Meine erste Fotoausstellung – So bekam ich in fünf Wochen 37 Bilder an die Wand

Seit Dezember 2014 bin ich selbständig als Reisebloggerin und –autorin. Dazu gehört natürlich auch die Reisefotografie. Umso glücklicher war ich, als mich im April 2015 die Nachricht erreichte, dass ich in der Verbandsgemeinde Rhein-Selz in Oppenheim meine erste Fotoausstellung präsentieren durfte. Es gab nur einen Haken: Die Vernissage sollte bereits Anfang Mai stattfinden.

Überraschung im April

Aufgrund personeller Veränderungen in der Verbandsgemeideverwaltung, andere Regionen Deutschlands kennen das vielleicht als Landratsamt, war meine Bewerbung um eine Fotoausstellung wohl im Stapel untergegangen. Jetzt organisierte die neue Ansprechpartnerin, Frau Dr. Rose, den Stapel neu und hatte mich nach ganz oben geholt. Wenn ich bis Anfang Mai eine Ausstellung auf die Beine stellen könnte, wäre ich mit dabei, so die Aussage.

Herausforderung für meine Eltern und mich

Diese Chance wollte ich natürlich nicht verpassen. Blöderweise war ich auch gerade mit meinen Eltern dabei, meine Wohnung komplett zu sanieren. Ich lebte also in Schutt und Asche. Aber auch meinen Eltern war klar, dass dies eine einmalige Möglichkeit zu einem guten Zeitpunkt war, den ich nicht vorbeiziehen lassen konnte. Also setzten wir uns zusammen und arbeiteten eine Strategie aus.

Ein Motto muss her

Zuerst mussten wir uns ein Thema überlegen. „Urlaubsfeeling“ war schnell geboren. Denn es passte gut zu meinem Schwerpunkt „Reisen“ und bot sich auch aufgrund der Jahreszeit bestens an. Die Sommerferien standen vor der Tür, Besucher konnten sich so Inspiration für Ihren Urlaub holen. Frau Dr. Rose war einverstanden. Ein Schwerpunkt sollte „Skandinavien“ sein, denn mein Buch „Ich glaub‘, mich knutscht ein Elch!“ stand auch kurz vor der Veröffentlichung. Das brachte natürlich zusätzlichen Druck, denn nun musste die letzte Korrekturrunde auch zu Ende gebracht werden.

Welche Bedingungen finde ich vor

Im nächsten Schritt fuhren wir übers Wochenende nach Oppenheim und schauten uns die Räumlichkeiten an. Wir analysierten die Lichtsituation im Treppenhaus des Gebäudes, wo die Bilder hängen sollten. Außerdem zählten wir die Haken des Aufhängesystems, um somit die Anzahl der möglichen Ausstellungsstücke zu ermitteln. Es hingen noch die Exponate der vorhergehenden Ausstellung und so konnten wir uns nach und nach ein Konzept ausdenken.

Die Auswahl fiel nicht leicht

Zuerst durchstöberte ich meine Festplatten mit über 30.000 Fotos, um die „richtigen“ für die Ausstellung zu finden. Das wurde fast zur unlösbaren Aufgabe. Irgendwann fiel mir ein, dass ich schon mal verschiedene Fotos als Poster und Drucke hatte anfertigen lassen. Ich kramte sie aus meinen Regalen und schaute sie nach geeigneten Exponaten durch. Dann limitierte ich meine Bilder von der Skandinavienreise auf die wichtigsten. So bekam ich langsam einen Überblick. Verschiedene Kategorien kristallisierten sich langsam heraus.

Aufteilung der Ausstellungsfläche

Im Erdgeschoss wollte ich Skandinavien vorstellen, zusammen mit meinem Buch. Von meiner Oma bekam ich noch eine Leihgabe, die ich ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Im ersten Obergeschoss konzentrierte ich Bilder von Sonne und Licht, da es dort sehr dunkel war. Mit meinen Aufnahmen sollte es fröhlich erstrahlen. Im zweiten Obergeschoss wollte ich allgemeine Urlaubseindrücke zeigen. Mallorca, Deutschland, USA und die Bahamas waren letztlich vertreten. Im dritten Stock versammelte ich einheimische und exotische Blumen. Dort war das Licht herrlich und die Blüten leuchteten um die Wette. Auch hier half eine Leihgabe meiner Mama.

