Meine Woche in Büchern #9

Von Lenabosblog @LenaBorg

03. Oktober bis 09. November 2013


Die Sterne leuchten immer noch von Sarah Ockler

Nachdem mir ‘Verlieb dich nie in einen Vargas’ sehr gut gefallen hatte, wollte ich endlich ein weiteres Buch von Sarah Ockler lesen. Zu gut also, dass ‘Die Sterne leuchten immer noch’ schon auf meinem SuB bereit lag. Der Klappentext hatte mich natürlich sehr neugierig gestimmt und meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.


Es ist eine Sache, ein Jugendbuch über die erste Liebe und den ersten großen Verlust zu schreiben. Doch was Sarah Ockler mit ihrer Geschichte geschaffen hat, ist wirklich einzigartig.
Anna und Matt sind seit ihrer Kindheit miteinander befreundet. Gemeinsam mit Matts Schwester Frankie sind sie das perfekte, unzertrennliche Dreiergespann. Sowohl für Frankie als auch für Anna bricht eine Welt zusammen, als Matt völlig unerwartet an einem vorher nicht bekannten Herzfehler verstirbt. Was sich für euch vielleicht jetzt schon nach einer hochemotionalen Geschichte anhört, entpuppt sich als noch viel ergreifender, als ich persönlich es mir vor dem Lesen vorgestellt habe. Ich weiß nicht, ob ich dankbar oder fuchsteufelswild sein soll, dass die Autorin vor dem eigentlichen Einstieg in die Handlung, die letzten gemeinsamen Wochen von Anna und Matt für den Leser/die Leserin festgehalten hat. Obwohl sie diese Zeitspanne auf nur ca. 30 Seiten beschreibt, so ist Matt doch eine so liebenswerte und zum Schwärmen einladende Person, dass auch mir der Tod von Matt unheimlich nahe gegangen ist. Den Leser/die Leserin auf wenigen Seiten so für eine Figur begeistern zu können, zeugt von unheimlich großen Talent.


Schwer begeistert war ich außerdem von der Darstellung der Anna. Sie sieht sich mit Fragen konfrontiert, die mich sehr berührt haben. Hat sie das Recht, den Tod von Matt als ebenso großen Verlust wie ihre Freundin Frankie zu empfinden, obwohl Matt nicht IHR Bruder war, sondern nur ihre erste große Liebe? Wie kann sie ihrem Schmerz Ausdruck verleihen, wenn doch niemand von ihrer tiefen Liebe zu Matt wusste? Wie lange kann man es durchhalten, für seine beste Freundin stark zu sein und seine eigene Trauer nicht auszuleben?


Schön gewählt war außerdem das Setting der Geschichte. Nach Matts Tod verbringen Anna und Frankie ihre Sommerferien gemeinsam an dem Ort, den zuvor Matt und Frankie jeden Sommer mit ihren Eltern besucht haben. Obwohl Matt dieses Mal nicht physisch anwesend ist, ist er doch allgegenwärtig. Mit viel Liebe zum Detail und sehr viel Gefühl beschreibt Sarah Ockler die Zeit, die die Mädchen in der Nähe von San Francisco miteinander verleben. Durch Matts Tod erleben Anna und Frankie in ihrer Freundschaft viele Höhe und Tiefen und der Leser/die Leserin kann sehr eindrucksvoll miterleben, was der Verlust eines geliebten Menschen in Jugendlichen auslösen kann.

Fazit: Mit ‘Die Sterne leuchten immer noch’ hat Sarah Ockler ein tieftrauriges, aber auch wunderschönes Jugendbuch geschrieben. Die Geschichte steckt voller emotionaler Momente, die mich eiskalt erwischt haben. Doch gleichzeitig versprüht die Geschichte von Anna auch so viel Hoffnung, so dass ich das Buch glücklich zugeschlagen habe.

