Mit Staunen ist immer wieder groß wenn ich von Neo-Nazis höre oder lese. Meine Erlebnisse mit "echten" Nazis waren so widerlich, grauenvoll, schmerzhaft und traumatisch, dass es mir immer wieder ein Rätsel ist, wie diese armen Irren dazu kommen sich damit zu identifizieren.
Das Jahr meiner Geburt war 1952, also sieben Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges. Was mir in den ersten 10 Jahren meines Lebens nicht bewusst war, auch nicht bewusst sein konnte: Ich, und alle anderen Kinder mit mir, waren damals von alten Nazis umgeben, die mehr oder weniger viel Kreide gefressen hatten um sich in der Nachkriegszeit, meist ohne bessere Einsicht, durchzumogeln.
Erst in den 60er Jahren bekam ich bei dem einen oder anderen von den alten Herren ein ungutes Gefühl, weil ich, im Gegensatz zu den meisten meiner gleichaltrigen Freunde, das Glück hatte, von einem für damalige Verhältnisse kritischen Vater erzogen zu werden.
"Meine" ersten Nazis:
- Der Lehrer. In der Zwergschule in dem Dorf in dem meine Familie lebte. Prügelstrafen, vorwiegend die so genannten "Tatzen", waren an der Tagesordnung. Diese Strafen trafen vor allem die "faulen" Schüler. In diese Kategorie fiel man immer, wenn man nicht im Sinne des Lehrers funktionierte. Im Gemeinschaftskunde-Unterricht bekamen wir von verschiedenen Systemen zu hören in denen Menschen lebten. Da war z.B. der Kommunismus, der in unerträglicher Weise alle gleich machen wollte und nicht akzeptierte, dass Menschen unterschiedlich sind. Dann gab es die Demokratie, in der jeder reden konnte und in der man vor lauter diskutieren und besprechen mit allen Beteiligten nie zu einem Ergebnis kommt. Als letztes und klar überlegenes System wurde uns die Diktatur (mir ist nicht mehr gegenwärtig wie er es selbst genannt hat) vorgestellt. In diesem System führt eine Person und/oder eine Elite mit starker Hand das Volk zu seinem eigenen Besten. Wer diese Person ernennt oder diese Elite bestimmt, blieb im Dunkel. Ein Ergebnis dieses Unterrichtes war, dass die Deutschen eine "starke Hand" bräuchten, was ich als Zitat immer wieder zu hören bekam.
- Der Onkel. Der älteste Bruder meiner Mutter aus dem gleichen Dorf, erzählte immer mal wieder mit Begeisterung von der Nazi-Schulung für die Landjugend im Nachbardorf Mühlhausen, welche ihm zuteil wurde. Er hat später als "Landwirt" (Bauer durfte man nicht sagen) und "Herrenmensch" nach der Besetzung Polens enteignete Güter im Auftrag der Nazis verwaltet. Er war sehr autoritär und verprügelte regelmäßig und sehr ausgiebig meine beiden älteren Cousins. Diese Prügelstrafe hatte nichts mit der Ohrfeige oder dem Klaps auf den Po zu tun, welches man heute als körperliche Züchtigung sehen würde. Mit Lust und Ausdauer konnte er eine Prügelorgie auch mal bis zu 15 bis 20 Minuten pro Kind ausdehnen, meist benutzte er dazu einen Stock. Es war wohl der Respekt vor meinem Vater, der ihn hinderte auch mich oder meine Schwester dieser Folter zu unterziehen. Ein Kinderbuch, an das ich mich erinnere und das meine Cousins in den 50er Jahren zu lesen hatten, handelte von essbaren und giftigen Pilzen als Vergleich zu "guten" Menschen und Juden. Dass dieser Mann ein Mitglied des dörflichen Kirchengemeinderates sein konnte, war einer der Gründe für mich, mit 17 Jahren gleich wieder aus der Kirche auszutreten.
- Ein weiterer Lehrer. Ihn hatte ich während meiner Schulzeit in Wiesloch, dem nächst größeren Ort. Sein Name war Ulrich, er war CDU-Stadtrat und sehr stolz darauf, dass sein bärtiger Vater kein Nazi, sondern in der Weimarer Zeit ein aktives Mitglied der Zentrumspartei war. Aus diesem Umstand erklärte er sich und seinen Vater zu Antifaschisten. Seine pädagogischen Methoden sind erwähnenswert: Ohrfeigen und Tritte waren auch ihm nicht fremd. Hatte einer der Schüler wiederholt seine Hausaufgaben nicht gemacht, dann musste die gesamte Klasse (23 Jungs und 6 Mädchen) eine Stunde länger da bleiben, mit der Bemerkung: "Ihr wisst ja bei wem ihr Euch zu bedanken habt"...
