Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims
Annabel Pitcher
Goldmann, 2012
978-3442312535
16,99 €
Jamies Schwester lebt auf dem Kaminsims. Seit sie gestorben ist, bricht die Familie auseinander. Jamie verheimlicht, dass er sich kaum an seine Schwester erinnern kann. Als der Vater mit Jamie und seiner Schwester auch noch wegzieht, scheint alles am Ende zu sein. In seinem Spiderman T-Shirt wartet er darauf, dass seine Mutter vorbei kommt und darauf, dass sich das Leben verändert….
Jamie ist wohl der Charakter, der wirklich greifbar sein sollte. Aus seiner Sicht erfahren wir alles, was sein Leben ausmacht und auch die Schmach: nur ein Junge zu sein.
Sunya, ein Mädchen aus seiner Klasse, überzeugt mich mit ihrer Lebenslustigkeit, ihren wachen Augen und ihrem Kampfgeist. Der Lichtblick im Buch, denn sie verteilt Sonne mit jedem ihrer Worte.
Der Vater ist so schrecklich, dass ich ihn immer anschreien wollte. Und deswegen ist es der Autorin gut gelungen, ein Feindbild zu erschaffen. Ich habe lange kein Buch mehr gelesen, bei dem ich so wütend sein konnte und der Charakter wirklich alles dafür getan hat, gehasst zu werden.
Die Kulisse sind normale Häuser und deren Fassaden. Hinter diesen versteckt sich eine Welt aus Traurigkeit und ohne Kinderlachen. Zwischendurch sind wir mit Jamie in einer Schule, die ich auch sehr eigenartig fand, denn die Lehrerin redet nur von Gott und kleine Männchen müssen sich auf Wolken hocharbeiten.
Wenn ein Kind stirbt, ist es immer schwierig damit zu recht zukommen. Und ich möchte es mir gar nicht vorstellen und schon gar nicht erleben. Die anderen Kinder werden vom Vater und der Mutter eigenartig behandelt und Jamies Geschichte ist wirklich schrecklich. Im Stich gelassen, zum Erwachsen werden gezwungen, versucht er irgendwie in einer Welt klarzukommen, die ihm niemand erklärt.
Trauerbewältigung hätte ein Thema sein können, aber es wird ausgegrenzt, denn niemand in der Familie will sich wirklich mit diesem Prozess beschäftigen.
Normale Einsichten in ein Familienleben gibt es kaum, denn ein normales Leben ist nicht möglich. Lichtblicke sind sehr kurz, können oft nicht wahrgenommen werden und setzen die Kinder, vor allem Jamie, unter Druck.
Alkohol und Einsamkeit springen dem Leser entgegen und vervollständigen ein trauriges Bild.
Der Titel des Buches ist schön übernommen worden und macht natürlich gleich neugierig. Es ist klar, was der Leser zu erwarten hat, verrät aber nicht zu viel.
Jamies Sicht auf die Dinge ist an manchen Stellen sehr schlecht beschrieben und hat mich oft zur Weißglut getrieben. Außerdem finde ich es grausam, wenn ein Kind so eine Bürde zu tragen hat.
Auch hier muss ich leider eine schlechte Bewertung verteilen. Mit nur zwei Bücherpunkten ist klar, dass mich das Buch nicht überzeugt hat. Zu düster für ein Kind, ist mir Jamie einfach nicht nachvollziehbar und somit hat er mich nicht berührt:
