MIR geht es heute um eine ganz besondere Hebamme. Um meine. Und darum, wie wichtig ihr Beruf für uns Schwangere und Mütter ist. Und ich freue mich besonders, meine Hebamme heute auf meinem Blog begrüßen und etwas ausquetschen zu dürfen.
Als ich damals mit der Maus schwanger war, war ich total unsicher und hatte eine Million Fragen. Jede Erstschwangere kennt das. Ist das normal? Darf ich das essen/trinken/nehmen? Ist das Zwicken ok? Eigentlich verunsichert einen alles. Symptome, die man nicht kennt - und dann deren Fehlen. Ich stand recht alleine mit meinen Fragen und Unsicherheiten. Im Geburtsvorbereitungskurs lernte ich dann die Hebamme kennen, die mich durch beide Schwangerschaften begleiten und mich nach den Mäuse-Entbindungen betreuen sollte. Claudia. Irgendwie mochten wir uns sofort. Ihre tolle Art, an Dinge heranzugehen, sich für einen einzusetzen und nie von meinem ständigen Gefrage genervt zu sein, ihr Humor, der einfach super zu meinem passte (was nicht immer einfach ist) und die Sicherheit, die sie mir vor und bei beiden Kindern vermittelte. Ich kann, ohne jetzt zu viel Süßholz raspeln zu wollen, sagen, dass ich ohne sie ganz schön blöd aus der Schwangerschafts- und Wochenbettwäsche geschaut hätte. Sie hatte es sicher nicht immer leicht mit mir ;) Doch auch nach beiden Schwangerschaften verstehen wir uns noch prima und halten Kontakt - vielleicht war ich doch gar nicht SO schlimm.
Um euch allen einen kleinen Einblick in die Arbeit von Hebammen zu gewähren und zu zeigen, was genau diesen Beruf eigentlich ausmacht, habe ich sie eingeladen, mir ein paar Fragen zu beantworten. Viel Spaß!
Grummelmama:Liebe Claudia, magst du für meine Leserinnen und Leser zu Anfang ein paar Fakten deinerseits verraten?
Claudia:Sehr gerne! Wo fange ich an? Es sind ziemlich genau auf den Tag 15 Jahre (5.12.), dass ich mein Hebammenexamen in der Tasche habe (sozusagen als Spätberufene, die nicht locker gelassen hat, weil sie wusste, dass es d e r Beruf für sie ist - danach habe ich erstmal selbst Erfahrungen als junge Mutter gesammelt, was sehr hilfreich war - denn dann konnte ich die Sorgen und Ängste der jungen Mütter auch viel besser einordnen und verstehen!
2 Jahre später habe ich dann langsam angefangen, das umzusetzen, zuerst nur freiberuflich und dann wieder als Klinikhebamme (Schwangere und Wöchnerinnen).Inzwischen arbeite ich ungefähr zur Hälfte freiberuflich (Kurse und Wochenbettbetreuung) und als angestellte Hebamme in der UFK auf der Risikoschwangeren-Station.Die Kombi ist für mich geradezu ideal, da ich zum einen in Bezug auf "High-Tech-Medizin" auf dem Laufenden bleibe und zum anderen das ganz "normale "Schwangersein und Mutter-Sein miterleben darf, mit allen Höhen und Tiefen.
Gleichzeitig ist es auch eine Erleichterung finanzieller, existentieller Natur, im Hinblick auf die aktuellen Probleme der rein freiberuflichen Hebammen, da ich natürlich über das Angestelltenverhältnis deutlich besser abgesichert bin und z.B. eine private Krankenversicherung wegfällt!
Grummelmama:Darf ich dir die Frage aller Fragen stellen? Warum bist du Hebamme geworden?
Claudia: Die Frage aller Fragen? Gar nicht so einfach zu beantworten... Mein erstes Geburtserlebnis hatte ich als Kind, als ich gesehen habe, wie ein Lamm zur Welt kommt - das hat mich unheimlich fasziniert, v.a. wie toll die Natur es eingerichtet hat, auch wie die Schafmama dann das Kind angenommen hat - damals wollte ich aber dann unbedingt Tierärztin werden ;)
Es ist ein wunderschöner Beruf, der sehr viel positive Energie beinhaltet, auch wenn es nicht immer einfach ist, aber meistens sehr beglückend...Ausserdem kann ich mein persönliches Interesse an Medizin und Psychologie damit "befriedigen".
Grummelmama:Hat sich der Beruf in den letzten Jahren für dich sehr verändert?
Claudia:
Der Beruf hat sich für mich persönlich in den letzten Jahren nicht wirklich verändert - ich erlebe insofern keine Einschränkungen in der Ausübung meiner Tätigkeiten, die ja auch ohne Geburtshilfe ist - ich denke hier liegt ein großer Unterschied!Eher habe ich durch die Erfahrung mehr Sicherheit und Gelassenheit bekommen, also durchaus positive Veränderungen!Grummelmama:Wie empfindest du das fehlende Augenmerk seitens der Politik in Bezug auf deinen Beruf und woran könnte das liegen?
Claudia:Ja die Politik - manchmal hat man das Gefühl, dass sie in vielen Dingen erst reagiert, wenn "das Kind schon in den Brunnen gefallen ist", anstatt präventiv "Schlimmeres" zu verhindern - das trifft für mich in dem Fall auch auf einen "gelungenen und gut unterstützten Start" in einen ganz neuen Lebensabschnitt, sowohl für das Kind als auch für die Mutter, zu!
Grummelmama:Wenn ich nicht die Grummelmama, sondern Kanzlerin Katja wäre, was würdest du dir von mir wünschen?
Claudia:
Von Kanzlerin Katja wünsche ich mir, dass diese Dinge noch mehr Beachtung, aber auch v.a. Umsetzung in Politik und Gesellschaft finden - gleichzeitig freue ich mich aber auch über das Engament der Bevölkerung, und v.a. der Frauen und Männer, die wissen und auch schätzen, wie wichtig eine gute Hebammenbetreuung vor, während und nach der Geburt ist - weiter so!!!Und am Ende noch ein paar Worte von mir an alle Zweitschwangeren, die der Meinung sind, sie bräuchten keinen weiteren Geburtsvorbereitungskurs oder kämen auch ohne nachbetreuende Hebamme klar:
Ich kann wirklich nur zu beidem raten. Ich habe den zweiten Kurs so sehr genossen, weil ich mal wieder Zeit nur für mich hatte UND es ein paar Stunden waren, die ich nur dem zweiten Bauchbewohner widmen konnte. Und man möge es glauben oder nicht, auch nach der zweiten Entbindung ist man noch kein Profi. Mir taten sich wieder unendliche Fragen und Unsicherheiten auf und man sollte auch das "nebenher" zu klärende Zeitchaos mit zwei Kindern nicht unterschätzen in den ersten Tagen. Daher sucht euch auf jeden Fall auch fürs zweite Kind eine Hebamme. Es lohnt sich wirklich.
Aber nun genug der mahnenden Grummelworte. Und vielen herzlichen Dank an Claudia, das war ein tolles Interview!