Action Bronson – Blue Chips
Herzlich Willkommen zu einer weitern Ausgabe von HipHop von und für Leute, die vom realen game wenig Ahnung haben, aber eben auch mal gerne ne Runde ballen like crazy. Auch diesmal handelt es sich um ein Mixtape, dessen Instrumentals einfach zu gut sind, um nur auf dem court diskutiert zu werden und dessen Namensgeber, Action Bronson, zudem schön entspannt flowen kann und im Gegensatz zu seinen harten Kollegen neben Frauen vor allem von Essen und Grass erzählt.
Daher besuchen wir den Mann in seinem Haus im New Yorker Stadtteil Queens.
Hinter der Haustür riecht es nachTunfisch, was nicht weiter verwundert, war der Hausherr doch vor seiner Musikkarriere Chef in einem New Yorker Restaurant. Apropos: Vor uns steht ein Typ, der aussieht wie Rick Ross nach einer Michael Jackson Behandlung, mächtig, weiß und mit einem roten Vollbart ausgestattet. Im Bad um die Ecke scheint ein Klezmer-Orchester zu stehen, dass leider schon so viel geraucht hat, dass es immerwährend die selbe Melodie spielt. Bron lässt sich davon stören und so erzählt er von Tunfisch und Frauen bis ihn sein Kumpel Roc Marciano ablöst. Geht er eben weiter und zeigt uns sein Kasinozimmer, an einer Wand hängt ein Poster von ‘Steve Wynn’ und auf einem Sofa spielt ein Typ mit langen, graudurchzogenen Haaren und einem alten Holzfällerhemd auf einer ramponierten Telecaster ein Westcoast-Guitarren Riff. Nach diesem Ansatz von poppiger Leichtigkeit rekapituliert Bronson im Schlafzimmer seine ‘Thug Love Story 2012′, inklusive sozialer Missstände und einer Penis-OP.Trotzdem schnippt neben dem Bett ein Doo-Woop-Chor und liefert ein entspanntes Schuwab-Schuwab-Muster, aus dem sich unter Streichern ein Beat erhebt. Das Laken wird zurückgeschlagen und darunter steht ein Opernsänger. Leider hab ich an dieser Stelle vergessen wie der Gastgeber ihn vorgestellt hatte, da er schon längst wieder über Essen spricht. Wir folgen ins Wohnzimmer. Dort dreht sich eine Mischung aus Exilitalienern, Rabbis und dem, was den New Yorker Central Park bei Nacht ausmachte friedlich zu ‘Blue Chips’ im Kreis während im Esszimmer noch der ’9-24-11′, also Thanksgiving zu sein scheint.Es riecht nach Muffins und der Soundtrack kommt von einer Holzkommode aus der rechten Ecke, auf der ein Grammophon inklusive Shellakplatte steht. Leider dreht sie sich nur ein paar Sekunden, bis sie an einer Stelle hängen bleibt und nur noch den Backgroundchor wiederholt. Hier muss man sich vorstelllen, wie Bronson mit dem Einsetzen des Beats auf den gedeckten Tisch springt, die Taschen voller Süßkartoffeln und Truthahn über die Gäste hustet. Nach gut vier Minuten verlassen wir die Szene unter trauiger Geigenbegleitung wieder.
Auf dem Rausweg kommen wir noch in der Küche vorbei. Dort stehen Tapas mit Bläsern und aus einem alten Radio in der Abstellkammer hört man einen leisen Samba-Rythmus. Wie man das nennt? Küchenrap! Und der beste Teil einer Feier findet bekanntlich eh immer in der Küche statt. Beim Verlassen sehen wir noch die Silhouette von Ghostface Killa am Dachfenster und ja, an irgendwen erinnerte einen Bronsons Art zu sprechen schon die ganze Zeit. Tja, fragt man eben beim nächsten mal. Dann hat man auch einen Grund, auf dem Court im Hinterhof ein paar Körbe mit ihm zu werfen.
Johannes Hertwig
Mixtape legal downloaden.
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