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Ich und Earl und das sterbende Mädchen von Jesse Andrews

“Darum denkt ihr möglicherweise: >>Wahnsinn! Das wird eine kluge und einfühlsame Geschichte über die Liebe und den Tod und das Erwachsenwerden. Wahrscheinlich werde ich von der ersten bis zur letzten Seite buchstäblich durchheulen. Ich kann’s kaum noch erwarten.<< Falls das eine korrekte Wiedergabe eurer Gedanken ist, solltet ihr das Buch am besten gleich in die nächste Tonne treten und dann so schnell wie möglich wegrennen.” (Vorwort, S. 9)


Ich gehörte wohl ganz klar zu den Leserinnen, die zwar keine Geschichte, die ohne Unterlass zu Träne rührt, erwartet hat, aber eine kluge und einfühlsame Geschichte mit all den von Jesse Andrews genannten Komponenten hätte ich mir bei diesem Buchtitel dann doch erhofft. Der Hinweis des Autors, man solle bei seinem Buch keine typische Geschichte erwarten, hätte mir Warnung genug sein sollen. ‘Ich und Earl und das sterbende Mädchen’ war in all seinen Facetten vollkommen anders, als ich jemals erwartet hätte.


Toll fand ich die außergewöhnliche Gestaltung des Buchs und den Aufbau der Geschichte. Gregs Affinität zum Film schlägt sich im gesamten Buch nieder. Angenfangen bei den kleinen Kameras, die an jedem Kapitelanfang zu finden sind, bis hin zu Passagen, die in Drehbuchform geschrieben wurden, gestaltet sich der Roman sehr abwechslungsreich und kreativ.
Als ich zu Beginn erfahren habe, dass der Protagonist Greg und sein Kumpel Earl selbst Filme drehen und in ihrer Freizeit viel Zeit damit verbringen, Filme anzuschauen, war ich begeistert und konnte sofort eine Verbindung zu den beiden aufbauen. Meine Begeisterung hat sich aber schnell in bittere Enttäuschung verwandelt. Einzigartige und sehr individuelle Figuren finde ich natürlich in Jugendbüchern toll und bewundere Autoren/Autorinnen für ihren Einfallsreichtum, wenn sie solche Charaktere erschaffen. In meinen Augen hat Jesse Andrews mit Greg und Earl jedoch etwas über die Strenge geschlagen, sodass Fakt ist, dass ich mit den beiden Figuren bis hin zum Ende einfach nicht warm geworden bin.


Greg habe ich als sehr egoistisch wahrgenommen. Zugegeben, er hat den Mut, den Leser/die Leserin sein wahres, überwiegend nicht schönes Inneres, zu offenbaren. Doch bei einer Hauptfigur erwarte ich schon ein paar liebenswerte Charakterzüge. Die konnte ich bei Greg leider gar nicht finden. Dazu ist es nicht gerade vorteilhaft, wenn der Leser/die Leserin immer wieder von Greg beschimpft wird. Für manche Leser/Leserinnen mag das eine unterhaltende, etc. Komponente der Geschichte sein, für mich hat es aber nicht dazu beigetragen, die sowieso schon angeschlagene Beziehung zwischen mir und Greg zu stabilisieren.


Earl und Greg haben eines gemeinsam; sie sind unheimlich vulgär. Wohl keiner kann sich davon freisprechen, in seinem Alltag Schimpfwörter zu benutzen und das verlange ich auch gar nicht. Doch kann ich eine Männerfreundschaft, die überwiegend aus einem vulgären Schlagabtausch, hinter dem kein weiterer Sinn steckt, beim besten Willen nicht ernst nehmen. Ein kleiner Funke Hoffnung machte sich breit, als Greg und Earl zum Ende der Geschichte doch noch echte Gespräche führten, doch kam das leider ein wenig zu spät.


Wenn im Buchtitel “das sterbende Mädchen” erwähnt wird, so erwarte ich als Leserin doch, dass ich sie im Laufe der Handlung ein wenig besser kennenlerne. Dem war leider nicht der Fall. Als Leser/Leserin erhascht man überwiegend einen Blick auf Rachel durch die Brille des Protagonsten Greg, was der Figurendarstellung der Rachel nicht immer gut tut. Dafür schweift Greg zum einen viel zu häufig von seinen Gedanken ab, beginnt plötzlich von seinem schweren Leben an der Highschool zu berichten oder fasst ein zuvor geführtes Gespräch mit Earl in all seiner Unappetitlichkeit zusammen.

