Je kälter es wird umso weniger frische Kräuter gibt mein kleiner aber feiner Garten auf Balkonien her. Genau deshalb ziehe ich so gerne Sprossen und Keimlinge.
Was ich damit meine? Aus unscheinbaren Körnern, Samen oder auch Getreidekörnchen können mit Hilfe von ein bisschen Wasser überraschend schnell ziemliche Superfoods und nährstoffreiche Mini-Pflanzen entstehen. Und das zu jeder noch so eisigen oder heißen Jahreszeit, ohne Boden oder Sonneneinstrahlung, mit kaum Arbeitsaufwand, dafür aber mit einem sicheren Ertrag innerhalb von 4 bis 5 Tagen.
Zuerst zu den Hintergrund-Fakten EinweichenWeichen wir Körner, Samen, Nüsse oder auch verschiedenstes Getreidesorten für mehrere Stunden in Wasser ein, unterstützen wir unseren Körper dabei die darin versteckten Nährstoffe und Proteine viel besser aufzunehmen und sorgen für eine optimale Verdauung ohne Beschwerden. Viele Nüsse und auch Getreidesorten haben außerdem eine giftige Schutzschicht die sie in der Natur davor schützen soll von Tieren verspeist zu werden bevor sie überhaupt die Chance hatten sich zu gestandenen Pflanzen zu entwickeln. Logisch irgendwie. Sie können sich ja nur schwer mit Händen und Füßen wehren. Diese giftige Schutzschicht schränkt die Funktion unserer Verdauungsenzyme ein und tut somit auch uns Menschen nicht unbedingt gut - vor allem wenn wir viel Getreide oder auch Nüsse konsumieren. Durch das Einweichen in Wasser (mehrere Stunden) verändert sich deren Struktur und schädliche Stoffe wie Phytin werden abgebaut. Durch diesen Vorgang, beugen wir Bauchschmerzen oder Verdauungsbeschwerden nach dem Konsum von zu viel Getreide oder Nüssen vor. Sie bekommen uns einfach besser und liefern und dadurch auch weitaus mehr Nährstoffe.
Keimen und Sprossen ziehenGeben wir den eingeweichten Nüssen, Erbsen oder Getreidesorten dann auch noch Zeit zu keimen und im wahrsten Sinne Wurzeln zu schlagen, fangen sie im Grunde erst richtig an zu leben. Bei Samen und Mini-Körnern kann man den Prozess des Einweichens meist überspringen und es reicht sie einfach nur in ein Gefäß zu füllen und sie regelmäßig mit Wasser abzuspülen. Auch sie fangen irren schnell an zu keimen und Vitamine- und Nährstoffe zu produzieren. Der Nährwert von gekeimten Samen, Nüssen und Co verdoppelt und verdreifacht sich. Man muss nur mal überlegen: hat man Sprossen und Keimlinge daheim, erntet man im wahrsten Sinne frisch vom Feld. Besser gehts kaum.
Muss man das wirklich bei allen Getreidesorten, Nüssen und Samen machen?Nein. Zugegeben, da würde man ein „Schwammerl" werden. Und um ehrlich zu sein, ich weiß nur selten schon 12 Stunden zuvor ob ich eben dann Lust auf einen feinen Quinoasalat habe. ABER diese Art der Vor- bzw. Zubereitung kann durchaus ihre Vorteile haben - vor allem für all jene mit Verdauungsproblemen. Außerdem ist es nicht wirklich viel Aufwand und in manchen Fällen lohnt es sich gewaltig. In welchen Fällen? Dazu würde ich empfehlen weiterzulesen.
Was ich regelmäßig tue und was ich mir lieber spare ...Persönlich weiche ich nur Getreidesorten wie Buchweizen über Nacht in Wasser und etwas Apfelessig ein. Die Säure unterstützt die Produktion guter Enzyme und neutralisiert die Giftstoffe in Getreide und Co. Tags darauf spüle ich das Ganze gut ab lasse es rund zwei Tage keimen. Meist verwende ich dafür ein Keimglas (siehe Bild unten) oder ein Sieb. Dazu spüle ich die Körner 2 x täglich kurz mit Wasser ab und lasse dieses dann gut abtropfen. Sobald sich die Sprossen zeigen und rund 1-2 cm lang sind, verarbeite ich sie zu einem wärmenden Porridge, Brot oder eben dem hier angeführten Rezept. Meist ist das Teil meiner wöchentlichen Vorbereitungs-Routine und so kann ich sicher gehen immer ein schnelles Frühstück oder Mittagessen parat zu haben.
