Vor gut vier Jahren sah mein Leben so aus: Ich arbeitete 50 Stunden die Woche in einer Werbeagentur, saß täglich vor dem Computer, aß unglaublich ungesund und bewegte mich kaum. Wenigstens den täglichen Arbeitsweg absolvierte ich mit dem Fahrrad. Irgendwann kam der Knackpunkt an dem ich keine Lust mehr hatte, mich über Rückenschmerzen und kneifende Jeanshosen zu beschweren. Heute - fast vier Jahre später - sieht mein Leben anders aus. Ich möchte nicht sagen, ich habe es komplett umgekrempelt, aber „um 180 Grad gedreht" trifft es schon sehr genau. Alles nur, weil ich damals das Laufen für mich entdeckte. Wie dieser Sport mein Leben und mich mehr als positiv veränderte, möchte ich Euch heute in diesem Gastbeitrag erzählen.
Der erste gelaufene Kilometer als Neubeginn
Alles begann wie bereits erwähnt inmitten meines ersten „richtigen Jobs" nach der Uni. Als Kommunikationsdesignerin war ich förmlich an den Bürostuhl gefesselt und merkte irgendwann, wie unausgeglichen ich körperlich, aber auch mental war. Der Wendepunkt kam, als mir eine liebe Arbeitskollegin erzählte, wie sie vor Jahren mit dem Laufen angefangen hatte und dass es doch gar nicht so schwer sei, Joggen in den eigenen Alltag einzubinden. Das wollte ich auch! Meine Kollegin erstellte mir daraufhin meinen ersten Trainingsplan. Innerhalb von vier Monaten sollte ich von null auf fünf Kilometer kommen und bei meinem ersten Laufevent teilnehmen. Wir suchten uns den Berliner Citylauf raus. Gute Stimmung und eine tolle Kulisse waren garantiert, denn das Rennen würde mitten im Sommer stattfinden. So legte ich hochmotiviert los.
Laufen wollte ich schon immer und ich hatte bis dato auch schon unzählige Male damit angefangen. Nur Drangeblieben, das bin ich irgendwie nie. Heute weiß ich, dass ich immer zu schnell zu viel wollte. Meine ersten Laufrunden sollten gleich mal aus 30 Minuten bestehen. „Das sollte doch machbar sein, oder?", sagte ich mir. „Vergiss es", meinte meine Arbeitskollegin: „Starte lieber erst mal mit nur einem Kilometer. Dann wieder ein Kilometer und vielleicht die Woche drauf einen zweiten..." „Übernimm Dich nicht!", war ihre Botschaft. Schließlich musste ich meinen Körper erst mal wieder an regelmäßigen Sport gewöhnen. Und mit ihm auch meinen inneren Schweinehund in den Allerwertesten treten.
Mein erstes Training bestand also aus einem Kilometer laufen. Ein Klacks sollte man denken. Doch so easy-peasy war es nicht. Ich versuchte, langsam zu laufen und irgendwie einen Atemrhythmus zu finden. Pustekuchen! Ich quälte mich und brauchte bestimmt mehr als zehn Minuten. Es war einfach nur anstrengend und Spaß machte es so gar keinen. Doch als ich mich zurück nach Hause gehievt hatte, spürte ich diesen kleinen Funken, der sich in den kommenden Wochen zu einem Lauffeuer ausbreiten würde: Ich war unglaublich stolz auf mich! Stolz, dass ich den ersten Schritt gegangen war. Und ich freute mich schon aufs 2. Training.
Wer 1 Kilometer schafft, der packt auch die 21,195 Kilometer
So steigerte ich mich nach und nach. Vier Monate später lief tatsächlich meinen ersten 5-Kilometer-Lauf. Doch dabei blieb es nicht. Ich hatte Lunte gerochen und wollte dabei bleiben. So ging es an die nächsten Ziele und Läufe. Ergänzend zum Laufen und dem täglichen Fahrradfahren, kam das Krafttraining. Mir wurde schnell klar, dass ich auch einen stabilen Rumpf brauche, um längere Strecken absolvieren zu können. In dieser Zeit veränderte sich mein Körper und ich merkte, dass ich, dass ich mich selten so wohl gefühlt hatte und begann, auch meine Ernährung ein wenig zu ändern. Denn das Wohlfühlgefühl sollte nicht nur von außen, sondern auch von innen kommen.
