Als ich mich anlässlich der dieswöchigen Weltstillwoche dem Thema Stillen das erste Mal widmete, kam mir spontan in den Sinn: eigentlich habe ich nicht viel dazu beizutragen. Oder vielleicht doch? Ich hatte nämlich bei allen drei Kindern das große Glück: es lief alles "wie am Schnürchen" wie man so schön sagt. Ein großer Segen für mich und meine Kinder von Anbeginn an, denn bis auf immer wiederkehrende Brustentzündungen, die alle einen relativ harmlosen Verlauf nahmen, kann ich von keinen größeren Hürden berichten.
Rückblick - wie alles begann
Das Fräulein wurde vor 9 Jahren im Krankenhaus geboren, das das Stillen direkt nach der Geburt propagierte. So wurde mir das Neugeborene direkt nach der Geburt angelegt. Rückblickend empfand ich es genau als die Vorgehensweise, mit der ich sympathisiert hatte, und da ich jede Menge beziehungsorientierte Literatur zum Thema Stillen, Tragen und Familienbett konsumiert, ja regelrecht verschlungen hatte, war mir bereits im Vorfeld klar: ich wollte es versuchen, und werde alle Kräfte dafür mobilisieren, damit es gelänge. Die vorherrschende Praxis und der positive Umgang mit diesem Thema kam mir im Krankenhaus nur gelegen. Rückblickend kommt mir jedoch immer wieder in den Sinn, dass mein Zugang zum Thema Stillen auch einen anderen, komplizierteren, ermüdenden Weg einschlagen hätte können. Denn wie gesagt: es gab von Anfang an keine Niederlagen und zermürbende Versuche, das Stillen bei Baby und Mutter voranzutreiben, denn ich war mit allem gesegnet, was den natürlichen Prozess beschleunigte.
Das Fräulein wurde unmittelbar nach der Geburt in den späten Abendstunden angelegt, und konnte bis in die frühen Morgenstunden auch nicht abgelegt werden. Einerseits eine wundervolle Erfahrung, die ich nie und nimmer in ihrer Einzigartigkeit missen möchte. Anderseits erforderte diese Situation auch Kräfte und Energien, die ich dafür aufwenden wollte, denen ich jedoch in diesem physischen und psychischen Ausnahmezustand, in dem ich mich befand, nicht aufbringen konnte. Das Energietief resultierte in dem kräfteraubenden Geburtserlebnis, und ich war nach vielen nächtlichen Stunden des Dauerstillens gezwungen, Hilfe zu holen. Mein körperlicher Zustand hat dazu beigetragen, dass eine Krankenschwester das Fräulein zu sich holte und sie ergänzend mit Säuglingsnahrung fütterte. Da ich diese wenigen frühmorgendlichen Stunden nutzen konnte, um mich von den Strapazen zu erholen, willigte ich in die frühe externe Versorgung durch das Klinikpersonal ein, jedoch stellte sich, sobald ich wieder aufgewacht war, ein sehr dringliches Bedürfnis, wie es allen Müttern eigen ist, ein, das Neugeborene so rasch wie möglich zu mir zu holen. Das Fräulein wurde friedlich schlafend und sichtlich zufrieden an mein Bett gebracht. Man teilte mir mit, sie hätte sehr großen Hunger gehabt. Die Frage, ob diese Aktion nun sinnvoll gewesen war oder eher kontraproduktiv, sollte mich in der darauffolgenden Zeit des Wochenbetts noch desöfteren beschäftigen, als ich die erste Zeit mit dem Neugeborenen Revue passieren ließ. Rückblickend bin ich zu einem für mich sehr zufriedenstellenden Schluss gekommen: es war gut so, wie es war, und es war offensichtlich eine sehr sinnvolle Entscheidung. Sowohl das Fräulein als auch ich haben keinen Nachteil davon erlitten, und ich konnte in dieser Zeit mein Kräftereservoire wieder auffüllen. Ich verfügte über reichlich Kolostum und schon nach 2 Tagen stellte sich die Milchproduktion ein, was wohl auch auf das exzessive Anlegen oft sogar in halbstündlichen Intervallen auch nachts zurückzuführen war. Über viele Monate hinweg bis zum Ende unserer Stillbeziehung empfand ich das Stillen als einzige für mich vorstellbare Möglichkeit, ein Neugeborenes zu versorgen, und der zaghafte Versuch, ein Fläschchen einzuführen, um an der Rückbildungsgymnastik teilnehmen zu können, scheiterte nach wenigen Versuchen. Aber auch das war für mich OK, und ich wollte mich keinem zusätzlichen Druck aussetzen, da das Stillen stets "wie am Schnürchen" lief. Einzig die kurzen Stillintervalle, die sich über Monate hinweg hielten, brachten mich über einen längeren Zeitraum hinweg an meine eigenen Grenzen näher.
