bestärkt, die ich schon immer hatte nur nicht bewusst zur Kenntnis nahm. Wer weiß vielleicht braucht die Welt da draußen noch meine Beiträge zum Thema, was passiert, wenn ich ein bestimmtes Kraut in eine bestimmte Konsistenz einrühre. Natürlich müsste das dann so eine persönliche Note noch von mir mitbringen, den Kalkulationsfaktor à la Sparfuchs. Ich glaube so selbstsicher bin ich da noch nicht, aber so ähnlich habe ich mal über einen eigenen Blog gedacht. Mal sehen.

(Foto: Cornelia Menichelli / pixelio.de)