Dies ist ein Beitrag von Aussie Buschfunk
Irina: Wieso bist du damals nach Australien geflogen?
Romy: Eigentlich wollte ich vor einigen Jahren durch Italien reisen. Flug und Sprachkurs waren schon gebucht, als ich mich Hals über Kopf verliebte. Ich dachte damals, er ist meine große Liebe, mein Seelenverwandter. Aber auch mein Geliebter hatte einen Flug gebucht: Sein Plan war es, 3 Wochen später für ein Work & Travel nach Australien zu fliegen. Als ich ihn zum Flughafen brachte, dachte ich mir, es ist doch viel schöner, zu zweit zu reisen. Also stornierte ich mein Italienticket und buchte meinen Flug nach Australien.
Es dauerte 3 Monate, bis ich meine Reise organisierte und im Flieger saß. Die Liebe klappte aber überhaupt nicht. Ich war so blind. Wir funktionierten nicht zusammen. Wir reisten trotzdem 6 Monate gemeinsam durchs Land, bis ich es nicht mehr konnte. Ich zahlte ihm das Geld für unseren gemeinsamen Van aus und fuhr dann ohne ihn weiter. Ich fand immer andere Backpacker, die eine Strecke mit mir reisten und die Kosten mit mir teilten.
Irina: Wie bist du in Esperance gelandet und wie hast du deinen Ehemann kennengelernt?
Mit dem Campervan unterwegs
Romy: Ich fuhr mit einer Französin und einem Deutschen von Esperance in den Nationalpark. 70 km außerhalb der Stadt ist mein Auto kaputt gegangen. Nichts funktionierte, kein Telefon, kein Internet. Erst nach einigen Stunden kam ein Auto vorbei. Die Insassen, John und Stephanie, sind jetzt sehr gute Freunde von mir. Sie waren so nett zu uns. Sie schleppten uns zum nächsten Rastplatz und luden uns zum BBQ ein. Am nächsten Morgen organisierten sie Freunde mit einem Anhänger für mein Auto und brachten uns zurück in die Stadt. Meine Mitfahrer reisten weiter. Doch ich blieb bei John und Stephanie, um zu warten, bis mein Auto repariert war. Letztendlich lebte ich aber ein ganzes Jahr lang bei ihnen.
John und Stephanie nahmen mich überall hin mit und auf einem privaten BBQ lernte ich Layton kennen, meinen heutigen Ehemann. Layton war von Anfang an Feuer und Flamme. Ich hatte aber genug von Beziehungen. Ich wollte die Welt sehen, also erst mehr von Australien, dann Neuseeland und Kanada. Deshalb sträubte ich mich gegen eine neue Beziehung. Dann verliebte ich mich aber doch, denn Layton war der erste Mann, bei dem ich die Person sein kann, die ich wirklich bin. Ich kann ihm mein Inneres zeigen und meine Gefühle offenbaren.
Irina: Wie sahen eure Pläne aus?
Romy & Layton
Romy: Ich wollte bei Layton bleiben, ihn aber nicht nur wegen dem Visum heiraten. Ich konnte damals mein Working Holiday Visum um ein Jahr verlängern, weil ich 3 Monate auf einer Farm arbeitete. Wir wollten versuchen, ein De Facto Visum zu beantragen. Insgesamt war ich 13 Monate in Esperance, war aber nicht die ganze Zeit mit Layton zusammen. Wir konnten nicht nachweisen, dass wir ein Jahr lang als Paar zusammenlebten, denn wir hatten nicht lange genug ein gemeinsames Bankkonto usw. Deshalb flogen wir kurz vor Ablauf meines Visums zusammen nach Deutschland und ich beantragte sofort von Deutschland aus ein Touristenvisum für Australien.
Unser Plan war es, dass ich als Tourist mit ihm in Australien zusammen lebe würde. Nach dem Jahr wollten wir das De Facto Visum beantragen. Man erhält dann ein Überbrückungsvisum und kann so lange in Australien bleiben, bis das Visum genehmigt wird. Leider kam es aber nicht dazu, denn die australische Behörde lehnte meinen Antrag zum Touristenvisum ab. Für die Behörde war es offensichtlich, dass ich nach 2 Jahren Aufenthalt dauerhaft in Australien leben wollte. Deshalb forderten sie mich dazu auf, ein permanentes Visum zu beantragen.
Irina: Welches Visum hast du dann beantragt?