Selbstfürsorge
Das Fräulein stillte gewöhnlich auch nachts in sehr kurzen Intervallen, was mich zusätzlich zu der Tatsache, dass sie tagsüber in den ersten 7 Monaten als Schreibaby wahrgenommen wurde, sehr belastete. So sehr ich von dem Stillen überzeugt war, so sehr forderte es mich. Ich war dennoch so fest davon überzeugt, dass ich -mit Distanz betrachtet- in einer tendenziell aufopfernden Mutterrolle wiederfand, und ich versuchte aller Bedürfnisse zu stillen. Dass ich in dieser kräftezehrenden Zeit auf mich selbst achtete, und im Grunde meine eigenen Bedürfnissen hintanstelle und vernachlässigte, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst.
Wie ich meine neu gewonnene Mutterrolle auslebte, in die ich zweifelsohne sehr schnell mit voller Überzeugung und durchaus selbstbewusst hinein wuchs, war von einem sehr empathischen Zugang geprägt, der zwar nicht an Dogmen festhielt, jedoch meinen Glaubensvorstellungen entsprach. Die kurzen Stillintervalle veranlassten mich nach einigen Monaten der Stillbeziehung eine Stillberaterin der Leche Liga aufzusuchen. Jedoch hielt dieser Rhythmus bis ans Ende unserer Stillzeit an. Heute, 9 Jahre später, habe ich selbst ein klein wenig Mühe, mich in diese fordernde Phase meines Lebens- auch wenn ich sie in ähnlicher Form noch weitere Male erlebte- emotional hineinzuversetzen. Inzwischen denke ich , es macht durchaus Sinn, aus meiner jetzigen Erfahrung heraus, sowohl meine eigenen Bedürfnisse als auch die des Kindes gleichermaßen in den Fokus stellen. Ein wichtiger Schritt, der beiläufig den Druck nimmt und die Gesamtsituation entlastet.
Ein Netzwerk ist Gold wert
Stillschwierigkeiten gleich am Anfang oder zwischendurch, Stillstreik, wunde Brustwarzen und Co...bis auf weiteres blieb ich glücklicherweise von allen Komplikationen verschont, und empfand die gesamte Stillzeit als besonders intensive, außergewöhnliche und bereichernde Zeit mit dem Baby. Erst bei Kind Nummer 3 legte ich mir ein professionelles Netzwerk aus Menschen zurecht, die Wissen mit Erfahrung aus der Praxis vereinten, und auf die ich bei etwaigen und oft plötzlich auftretenden oder auch sich dahinziehenden Stillproblemen zurückgreifen konnte.
Im Nachhinein betrachtet kommt man oft in Versuchung, diese und jene Handlungsentscheidungen zu kritisieren und zu bewerten. Das passiert auch mir immer wieder, denn aus der Distanz betrachtet erscheint dieses oder jenes vielleicht sogar fragwürdig und irrational. Dennoch versuche ich, mir ins Bewusstsein zu rufen, dass ich aus den Situationen, die sich aus bestimmten Entscheidungen heraus getroffen hatte, Wissen aufgebaut habe, dazugelernt habe. Und zwar mich, mein Leben meinen Erfahrungsschatz betreffend!
Aus diesem Grund lasse ich bewusst Zurückhaltung walten, wenn Tipps und Ratschläge rund um die Stillzeit gefragt sind, da eine Stillbeziehung sehr individuell ist, und es bereits ein professionelles sehr wertvolles Angebot an Profis wie die Leche Liga, Doulas und Hebammen auf diesem Gebiet gibt, die wunderbare Arbeit leisten.
Ich bin der Meinung, Akzeptanz und ein solidarischer Umgang unter den Müttern sind auch hier gefragt mehr denn je. Ein Aufruf, der mir persönlich sehr wichtig erscheint, wenn man einen Blick in die sozialen Medien wirft. Diese wirken oft wie erstarrt angesichts von Dogmen und persönlichen Meinungen, die zu einer Abwertung von allen Andersdenkenden führt. Mütter oder Väter, die ein Fläschchen geben, haben ihre Beweggründe, genauso wie Mütter, die zur Gänze vom Stillen überzeugt sind. Wäre es nicht schade, wenn hier eine strikte Trennlinie zwischen diesen "2 Lagern" gezogen würde, anstatt Meinungsfreiheit zu propagieren und Verschiedenheiten und vielleicht "fremde" Zugänge zu bestimmten Themen wahrzunehmen, denn jeder Weg hat seine Berechtigkeit.
