Vor kurzem bin ich auf Facebook einigen Gruppen beigetreten. Vor allem Koch und Backgruppen. Man kommt ja nicht raus aus seiner Haut. Das Ganze einfach mal so, um zu schau'n, was die anderen so machen. Um einen Einblick in die breite Meinung zu erhalten und nicht nur immer auf gut durchgestylten Foodblogs unterwegs zu sein. Fotos anzuschmachten, sondern um einfach mal rauszukriegen, was denn der Nicht-Foodblogger so denkt. Was ich da so mitbekommen habe, das erstaunt mich wirklich sehr.
Da kamen mir öfter mal Meinungen entgegen, die sich gegen all das aussprechen, was ich hier tue. Gegen all die durchgestylten Fotos, arrangierten Dekoelemente und Zutaten und gegen all das was, was ich dachte, dass es einen guten Foodblog ausmacht. Die Rufe nach Authentizität, dem wahren Essen und zu Zeigen wie es wirklich aussieht, sind in diesen Gruppen wirklich richtig laut. Entsprechend werden dort auch vor allem ganz normale Fotos gepostet. Ohne Arrangement, ohne hier noch ein bisschen Mehl zur Deko, dort noch ein bisschen mehr Schatten, da noch ein Garn, um einen Farbklecks zu setzen.
Für mich Grund genug, dich heute auch mal ein bisschen hinter die Kulissen schauen zu lassen. Ganz einfach, um dir zu zeigen, dass bei mir genauso Küchenchaos herrscht, ich manchmal stundenlang mit Aufräumen beschäftigt bin und ich, wenn ich koche, genauso auch die 20 Jahre alten Rührschüsseln verwende, die sicher in irgendeiner Form auch bei dir rumstehen.
Dazu habe ich mir zwei relativ aktuelle Beiträge herausgesucht anhand von denen ich dir das mal zeigen möchte. Im ersten Beitrag geht es um das Homemade Ciabatta mit getrockneten Tomaten. Auf meinem Eröffnungsfoto siehst du das fertig gestaltete Foto für den Beitrag. Und hier nun ein Blick in meine altbackenen Schüsseln, mein Trittleiterchen (die Füße die du dort siehst sind übrigens Absicht), ganz authentisch in unserer Küche. Es wundert mich fast, dass nicht noch eine unserer Katzen auf dem roten Teppich sitzt. Genauso und nicht anders habe ich die drei verschiedenen Brote vorbereitet. Hin und wieder mal Mehl zugegeben, gefaltet und abgewartet bis der Teig soweit war.
Das zweite Foto zeigt dir nun die Vorbereitungen zur Entstehung des eigentlichen Fotos. Da siehst du den goldbespannten Reflektor rechts, der das Tageslicht des Fensters auf der linken Seite zurückwirft, unten im Bild den Fernauslöster und den Objektivdeckel, beides nur schnell hingeworfen.
Interessant ist vielleicht auch der Hintergrund. Da handelt es sich nämlich um meinen eigentlich weiß bemalten Regalboden, den ich einfach umgedreht habe. Darauf steht ein umgedrehtes Tablett, das sicher schon 40 Jahre alt ist und das ich bei meiner Oma abgestaubt habe sowie die anderen Utensilien für das Foto.
Achja, fotografiert ist das ganze selbstverständlich auf dem Bett. Nichts mit tollem Fototisch, super Tageslichtlampen und professionellem Equipment. Vermutlich ist die Kamera das einzig Professionelle, das ich für die Fotos verwende. Der Rest ist meist nur Kreativität und geschicktes Wegräumen oder drum herum Fotografieren.
Beim zweiten Beitrag siehst du nun einen Ausschnitt von der Blogger Wiesn Woche 2015 bei der ich zusammen mit Christina, einer lieben Dekobloggerin ein bayrisches Wiesnmenü gezaubert habe. Von Christina stammt die gesamte Deko für den Beitrag. Oben wieder das fertige Foto und hier unten siehst du meine Gäste auf der Bierbank sitzen.
Tatsächlich standen da unsere zwei Stative mitten im Garten, die Dekokiste von Christina, der benutze Grill vom Vorabend und die Alltagsgartenstühle gleich daneben. Niemand von uns war festlich in Tracht gekleidet oder hatte sich sonderlich schick gemacht.
Wir waren alle nur da, um einen schönen gemütlichen Nachmittag miteinander zu verbringen, gemeinsam zu essen und zu spielen. Und ja, zugegeben Christina und ich waren natürlich da, um Fotos für unsere Wiesn Woche zu schießen.
Aber ansonsten hatten wir einen ganz gemütlichen und unspektakulären Nachmittag. Vermutlich sieht es bei dir im Garten sogar weitaus weniger chaotisch aus, oder?
Ich kann den Frust mancher verstehen, die ein durchgestyltes Foodfoto sehen und sich danach fragen: "Was ist daran denn noch Echt?!"
Ich für meinen Teil begreife meine Foodfotografie als wunderbar kreative Sache, die mir unglaublich viel Freude bereitet und auf die ich in dieser Form nicht verzichten mag. Ich weiß aber auch, dass Vieles davon extra dafür arrangiert ist und dazu stehe ich auch. Ich sehe es als Kunstform. Wie ein Maler der sich Gedanken über sein Bild macht, mache ich mir Gedanken wie und mit welchen Farben der Lebensmittel ich ein schönes Bild "malen" kann.
Im Alltag hingegen esse ich ganz normal. Ohne viel Deko, ohne viel Arrangement oder durchgestylten Tellern. Da gibt es abends manchmal ein belegtes Brot und gut ist es.
Hin und wieder gibt es aber auch ausgefallene Sachen, die so toll sind, dass ich sie am liebsten so wie sie sind auf dem Blog veröffentlichen würde, es aber einfach nicht tue, weil ich ansonsten dem Stil dieses Blogs nicht mehr gerecht werden würde. Das ist teilweise auch sehr, sehr schade.
Gehört aber dazu.
Bestes Beispiel war der Mohn-Marzipanpudding. Da waren die ersten zwei Portionen so schnell aufgegessen, dass ich noch nicht mal dran dachte überhaupt ein Set dafür aufzubauen. Erst beim dritten Anlauf, 2 Wochen später, war es dann geplant ein richtiges Foodfoto daraus zu machen.
Und jetzt ist meine direkte Frage an dich, und ich hoffe tatsächlich sehr auf eine rege Diskussion zum Thema. Wie siehst du das Ganze? Bist du es auch leid durchgestylte Foodfotos zu sehen? Möchtest du das wahre Essen? Siehst du Foodfotografie auch als eine kreative Art zu Fotografieren?
Und natürlich will ich wissen, wie dir der Einblick hinter die Kulissen gefallen hat. Möchtest du mehr in dieser Art sehen?
Ich freue mich auf deine Antworten und sage:
Danke für's Lesen, Mitdiskutieren und Antworten.