Romy: Wir haben alle möglichen Visa in Erwägung gezogen. Letztendlich beantragten wir doch das Verlobtenvisum, bei dem wir innerhalb von 9 Monaten heiraten mussten. Das dauerte aber alles seine Zeit. Also musste Layton nach einem Monat ohne mich zurück nach Australien fliegen.
Irina: Wie habt ihr eure Fernbeziehung überstanden?
Romy: Wir unterhielten uns fast jeden Tag über Skype. Ich zog in eine WG und arbeitet viel. Es war eine wilde Zeit: Arbeiten, Ausgehen und Skypen. Mein Hauptziel war es, soviel wie möglich Geld zu verdienen, damit wir uns sehen konnten. Layton besuchte mich zu Weihnachten, im April trafen wir uns in Hongkong und im Sommer kam Layton wieder nach Deutschland. 4 Wochen später flogen wir endlich gemeinsam nach Australien.
Die Bearbeitungszeit für Partnervisa ist ziemlich lang und die Gebühren werden immer teurer. Mir wurde damals gesagt, dass die Bearbeitungszeit bis zu 9 Monate dauern kann. Es werden pro Jahr nur eine begrenzte Anzahl an Partnervisa ausgegeben. Die Beamtin bei der australischen Botschaft, die ich damals anrief, sagte, sie sei gezwungen, meinen Antrag 6 Monate liegen zu lassen, weil erst dann neue Partnervisa freigegeben werden. Ich glaube, mittlerweile beträgt die Bearbeitungszeit sogar 15 Monate.
Nach 6 Monaten erhielt ich endlich das Visum. Es dauerte eine Weile, bis die Kündigungsfristen meiner Jobs und meines WG-Zimmers abliefen. Dann reisten Layton und ich noch gemeinsam durch Deutschland, um meine Familie und Freunde zu besuchen.
Irina: Warum musstet ihr letztendlich so schnell heiraten?
Romy: Ich habe die Bedingungen für das Verlobtenvisum falsch verstanden. Ich dachte, wir hätten 9 Monate nach der Einreise in Australien Zeit zum Heiraten, stattdessen mussten wir schon innerhalb von 9 Monaten nach der Visumgewährung heiraten. Wenn man dies nicht einhält, wird man ausgewiesen. Wir hatten somit nach unserem Rückflug nur noch 3 Monate Zeit zum Heiraten. Jedoch begann ein wenig später die Erntezeit und somit wären die meisten Verwandten und Freunde von Layton zu beschäftigt gewesen, um bei der Hochzeit dabei zu sein. Plötzlich standen wir vor einer großen Herausforderung: Wir hatten zur 2 Wochen Zeit, die Hochzeit zu organisieren.
Irina: Wo habt ihr geheiratet und wie war die Hochzeit?
Die Hochzeit am Strand
Romy: Eigentlich hätte mir eine kleine Hochzeit im Standesamt gereicht. Layton hatte allerdings andere Vorstellungen. In Esperance gibt es jedoch kein Standesamt. Man engagiert einen sogenannten „Marriage Celebrant“ und der kommt dahin, wo man heiraten möchte. Letztendlich feierten wir mit 50 Gästen am Twilight Beach, einer der schönsten Strände in Esperance.
Leider konnte keiner meiner Verwandten und Freunde so kurzfristig nach Australien fliegen. Aber wir nahmen mehrere Computer und Internet-Sticks zum Strand mit. Eine deutsche Freundin, die auch in Esperance lebt, organisierte die Skype-Verbindung und beantwortete Fragen der deutschen Gäste. Die waren so süß, haben sich vor dem Computer schick gemacht und waren somit Live dabei.
Von der Organisation her lief alles wunderbar. Mein Hochzeitskleid hing bereits im Schrank, denn ich kaufte es bereits in Deutschland. Meine Schwägerin ist eine Fotografin und organisierte die Hochzeitsfotos. Laytons Schwägerin backte eine dreistöckige Torte. Wir feierten nach der Zeremonie in dem Cafe, in dem ich damals arbeitete. Die Gäste brachten leckeres Essen mit und wir hatten eine schöne Party. Obwohl meine Hochzeit in Australien anders verlief, als ich vorher plante, bin ich doch froh darüber, dass wir eine Feier im Kreis unserer Lieben hatten.
Ein schöne Geschichte mit Happy End! Hier kannst du ein weiteres Interview von Romy lesen: