Meine Einbauküche – mein Familienvater

Von Andreas Clevert @andreasclevert

Unserer heutigen Lektüre ist diese Meldung bei ZEITonline und SPON nicht entgangen. Soso, ein Familienvater schlägt also aus Frust seine neue Einbauküche klitz und klein. Er kam mit dem Aufbau nicht so voran wie erhofft.

Aha. Mann denkt nach. Wäre es die Mutter gewesen, hätten wir wohl alle gestaunt, wenn die Schlagzeile lauten würde: „Familienmutter schlägt aus Wut über gescheiterten Aufbau neue Küche kaputt“ Hä? Familienmutter? Gibt’s nicht. Ich frage mich dann immer, warum es einen Familienvater gibt, gäbe es denn den Vater nicht ohne Familie. Bei der Schlagzeile „Vater schlägt aus Wut über gescheiterten Aufbau neue Küche kaputt“ würde doch niemand etwa daran denken, dass hier der „Heilige Vater“ gemeint sein könnte, oder? Gott bewahre!

Der Rest dürfte voll den Klischees entsprechen: Dem Mann, Pater Familiae, wird von allen Seiten zugetraut, er könne eine Einbauküche aufbauen. Vermutlich ist er auch selbst davon ausgegangen. Dem ist nicht so. Ich habe da Verständnis für. Meine Wenigkeit kann nicht einmal Reifen wechseln. Noch sind meine Kinder nicht so weit, mich in mein Rollenklischee zu drängen. Und dann sieht MANN natürlich rot. Testosteron. Kleinschlagalles. Rambo, oder so. Mit den Sperrholzplatten verstehe ich das ja noch so. Aber so einen Einbauofen klein zu bekommen. Hey, da muss man schon mal was von Terminator haben. Sehe ich immer im Fitnesstudio. Aber so richtig sieht mir da niemand nach Familienvater aus.

Vielleicht können alle mittelfristig der Sache noch was Gutes abgewinnen, ich vermute mal:

  • Die Kinder werden später sagen können, ihr Papa sei schon mal in der Zeitung gewesen (aus Ehrfurcht über den Sachverhalt an sich werden keine Nachfragen erlaubt).
  • Die Kinder können jetzt schon sagen, wenn sie aus Frust mal den wenig gelungenen Kapla-Turm umbolzen: Hat der Papa doch auch gemacht (daran anschließen könnte man ein kleine didaktisch aufbereitete, mathematische Aufgaben zu Kosten/Nutzen-Rechnungen für Grundschüler der Klassen 1 – 4).
  • Die Familie sollte mal bei IKEA anfragen, ob sie nicht im nächsten Werbespot für IKEA-Einbauküchen auftreten dürfen (Einzige Gegenleistung: Kostenfreie Montage der Einbauküche. Die Sprechrolle des Familienvaters beschränkt sich auf einen Satz, zu dem er den bandagierten Zeigefinger warnend hebt: „Wenn Sie, so wie ich, keine optimale Kenntnisse für die Montage von Einbauküchen haben, handeln Sie mit dem IKEA-Montage-Service. Bevor es zu spät ist!“)

In der Hoffnung, dass allerseits die Küche schon oder noch steht. Und an die Mütter ganz besonders, wenn sie mal einen Mann fluchend vor seinem platten Reifen stehen sehen: Bieten Sie spontan ihre Hilfe an. Wir Familienväter können nicht immer alles.

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