Das Jahr meiner Geburt war 1952, also sieben Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges. Was mir in den ersten 10 Jahren meines Lebens nicht bewusst war, auch nicht bewusst sein konnte: Ich, und alle anderen Kinder mit mir, waren damals von alten Nazis umgeben, die mehr oder weniger viel Kreide gefressen hatten um sich in der Nachkriegszeit, meist ohne bessere Einsicht, durchzumogeln.
Erst in den 60er Jahren bekam ich bei dem einen oder anderen von den alten Herren ein ungutes Gefühl, weil ich, im Gegensatz zu den meisten meiner gleichaltrigen Freunde, das Glück hatte, von einem für damalige Verhältnisse kritischen Vater erzogen zu werden.
"Meine" ersten Nazis:
- Der Lehrer. In der Zwergschule in dem Dorf in dem meine Familie lebte. Prügelstrafen, vorwiegend die so genannten "Tatzen", waren an der Tagesordnung. Diese Strafen trafen vor allem die "faulen" Schüler. In diese Kategorie fiel man immer, wenn man nicht im Sinne des Lehrers funktionierte. Im Gemeinschaftskunde-Unterricht bekamen wir von verschiedenen Systemen zu hören in denen Menschen lebten. Da war z.B. der Kommunismus, der in unerträglicher Weise alle gleich machen wollte und nicht akzeptierte, dass Menschen unterschiedlich sind. Dann gab es die Demokratie, in der jeder reden konnte und in der man vor lauter diskutieren und besprechen mit allen Beteiligten nie zu einem Ergebnis kommt. Als letztes und klar überlegenes System wurde uns die Diktatur (mir ist nicht mehr gegenwärtig wie er es selbst genannt hat) vorgestellt. In diesem System führt eine Person und/oder eine Elite mit starker Hand das Volk zu seinem eigenen Besten. Wer diese Person ernennt oder diese Elite bestimmt, blieb im Dunkel. Ein Ergebnis dieses Unterrichtes war, dass die Deutschen eine "starke Hand" bräuchten, was ich als Zitat immer wieder zu hören bekam.
- Der Onkel. Der älteste Bruder meiner Mutter aus dem gleichen Dorf, erzählte immer mal wieder mit Begeisterung von der Nazi-Schulung für die Landjugend im Nachbardorf Mühlhausen, welche ihm zuteil wurde. Er hat später als "Landwirt" (Bauer durfte man nicht sagen) und "Herrenmensch" nach der Besetzung Polens enteignete Güter im Auftrag der Nazis verwaltet. Er war sehr autoritär und verprügelte regelmäßig und sehr ausgiebig meine beiden älteren Cousins. Diese Prügelstrafe hatte nichts mit der Ohrfeige oder dem Klaps auf den Po zu tun, welches man heute als körperliche Züchtigung sehen würde. Mit Lust und Ausdauer konnte er eine Prügelorgie auch mal bis zu 15 bis 20 Minuten pro Kind ausdehnen, meist benutzte er dazu einen Stock. Es war wohl der Respekt vor meinem Vater, der ihn hinderte auch mich oder meine Schwester dieser Folter zu unterziehen. Ein Kinderbuch, an das ich mich erinnere und das meine Cousins in den 50er Jahren zu lesen hatten, handelte von essbaren und giftigen Pilzen als Vergleich zu "guten" Menschen und Juden. Dass dieser Mann ein Mitglied des dörflichen Kirchengemeinderates sein konnte, war einer der Gründe für mich, mit 17 Jahren gleich wieder aus der Kirche auszutreten.
- Ein weiterer Lehrer. Ihn hatte ich während meiner Schulzeit in Wiesloch, dem nächst größeren Ort. Sein Name war Ulrich, er war CDU-Stadtrat und sehr stolz darauf, dass sein bärtiger Vater kein Nazi, sondern in der Weimarer Zeit ein aktives Mitglied der Zentrumspartei war. Aus diesem Umstand erklärte er sich und seinen Vater zu Antifaschisten. Seine pädagogischen Methoden sind erwähnenswert: Ohrfeigen und Tritte waren auch ihm nicht fremd. Hatte einer der Schüler wiederholt seine Hausaufgaben nicht gemacht, dann musste die gesamte Klasse (23 Jungs und 6 Mädchen) eine Stunde länger da bleiben, mit der Bemerkung: "Ihr wisst ja bei wem ihr Euch zu bedanken habt"...