Dieses Gefühl hielt an und so lief ich immer weiter. Meisterte meinen ersten 10-Kilometer-Lauf, bald den ersten 15er. In meinem zweiten Laufsommer traute ich mich auch etwas, das bis dahin undenkbar für mich gewesen war. Ich lief in Shorts und einem ärmellosen T-Shirt. Die Veränderungen, die mein Körper in den letzten Monaten durchlaufen war, hatten ihre Spuren hinterlassen. Klar, ich hatte jetzt nicht direkt 20 Kilo abgenommen und sah auch nicht aus wie ein Supermodel. Aber ich fühlte mich so unglaublich wohl in meinem Körper. Meine Haut war straff, es schlabberte nicht mehr so viel und ich hatte Kraft in Beinen und Armen. Zusätzlich hatte ich ein Selbstbewusstsein entwickelt, das mir half über die Blicke anderer auf der Straße hinweg zu sehen und das mich mutiger machte, meine selbst gesteckten Ziele in Angriff zu nehmen.
In besagten Sommer erreichte ich auch ein - für mich - sehr großes sportliches Ziel. Ich absolvierte meinen ersten Halbmarathon. Die 21,195 Kilometer lief ich bei der Marathon-Nacht in meiner Heimatstadt Rostock. Dieser Lauf bedeutete mir unglaublich viel. Denn ich war nie wirklich sportlich gewesen, sondern eher die, die bei Rhetorikdebatten auf der Aulabühne stand. Und plötzlich feuerten mich alte Freunde beim Laufen an?! Wahnsinn! Leider muss ich hinzufügen, dass dieses Event nicht meine beste Leistung hervorbrachte. Es war ein anstrengender Lauf, vor allem auf den letzten Metern.
Von der Läuferin zur Triathletin
Unvermeidbar schlich sich so das erste Lauftief ein. Ein von Grippe und anderen Wehwehchen befallener Winter schloss sich an und so merkte ich im vergangenen Jahr: Ich brauche wieder ein neues, aber abwechslungsreicheres Ziel. Ich landete beim Triathlon! Schließlich fuhr ich ja bereits Rad, lief regelmäßig und auch Schwimmen ist ein Sport, den ich bestens kenne.
Es bedurfte noch eines kleinen Tritts seitens meiner Freunde und schwups, hatte mich das Triathlon-Fieber erwischt. Den ersten Triathlon absolvierte ich in der kürzesten Distanz überhaupt, der sogenannten Sprintdistanz. 300 Meter Schwimmen, 12 Kilometer Radfahren und 3 Kilometer laufen. Die schafft wirklich jeder! Doch mein Ziel sah ein wenig länger aus. Ich wollte beim weltgrößten Triathlon in der doppelten Distanz starten. Genauer gesagt beim Hamburg Triathlon.
In dieser Zeit passierte aber auch privat bei mir sehr viel. Habe ich Dir vorhin erzählt wie viel selbstsicherer mich das Laufen machte? Dieses Selbstbewusstsein schwappte auch in meinen „normalen" Alltag über. Ich wusste, was ich konnte und glaubte an mich und meine Fähigkeiten. Darum entschied ich mich, beruflich meinen eigenen Weg zu gehen. Nach vielem Hin und Her, machte ich im Mai 2015 als Designerin selbstständig. Einen Schritt, den ich vielleicht ohne das Laufen nicht so schnell gegangen wäre und den ich bis heute nicht bereue.
Zur Selbstständigkeit gehört sehr viel Disziplin. Gerade durch mein doch sehr straffes Triathlon-Training im letzten und auch diesem Jahr, lernte ich mir die Zeit richtig einzuteilen und meine Vorhaben mit Elan anzugehen. Aber ganz ehrlich: Ab und an musste auch ich mal Fünfe gerade sein lassen und das ein oder andere Training ausfallen lassen. Frau ist schließlich auch nur ein Mensch.