Wie war denn eure Stillbeziehung - sofern ihr eine hattet- und welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Gab es auch Momente, in denen ihr ins Straucheln geriet?
Ich wünsche euch eine schöne Woche!
Eure Tina
Rückblick - wie alles begann
Das Fräulein wurde vor 9 Jahren im Krankenhaus geboren, das das Stillen direkt nach der Geburt propagierte. So wurde mir das Neugeborene direkt nach der Geburt angelegt. Rückblickend empfand ich es genau als die Vorgehensweise, mit der ich sympathisiert hatte, und da ich jede Menge beziehungsorientierte Literatur zum Thema Stillen, Tragen und Familienbett konsumiert, ja regelrecht verschlungen hatte, war mir bereits im Vorfeld klar: ich wollte es versuchen, und werde alle Kräfte dafür mobilisieren, damit es gelänge. Die vorherrschende Praxis und der positive Umgang mit diesem Thema kam mir im Krankenhaus nur gelegen. Rückblickend kommt mir jedoch immer wieder in den Sinn, dass mein Zugang zum Thema Stillen auch einen anderen, komplizierteren, ermüdenden Weg einschlagen hätte können. Denn wie gesagt: es gab von Anfang an keine Niederlagen und zermürbende Versuche, das Stillen bei Baby und Mutter voranzutreiben, denn ich war mit allem gesegnet, was den natürlichen Prozess beschleunigte.
Das Fräulein wurde unmittelbar nach der Geburt in den späten Abendstunden angelegt, und konnte bis in die frühen Morgenstunden auch nicht abgelegt werden. Einerseits eine wundervolle Erfahrung, die ich nie und nimmer in ihrer Einzigartigkeit missen möchte. Anderseits erforderte diese Situation auch Kräfte und Energien, die ich dafür aufwenden wollte, denen ich jedoch in diesem physischen und psychischen Ausnahmezustand, in dem ich mich befand, nicht aufbringen konnte. Das Energietief resultierte in dem kräfteraubenden Geburtserlebnis, und ich war nach vielen nächtlichen Stunden des Dauerstillens gezwungen, Hilfe zu holen. Mein körperlicher Zustand hat dazu beigetragen, dass eine Krankenschwester das Fräulein zu sich holte und sie ergänzend mit Säuglingsnahrung fütterte. Da ich diese wenigen frühmorgendlichen Stunden nutzen konnte, um mich von den Strapazen zu erholen, willigte ich in die frühe externe Versorgung durch das Klinikpersonal ein, jedoch stellte sich, sobald ich wieder aufgewacht war, ein sehr dringliches Bedürfnis, wie es allen Müttern eigen ist, ein, das Neugeborene so rasch wie möglich zu mir zu holen. Das Fräulein wurde friedlich schlafend und sichtlich zufrieden an mein Bett gebracht. Man teilte mir mit, sie hätte sehr großen Hunger gehabt. Die Frage, ob diese Aktion nun sinnvoll gewesen war oder eher kontraproduktiv, sollte mich in der darauffolgenden Zeit des Wochenbetts noch desöfteren beschäftigen, als ich die erste Zeit mit dem Neugeborenen Revue passieren ließ. Rückblickend bin ich zu einem für mich sehr zufriedenstellenden Schluss gekommen: es war gut so, wie es war, und es war offensichtlich eine sehr sinnvolle Entscheidung. Sowohl das Fräulein als auch ich haben keinen Nachteil davon erlitten, und ich konnte in dieser Zeit mein Kräftereservoire wieder auffüllen. Ich verfügte über reichlich Kolostum und schon nach 2 Tagen stellte sich die Milchproduktion ein, was wohl auch auf das exzessive Anlegen oft sogar in halbstündlichen Intervallen auch nachts zurückzuführen war. Über viele Monate hinweg bis zum Ende unserer Stillbeziehung empfand ich das Stillen als einzige für mich vorstellbare Möglichkeit, ein Neugeborenes zu versorgen, und der zaghafte Versuch, ein Fläschchen einzuführen, um an der Rückbildungsgymnastik teilnehmen zu können, scheiterte nach wenigen Versuchen. Aber auch das war für mich OK, und ich wollte mich keinem zusätzlichen Druck aussetzen, da das Stillen stets "wie am Schnürchen" lief. Einzig die kurzen Stillintervalle, die sich über Monate hinweg hielten, brachten mich über einen längeren Zeitraum hinweg an meine eigenen Grenzen näher.