Fazit: Vielleicht habe ich den durchgeknallten Greg und seinen Freund Earl einfach nicht verstehen können, vielleicht waren meine Erwartungen an das Buch ausschlaggebend, doch mich hat Jesse Andrews Buch bitterlich enttäuscht. Wer so wie ich von ‘Ich und Earl und das sterbende Mädchen’ ein bewegendes Jugendbuch über Krankheit und Tod erwartet, der sollte die Warnung des Autors im Vorwort ernst nehmen. Denn dank der mir sehr unsympathischen Figuren und der viel zu oberflächlichen Darstellung des kranken Mädchens, hat mich bisher kaum ein Buch so wenig berühren oder fesseln können, wie dieses.

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Light & Darkness von Laura Kneidl

‘Light & Darkness’ war für mich DIE Novemberneuerscheinung. Ich muss zugeben, dass ich vor dem Lesen ein wenig Angst hatte, denn es kommt nicht allzu häufig vor, dass man ein Buch einer Autorin liest, die man aus der Bloggerwelt kennt. Ich wollte unbedingt, dass mir Laura Kneidls Debüt gefällt. Und WIE es mir gefallen hat! Die Stimmen, die bereits vor dem Erscheinungstermin verlauten ließen, dass sich das Erstlingswerk von Laura Kneidl sehen lassen kann, hatten ohne Zweifel Recht. Nach dem Lesen von ‘Light & Darkness’ kann ich nur hoffen, dass wir noch einiges von Laura Kneidl zu lesen bekommen werden.
‘Light & Darkness’ ist ein wahrlich fantastisches Lesevergnügen. Bestückt mit allerlei dystopischen Elementen nimmt die Geschichte um die 17-Jährige Delegantin Light und dem 20-Jährigen Dämon Dante den Leser auf eine abenteuerliche Reise. Und mit abenteuerlich meine ich, dass ich aus dem Schwärmen, Schmunzeln und Mitfiebern nicht mehr herausgekommen bin.
Die Mischung aus Fantasy- und Dystopielementen ist Laura Kneidl außerordentlich gut gelungen. Mit jedem Kapitelanfang, das mit einem Zitat aus dem Buch der Delegation beginnt, wird der Leser auf das darauffolgende Kapitel eingestimmt. Mit ihrer erschaffenen Welt rundum die Delegation und die fantastischen Wesen beweist Laura Kneidl viel Kreativität. Je weiter man die Geschichte liest, desto deutlicher wird, wie viel Liebe die Autorin in ihre Geschichte gesteckt hat, sodass man nicht umhin kommt, als die Entwicklungen der Handlung mit Begeisterung und Faszination zu verfolgen.
Die verschiedensten fantastischen Wesen, angefangen bei Vampiren und Dämonen, bis hin zu Phöenixen, bieten viel Abwechslung und die Beschreibungen der Wesen bereitet Freude und fasziniert zugleich.
Mein absolutes Highlight waren allerdings die Hauptfiguren des Buchs, Light und Dante.
Light war eine solch liebenswerte Protagonistin, dass ich sie bereits nach wenigen Seiten in mein Herz schließen musste. Doch war es in meinen Augen Dante, der alle anderen Figuren an die Wand gespielt hat. Auf Dante passt der Ausspruch ‘Harte Schale, weicher Kern’ zu hundert Prozent zu. Wie die Protagonistin Light beginnt man trotz seiner düsteren und abweisenden Art schnell, Dante lieben zu lernen. Die gegensätzlichen Figuren, Light, die ein Herz aus Gold hat, und Dante, der deutlich zu verstehen gibt, jeden in seiner Umgebung zu hassen, bieten anfangs einen enormen Unterhaltungswert. Immer wieder habe ich mich dabei erwischt, wie der Schlagabtausch der beiden mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Im Laufe der Handlung wurde ich dieses Lächeln gar nicht wieder los. Denn was als eine Beziehung voller Abneigung beginnt, entwickelt sich zu einer herzzerreißenden und zum Schwärmen einladenden Bindung, die mein Herz hat höher schlagen lassen.

Fazit:Ich hoffe sehr, dass noch viele Leser das fabelhafte Debut von Laura Kneidl lesen und lieben werden. Die fantastisch und dystopisch angehauchte Geschichte, verziert mit einer großen Portion Gefühl, hat mich den Alltag vergessen lassen und hellauf begeisert.

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