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Woran merkt man eine Vergrößerung der Prostata? Können Potenzprobleme von dem Organ kommen? Welche Medikamente helfen? Dr. Wolfgang Bühmann, Pressesprecher des Berufsverbandes der Deutschen Urologen, beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie macht sich eine Vergrößerung der Prostata bemerkbar?
Zumeist gar nicht – jeder Mann bekommt sie mit zunehmendem Alter. Allerdings kann sie sich bei manchen Männern durch Startverzögerung, Harnstrahlabschwächung, Nachträufeln sowie nächtlichen Harndrang bemerkbar machen.
Harndrang und"Nachtröpfeln" ca.1 Min.nach dem Stuhlgang: Ist das auch ein Zeichen für ein Prostata-Leiden?
Beides können durchaus Anzeichen einer Blasenentleerungsstörung durch eine vergrößerte Prostata sein, weil die Blase nach Entspannung des Enddarms versucht, noch verbleibenden Harn auszuscheiden.
Was sind die Anzeichen für Prostatakrebs?
Eine bösartige Veränderung – der Prostatakrebs – macht sich jahrelang gar nicht bemerkbar, insbesondere sind Störungen beim Wasserlassen eher Anzeichen einer gutartigen Vergrößerung. Erst im fortgeschrittenen Stadium fällt ein Prostatakrebs oft als erstes durch Knochenschmerzen auf.
Ich habe einen Schmerz, mal in der linken Leiste, mal ein Ziehen im Hoden, mal zwischen Hoden und After. Kann das von der Prostata kommen?
Ganz überwiegend sind das Beschwerden, die von der unteren Wirbelsäule ausgehen, wenn Nervenwurzeln zwischen dem 4.und 5. Lendenwirbel oder zwischen dem 5. Lendenwirbel und dem ersten Kreuzbeinwirbel durch Verkanten der Wirbelkörper gereizt werden. Seltener kann aber auch die Prostata durch „Verspannungen“ – nicht selten seelischer Natur – diese Beschwerden verursachen.
Ich bin erst 42, mir ist aber in den letzten zwei Jahren aufgefallen, dass nach dem "Wasserlassen" immer noch kleinere Tröpfchen nachkommen. Das ist unangenehm! Ist dies normal oder gibt es da eine Art "Schließmuskel", der nicht mehr so funktioniert?
Durchaus können solche Erscheinungen auch schon bei um 40-jährigen Männern auftreten, oft aber nicht durch Vergrößerung der Prostata, sondern als sogenannte „funktionelle“ Beschwerden ohne mechanische Ursache – manchmal auch durch eine überaktive Blase. Es besteht aber kein Grund zur Besorgnis."
Nach reichlicher Flüssigkeitsaufnahme habe ich nach dem Geschlechtsverkehr starke Schmerzen an der Prostata.
Woher wissen Sie, dass die Prostata diese Beschwerden verursacht? Wenn, dann ist es Zufall. Bis die aufgenommene Flüssigkeit die Blase erreicht, dauert es ca. 30 bis 60 Minuten. Meist sind das zufällig zusammenfallende Ereignisse – Schmerzen im Dammbereich nach dem Samenerguss entstehen nicht selten durch Verkrampfen der Drüsengänge der Prostata nach Samenflüssigkeitsentleerung.
Wie sinnvoll ist eine Prostata-Biopsie bei erhöhtem PSA-Wert bei einem 50-Jährigen und welches sind die Risiken?
Gute, weil schwierige Frage: Es gibt nach unseren Erkenntnissen nicht mehr „den erhöhten“ PSA-Wert, vielmehr richten wir unsere Empfehlung eher am Verlauf des PSA-Wertes aus: Wenn er pro Jahr über eine bestimmte Größe ansteigt, oder sich in einer bestimmten Zeit verdoppelt, sollte eine Gewebeprobe als einzig sichere Maßnahme klären, ob eine bösartige Veränderung vorliegt.
Wenn die Gewebeprobe durch den Damm (also den Bereich zwischen Hodensack und After) durchgeführt wird, ist das Risiko einer Infektion oder Darmverletzung annähernd Null – vorübergehende Blutbeimengungen im Urin sind normal und bilden sich von selbst zurück. In jedem Fall sollten Sie einen Urologen wählen, der Sie umfassend dazu berät und über die Durchführung einer Gewebeprobe aufklärt.
Ich habe gehört, es gibt auch PSA-Tests in der Apotheke. Sind diese empfehlenswert?
Nein, weil dieses Werte nur eine Messlinie als Unterschied haben (zum Beispiel kleiner 4 oder größer 4). Somit ermöglichen sie nur eine Momentaufnahme, die aber nichts über den tatsächlichen Verlauf und einen eventuellen Prostatakrebs aussagt, zumal Ihnen niemand diesen Test interpretiert.
Eine PSA-Veränderung kann auch durch gutartige Vergrößerung, Entzündungen oder mechanische Reizungen zum Beispiel durch längeres Radfahren oder Reiten ausgelöst werden. Das führt dazu, dass Sie dann entweder in falscher Sicherheit oder falscher Unsicherheit weiterleben müssen.
Ab wann sollte man zum Arzt gehen, um seine Prostata untersuchen zu lassen?