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Selbstfürsorge
Das Fräulein stillte gewöhnlich auch nachts in sehr kurzen Intervallen, was mich zusätzlich zu der Tatsache, dass sie tagsüber in den ersten 7 Monaten als Schreibaby wahrgenommen wurde, sehr belastete. So sehr ich von dem Stillen überzeugt war, so sehr forderte es mich. Ich war dennoch so fest davon überzeugt, dass ich -mit Distanz betrachtet- in einer tendenziell aufopfernden Mutterrolle wiederfand, und ich versuchte aller Bedürfnisse zu stillen. Dass ich in dieser kräftezehrenden Zeit auf mich selbst achtete, und im Grunde meine eigenen Bedürfnissen hintanstelle und vernachlässigte, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst.
Wie ich meine neu gewonnene Mutterrolle auslebte, in die ich zweifelsohne sehr schnell mit voller Überzeugung und durchaus selbstbewusst hinein wuchs, war von einem sehr empathischen Zugang geprägt, der zwar nicht an Dogmen festhielt, jedoch meinen Glaubensvorstellungen entsprach. Die kurzen Stillintervalle veranlassten mich nach einigen Monaten der Stillbeziehung eine Stillberaterin der Leche Liga aufzusuchen. Jedoch hielt dieser Rhythmus bis ans Ende unserer Stillzeit an. Heute, 9 Jahre später, habe ich selbst ein klein wenig Mühe, mich in diese fordernde Phase meines Lebens- auch wenn ich sie in ähnlicher Form noch weitere Male erlebte- emotional hineinzuversetzen. Inzwischen denke ich , es macht durchaus Sinn, aus meiner jetzigen Erfahrung heraus, sowohl meine eigenen Bedürfnisse als auch die des Kindes gleichermaßen in den Fokus stellen. Ein wichtiger Schritt, der beiläufig den Druck nimmt und die Gesamtsituation entlastet.
Ein Netzwerk ist Gold wert
Stillschwierigkeiten gleich am Anfang oder zwischendurch, Stillstreik, wunde Brustwarzen und Co...bis auf weiteres blieb ich glücklicherweise von allen Komplikationen verschont, und empfand die gesamte Stillzeit als besonders intensive, außergewöhnliche und bereichernde Zeit mit dem Baby. Erst bei Kind Nummer 3 legte ich mir ein professionelles Netzwerk aus Menschen zurecht, die Wissen mit Erfahrung aus der Praxis vereinten, und auf die ich bei etwaigen und oft plötzlich auftretenden oder auch sich dahinziehenden Stillproblemen zurückgreifen konnte.
Im Nachhinein betrachtet kommt man oft in Versuchung, diese und jene Handlungsentscheidungen zu kritisieren und zu bewerten. Das passiert auch mir immer wieder, denn aus der Distanz betrachtet erscheint dieses oder jenes vielleicht sogar fragwürdig und irrational. Dennoch versuche ich, mir ins Bewusstsein zu rufen, dass ich aus den Situationen, die sich aus bestimmten Entscheidungen heraus getroffen hatte, Wissen aufgebaut habe, dazugelernt habe. Und zwar mich, mein Leben meinen Erfahrungsschatz betreffend!
Aus diesem Grund lasse ich bewusst Zurückhaltung walten, wenn Tipps und Ratschläge rund um die Stillzeit gefragt sind, da eine Stillbeziehung sehr individuell ist, und es bereits ein professionelles sehr wertvolles Angebot an Profis wie die Leche Liga, Doulas und Hebammen auf diesem Gebiet gibt, die wunderbare Arbeit leisten.
Ich bin der Meinung, Akzeptanz und ein solidarischer Umgang unter den Müttern sind auch hier gefragt mehr denn je. Ein Aufruf, der mir persönlich sehr wichtig erscheint, wenn man einen Blick in die sozialen Medien wirft. Diese wirken oft wie erstarrt angesichts von Dogmen und persönlichen Meinungen, die zu einer Abwertung von allen Andersdenkenden führt. Mütter oder Väter, die ein Fläschchen geben, haben ihre Beweggründe, genauso wie Mütter, die zur Gänze vom Stillen überzeugt sind. Wäre es nicht schade, wenn hier eine strikte Trennlinie zwischen diesen "2 Lagern" gezogen würde, anstatt Meinungsfreiheit zu propagieren und Verschiedenheiten und vielleicht "fremde" Zugänge zu bestimmten Themen wahrzunehmen, denn jeder Weg hat seine Berechtigkeit.
Wie war denn eure Stillbeziehung - sofern ihr eine hattet- und welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Gab es auch Momente, in denen ihr ins Straucheln geriet?
Ich wünsche euch eine schöne Woche!
Eure Tina