Und doch! Am 16. Juli 2016 war es soweit und ich stand mitten in Hamburg am Ufer der Alster. Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus und Tränen schossen mir in die Augen: Ich war dabei beim Hamburg Triathlon zu starten. Für mich, der pure Wahnsinn und eines der schönsten Erlebnisse in meiner bisherigen „Sport"-Laufbahn. Denn bei diesem Rennen ging nichts schief, es lief rund und vor allem machte es so unglaublich viel Spaß!
Sport macht Spaß und schenkt ein neues Selbstbewusstsein
Eine weitere Lektion, die ich für mich mit nahm: Sport soll Spaß machen! Denn nur so bleibt man letztlich am Ball und steckt sich immer wieder neue Ziele auf die man wirklich Lust hat. Keine Frage, meine Geschichte ist sicherlich mit dem Hamburg Triathlon nicht zu Ende. Ich habe mir schon wieder ein neues Laufevent auserkoren, bei dem ich im Herbst starten möchte. Denn eins ist klar, Laufen hat mein Leben wirklich mehr als positiv verändert und ist so schnell auch nicht mehr wegzudenken.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich zum Einen fitter bin, aber mich auch sehr viel gesünder fühle. Den letzten Winter habe ich fast ohne Kranksein überstanden. Mein Fahrrad in den 4. Stock hochtragen? Klappt ohne großes Schnaufen! Ich fühle mich sehr viel wohler in meinem Körper als früher. Natürlich lebe auch ich mit den Ups und Downs. So zeigt die Waage noch immer keine Supermodel-Maße an, aber ich habe für mich erkannt, dass mir das gar nicht so wichtig ist. Ich arbeite da gemeinsam mit meinem Körper dran und nicht mit unnötigen Diäten gegen ihn. Gleichzeitig weiß ich meinen Körper und das, was er leistet, viel mehr zu schätzen. Dafür hat er mir ein hohes Maß an Selbstbewusstsein geschenkt, das ich so bisher nicht kannte und das, wie Ihr lesen konntet, sich auch auf mein berufliches Leben ausdehnte. Laufen hat mich zielstrebiger gemacht, denn ich weiß, dass ich mit Fleiß, Disziplin und dem richtigen Plan jedes Ziel erreichen kann, das ich möchte. Eine Sache habe ich jedoch noch nicht erwähnt, die mir aber genauso wichtig ist, wie alles andere: Laufen hat Menschen in mein Leben gebracht, die ich heute nicht mehr missen möchte. Seien es Laufpartner oder auch Leute, die das Triathlon-Fieber teilen. Ich bin sehr dankbar, dass ich Menschen treffen durfte, die das gleiche Hobby teilen und die mich unterstützen.
Ach zu guter Letzt und der Vollständigkeit halber: zwei Sachen habe ich bisher nicht in den Griff bekommen: Gesunde Ernährung und ich stehen noch immer auf dem Kriegsfuß und auch meine Hosen kneifen ab und an noch. Doch auch das gehört für mich zu einer Entwicklung. Ich gehe die „Baustellen", die noch offen sind, einfach nach und nach an und weiß, dass ich diese noch bewältigt bekomme.
Ihr seht, Laufen kann das Leben wirklich verändern und das Beste aus einem herausholen. Wann fangt Ihr an zu laufen?
Gemeinsam mit ihrer Bloggerkollegin Carina veröffentlichte Mandy vor einem Jahr erfolgreich das E-Book GET READY TO RUN - Laufen für Anfänger. Jetzt haben sie sich entschlossen, das Buch in gedruckter Version auf den Markt zu bringen. Den ganzen September lang läuft ihre Crowdfunding-Kampagne auf startnext, bei der ihr sie gerne unterstützen könnt. Die beiden haben sich dafür auch wunderbare „Dankeschöns" überlegt. Ich gehöre auf jeden Fall schon zu den Unterstützer, denn das