Was ich auch immer einweiche sind Kichererbsen. Natürlich kann man die schon fertig aus der Dose oder dem Glas kaufen. Kauft man allerdings die ungekochten Erbsen, lohnt es sich diese über Nacht in Wasser und Apfelessig einzulegen, sie danach gut abzuspülen und in einem Keimglas für rund 4 Tage wachsen zu lassen. Dazu muss man sie jeweils morgens und abends kurz mit Wasser abspülen und dieses dann abtropfen lassen. Anfangs dauert es immer ein bisschen. Sobald aber die ersten Knospen aus den Erbsen rausschauen geht es so richtig ab und man hat im Nu viele kleine Mini-Pflanzen. Meist koche ich sie dann ganz kurz in heißem Wasser ab und verarbeite sie anschließend zu Hummus oder röste sie in einer Pfanne mit Koksöl und Paprikapulver um sie dann in Salate einzubauen. Ziemlich lecker sag ich euch!
Ab und an weiche ich auch eine große Menge an Nüssen wie Mandeln, Haselnüsse oder Walnüsse über Nacht in Wasser und etwas Essig ein. Danach könnte man sie natürlich auch keimen lassen (wie oben beschrieben). Sobald die ersten Sprossen sichtbar sind können die Nüsse beispielsweise zu leckerer Nussmilch verarbeitet werden. Meist lasse ich sie aber nicht mehr keimen sondern trockne sie einfach für weitere 12 Stunden in meinem Dörrautomaten oder bei niedrigster Temperatur im Ofen. Zugegeben, das mach ich wirklich nicht oft ABER Nüsse schmecken in der Tat besser und knuspriger und sind auch wirklich leichter verdaulich wenn man sie auf diese Art und Weise zubereitet.
Cashewnüsse weiche ich da schon öfter ein - vor allem wenn ich rohe Desserts damit zubereite wie diese Cashew-Creme hier. Ganz abgesehen davon, reichen hier schon rund 3 Stunden. Das ist machbar würde ich sagen.
Was ich wirklich regelmäßig ziehe, sind Sonnenblumenkern-Sprossen (siehe Bild unten), Alfalfa- oder Radieschen-, Brokkoli-Sprossen (letztere sind im Übrigen super Antioxidantien) und auch Kresse.Dazu muss man die Sonnenblumenkerne oder beispielsweise Alfalfa-Sprossen nur in ein Keimglas füllen und sie dann regelmäßig mit Wasser abspülen (Morgens und Abends). Man sollte beim Keimen immer darauf achten, dass die Versuchsobjekte genügend Wasser haben aber nicht im Wasser liegen. Das Wasser also immer gut abrinnen lassen. Bei mir stehen die Keimgläser direkt neben der Spüle. So hat man das innerhalb von 1 Minute erledigt und vergisst nicht. In rund 3-7 Tagen hat man dann richtig gute Keimlinge die perfekt zum Brot oder in den Salat passen. Je länger man sie keimen lässt, umso länger werden die Sprossen und es entwickeln sich sogar kleine Blätter. Kresse ist sogar noch einfacher zu pflanzen. Dazu einfach ein Sackerl der Samen im Bio-Laden besorgen. Auf einem Teller ein stück Küchenrolle oder etwas Watte ausbreiten, die Samen darauf verteilen, mit Wasser beträufeln und abwarten. Einmal täglich „gießen" und innerhalb von ein paar Tagen wuchert das Ganze und kann abgegrast werden.
FazitDer Fun-Faktor ist ziemlich groß um ehrlich zu sein. Nachhaltig, regional und saisonal ist das Ganze auch wenn man es genau betrachtet. Der Aufwand ist bei den Sprossen oder auch bei eingeweichtem Buchweizen wirklich gering. Für das bisschen Einweichen und Keimen braucht man gerade mal 15 Minuten in Summe. Den Rest macht die Pflanze selbst. Mitdenken muss man halt um nicht auf das „Gießen" zu vergessen. Außerdem schmecken Kresse oder auch gekeimte Sonnenblumenkerne extrem gut im Salat oder auf dem morgendlichen Brot mit Avocado . Ausprobieren lohnt sich also!
TIPP: Ein Keimglas bekommt man im Reformhaus oder auch im Supermarkt. Alternativ könnte man auch ein Einweckglas verwenden. Dazu einfach ein paar Löcher in den Deckel stechen damit das Wasser optimal abfließen kann.
Buchweizen Salat gefällig? Zutaten:1 Handvoll gekeimter Buchweizen
1/2 geriebene Gurke
reichlich frische Minze
Salz, Pfeffer und scharfer, zuckerfreier Senf nach Belieben
etwas Bio-Naturjoghurt
Schuss Apfelessig
Schuss Olivenöl
ZUCKERFREI, GLUTENFREI, VEGETARISCH
Den Buchweizen über Nacht einweichen, anschließend 1-2 Tage im Keimglas sprießen lassen. Den gekeimten Buchweizen dann mit der geriebenen Gurke sowie einer Hand voll frischer und klein geschnittener Minze vermengen. Das Naturjoghurt mit etwas Apfelessig, Senf, Olivenöl und Salz sowie Pfeffer vermengen und über dem Salat verteilen.