Mir ist bewusst, dass euer Leben in den vergangenen Jahren härter geworden ist. Der Versandhändler aus Deutschland macht euch die Kundschaft abspenstig, die Leute, die sich noch in eure Geschäfte verirren, kommen nur, um Schuhe anzuprobieren und dann doch im Netz einzukaufen und dann habt ihr auch noch andauernd Scherereien, weil die Biligware, die ihr verkauft, nicht lange hält, was den kleinen Rest an Stammkundschaft, der euch erhalten geblieben ist, vergrämt. Kein Wunder also, dass ihr allmählich nervös werdet.
Dennoch muss ich euch etwas fragen: Was denkt ihr, weshalb ich zu euch komme? Um mir Imprägnierspray – „100 Prozent mehr Inhalt zum gleichen Preis!“ – aufschwatzen zu lassen? Um mich davon überzeugen zu lassen, dass ich ohne Wildlederbürste und Spezialpflege für dunkelblaue Schuhe nie ein wahrhaft glückliches Leben führen werde? Um mich vo euch beschwatzen zu lassen, nur mit einer Mitgliedschaft in eurem Schuhclub sei mein Leben noch lebenswert? Um festzustellen, dass eure Verkäuferinnen nicht in der Lage sind, den Satz „Ich habe jetzt leider keine Zeit, um mich mit Ihrem Schuhclub zu befassen und Zubehör brauche ich nicht“ zu verstehen.
Wisst ihr, liebe Schuhverkäufer, was ich tun werde, wenn ihr nicht damit aufhört, mich an der Kasse zu beschwatzen? Ich werde mir im Internet – natürlich nicht bei eurem grossen Konkurrenten aus Deutschland, sondern bei einem tollen Öko-Geschäft – die richtig coolen Öko-Schuhe, die ich bei euch vergeblich suche, bestellen. Ja, im Internet werde ich auch mit Werbung belästigt, aber die kann ich dezent wegclicken. Manche eurer Verkäuferinnen hingegen bringe ich nur zum Schweigen, wenn ich, nachdem ich mit meinem höflichen Nein gescheitert bin, so richtig unfreundlich werde.