Die Bestellungen gehen raus

Drei Wochen vor der Vernissage bestellte ich die fehlenden Bilder bei verschiedenen Druckereien. Somit wollte ich das Risiko minimieren, dass es vielleicht zu verspäteten Lieferungen kommen könnte. Zudem hatte ich mich für unterschiedliche Formate entschieden, daher boten verschiedene Anbieter unterschiedliche Preise an. Bilderrahmen benötigte ich auch noch, also gab ich auch diese Bestellung auf.

Abwarten und Tee trinken - und vor allem ruhig bleiben

Nun begann das große Warten. Die Tage vergingen, die ersten Bilder kamen an. Dann folgten die Bilderrahmen. Gott sei Dank hatte der Verkäufer aufgrund der umfangreichen Bestellung zusätzliche Bilderrahmen beigelegt. Prompt waren nämlich zwei Gläser zu Bruch gegangen, die ich so aber austauschen konnte. Dann fiel mir plötzlich ein, dass ich auch noch Passepartouts brauchte. Auch diese wurden noch geordert und kamen schon am nächsten Tag.

Die schlechten Nachrichten wollen nicht enden

Doch dann kam die erste Hiobsbotschaft: Ein Foto hinter Acrylglas war auf dem Transportweg zerstört worden und musste neu angefertigt werden. Die Zeit wurde knapp, ich verschob die Vernissage vorsichtshalber nach hinten. Noch war es möglich. Dann folgte die zweite schlechte Nachricht: Die Drucke kamen zwar an, waren aber viel zu dunkel. Ich musste sie reklamieren und neu ordern. Der Anbieter versprach mir eine schnelle Lieferung.

Jetzt gab es kein Zurück mehr - Rettung in letzter Sekunde

Irgendwann legte ich mit Frau Dr. Rose den endgültigen Termin für die Vernissage fest: 19.05.2015, 18 Uhr. Eine Woche vorher reiste ich wieder nach Oppenheim, um den ersten Teil der Ausstellung aufzuhängen. Noch war ich recht ruhig. Doch die restlichen Tage vergingen immer schneller. Und die letzten Bilder waren immer noch nicht da. Es kam, wie es kommen musste, am Tag der Vernissage war ich wieder in Oppenheim, aber ohne die fehlenden Exponate. Meine Mutter nutzte ihren guten Kontakt zur lokalen Druckerei Lattreuter in Nierstein. Diese half mir mit sehr schönen Ausdrucken der restlichen Aufnahmen.

Der Endspurt kostete Nerven, war aber bald vergessen

Den ganzen Nachmittag rahmte ich noch die letzten Fotos und fuhr sie mit meinen Eltern dann nach Oppenheim, um sie aufzuhängen. Um 17 Uhr waren wir alle fertig: auch mit den Nerven. Es reichte gerade noch zum Umziehen, dann holten wir meine Oma ab und hechteten zur Vernissage. Die Presse war schon da, ich brachte noch die letzten Schilder an. Dann gab ich Interviews, stand für Bilder und Fragen zur Verfügung und zeigte den eintreffenden Besuchern voller Stolz meine Ausstellungsstücke.

Die Vernissage war ein voller Erfolg

Kurz nach 18 Uhr eröffnete dann Herr Penzer, der Verbandsbürgermeister, die Ausstellung mit sehr netten Worten. Frau Dr. Rose hatte für Speis und Trank gesorgt, alle Gäste fühlten sich sehr wohl. So wohl, dass ich nach wenigen Minuten bereits die ersten Bilder verkauft hatte. Das überraschte sowohl Frau Dr. Rose, als auch die Pressevertreter, denn das war noch niemandem zuvor gelungen. Ich freute mich riesig. Zwar bemängelte eine andere anwesende Künstlerin, dass ich die Preise kaputtmachen würde, weil ich zu günstig sei, aber ich fand meine Preise in Ordnung. Und der Erfolg hatte mir ja Recht gegeben.

Großes Dankeschön

Die Fotoausstellung lief dann bis 10.08.2015. Abgebaut war die wirklich schnell. Die Angestellten der Verbandsgemeinde hatten sich beim Aufhängen über die bunten Motive gefreut, jetzt bedauerten sie deren verschwinden. Das wertete ich nochmal als Anerkennung. Trotz der unglaublichen Hau-Ruck-Aktion hatten meine Eltern und ich eine tolle Ausstellung gezaubert. Das war eine unbeschreibliche Leistung, wofür ich meinen Eltern auf diesem Wege nochmal danken möchte. Am Ende hatte ich sieben der 37 Exponate verkauft. Und ein weiteres Angebot für eine Ausstellung im Weingut Leonhard in Nierstein folgte für den November. Vielen Dank nochmal an alle Beteiligte!


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