Ab dem 45.Lebensjahr.
Mein Urologe sagt, ich solle erst in 5 Jahren nochmal wiederkommen, obwohl ich schon manchmal 5 Minuten mit dem Pinkeln verbringe. Ist dieses Verhalten normal, da ich noch recht jung bin - 28?
Ja, weil die Prostatavergrößerung als mögliche Ursache Ihrer Beschwerden in der Regel erst ab Mitte 40 einsetzt und somit bei Ihnen eher andere Ursachen, nicht selten auch seelische, für Ihre Störungen verantwortlich sein dürften und insbesondere weil bösartige Veränderungen der Prostata in Ihrem Alter nahezu ausgeschlossen sind.
Wie zuverlässig ist der PSA-Wert hinsichtlich eines Prostatakrebses?
Der PSA-Wert allein gibt allenfalls dem Urologen einen Hinweis, mit dem Patienten über die Aussagekraft des Werts zu sprechen. Viel eher gibt ein Verlauf des Wertes innerhalb eines gewissen Zeitintervalles einen präziseren Aufschluss über den Verdacht auf einen Prostatakrebs.
Dazu ist ein Aufklärungsgespräch mit dem Urologen wichtig, da es sich um einen komplexen Zusammenhang handelt.
Ich bin 30 und habe zur Zeit oft Erektionsprobleme. Kann das von der Prostata kommen oder könnten es auch Hämorriden sein, die man nicht merkt?
Weder noch. Erektionsprobleme in Ihrem Alter dürften vielmehr seelischer Ursache sein, in dem Sie möglicherweise „die Angst des Torwarts vorm Elfmeter“ empfinden, indem Sie eventuell Angst vor einer Blamage oder einem Versagen haben. Lediglich ein Diabetes oder eine Herzerkrankung könnten in Ihrem Alter organische Ursachen darstellen.
Ich muss nachts alle vier Stunden zur Toilette, ist dies schon bedenklich ? Bzw. was ist die Ursache?
Nein, das muss ich bisweilen auch. Die Ursache dürfte meistens in der abendlichen Trinkmenge liegen: Wenn ich zum Beispiel einen Liter Flüssigkeit zu mir nehme und die Blasenfüllmenge etwa 500 ml beträgt, muss ich logischerweise zweimal in der Nacht Wasser lassen."
Welche Medikamente können einer Vergrößerung der Prostata entgegen wirken bzw. eine weitere Vergrößerung stoppen?
Es gibt zwei Medikamente, die eine Prostatavergrößerung beeinflussen, Finasterid und Dutasterid.
Allerdings ist dies für eine Linderung von eventuell bestehenden Beschwerden nicht immer zielführend, da die Störungen nur durch Einengung der Harnröhre merkbar werden und die Gesamtgröße der Prostata keine Rolle spielt. Die Wahl eines Medikaments sollte im persönlichen Gespräch mit Ihrem Urologen geklärt werden.
Ich bin 54 Jahre alt und nehme seit zwei Jahren Tabletten auf Grund einer Prostatavergrößerung. Da mir diese Tabletten nicht besonders bekommen, hat mein Arzt zu einer Operation geraten. Welche Risiken bestehen bei einer solchen Operation?
Dazu wäre zunächst wichtig zu wissen, warum Ihr Urologe zu einer Operation und zu welcher rät. Sollte es sich um eine Ausschälung der Prostata handeln, besteht das Risiko einer durch Narben bedingten Harnröhren-Enge.
Zudem wird er Sie aufgeklärt haben, dass der Samenerguss nach dieser OP zum größten Teil nicht mehr durch die Harnröhre nach vorne, sondern in die Blase ausgestoßen wird. Dies hat zwar keine Auswirkungen auf den Orgasmus, aber auf einen möglichen, noch bestehenden Kinderwunsch.
Ist eine vergrößerte Prostata auch Ursache für nachlassende Erektion?
Nein."
Ich bin 49 Jahre und nehme seit 2004 Tamsulosin. Nun meine ich, dass die Wirkung schon länger nicht mehr wie am Anfang war. Kann sich die Wirkung im Laufe der Jahre abschwächen?
Möglicherweise, da sich die Muskulatur am Blasenausgang als Wirkungsort dieses Medikaments im Laufe der Jahre verändern kann. Zur Prüfung der Ursache und Wahl einer Alternative steht Ihr Urologe sicher gern zur Verfügung.
Ich nehme seit einem Jahr das Medikament Duodart und seit dieser Zeit habe ich keine Ejakulation mehr. Können Sie ein anderes Mittel empfehlen, dass einer Vergrößerung der Prostata entgegenwirkt?
Ja, es gibt eine Einzelsubstanz: Finasterid. Beim Duodart ist eine Substanz enthalten (Tamsulosin), die dafür sorgt, dass der Samenerguss nicht durch die Harnröhre, sondern in die Blase ausgeschüttet wird. Dafür verbessert sich durch das Tamsulosin der Harnfluss. Wenn Sie Tamsulosin absetzen, stellt sich der normale Zustand wieder her."
Quelle t-online.de
Sie sehen also: Alles halb so schlimm! Leider wird immer wieder zu viel "Gedöns" um dieses Thema gemacht und zu schnell operiert - dann aber mit fatalen Folgen.
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