Nachdem mich die Lektüre des Blogger Hits "Divergent", bzw. "Die Bestimmung" von Veronica Roth ja schon ziemlich kalt gelassen hat (Rezension hier), war ich dann froh, dass ich Delirium nicht zuerst gelesen hatte. Lauren Olivers "Before I fall" (auf deutsch: "Wenn du stirbst zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie") hat mich ja letzten Monat völlig begeistert (Rezension), deswegen hatte ich mir von Delirium einiges versprochen.
Erstmal vorweg: Lauren Oliver hat einen bezaubernden Schreibstil und sie schafft es mühelos, sich in einen Teenager hineinzuversetzen. Es passiert mir häufig, dass ich ein Jugendbuch lese und die Heldin viel zu erwachsen für ihr Alter finde. Lena aus Delirium ist dagegen eine authentische siebzehnjährige, etwas naiv vielleicht und mal wieder ein bisschen schüchtern für meinen Geschmack. Aber das sind sie ja immer alle bis dann der große Knall kommt und das unbedarfte kleine Mädel sich von einer Sekunde auf die andere in eine furchtlose Amazone verwandelt. Muss man sich wohl mit Abfinden, dass solche Charaktersprünge (meist passieren sie innerhalb weniger Wochen) in Dystopien an der Tagesordnung sind. Für Delirium auch hier nur eine ganz kurze Beschreibung, Inhaltsangabe findet ihr auf Amazon.
Delirium (Amazon Link) Lena lebt in einer dystopischen, abgeriegelten Version der United States, in der man - tadaa - die Liebe abgeschafft hat. Kurz nach dem 18. Geburtstag wird jeder Bewohner dieser Gesellschaft am Hirn operiert und Freundschaften, Liebesbeziehungen und auch die innige Bindung von Eltern an ihre Kinder existieren nicht mehr. Wer nämlich nicht lieben kann, so die Argumentation, kann auch keinen Schmerz empfinden, kann daher nicht hassen und wird deshalb nicht gegen den Staat aufmucken. Okay, fand ich jetzt nicht besonders geistreich das Setting, und die Argumentation auch nicht hundertprozentig wasserdicht, aber ich war mir sicher dass Lauren Olivers Schreibtalent alles aus der Idee herauszuholen vermag. Ich muss aber sagen, dass mich schon die Inhaltsangabe unangenehm an die Uglies Trilogie erinnert hat, die mich letztes Jahr grandios genervt hat (Rezension) und dieser Eindruck hat sich rein aufbaumäßig leider bestätigt.
"It´s crazy. It´s stupid. It´s dangerous. But somehow, standing in the sweltering storeroom surrounded by boxes of mac´n´cheese and canned beets and any powder, the three of us have become a team. It is us against them, three against thousands. But for some reason, and even though it´s absurd, at that moment I feel pretty damn good about our odds"
Mir ist hier, genauso wie bei "Before I fall" aufgefallen, dass Lauren Oliver ein großes Talent dafür hat, tiefe Freundschaften zu beschreiben. Freundschaften, die trotz der Fehler des anderen und trotz zeitweiliger Entfremdungen bestehen bleiben. Im Gegensatz zu manch anderen fand ich den Charakter von Hana, Lenas bester Freundin, durchgehend liebenswert und die Freundschaft der beiden war eigentlich das, was mich letztendlich dazu gebracht hat, das Buch durchzuhalten. Denn ehrlich gesagt: Ich war ein paar mal kurz davor, einfach abzubrechen. Das Buch ist stellenweise so gähnend langweilig, die Reise durchs Auenland ist ein Krimi dagegen! (Über Langeweile hatten sich ja bei Before I fall schon eine Menge Leute beschwert, da fand ich das allerdings überhaupt nicht. Bei Delirium bin ich ernsthaft einmal eingeschlafen.)
Lenas ganze Gesellschaft ist aus lauter Angst vor der Krankheit Deliria nervosa (Liebe) dermaßen panisch, dass die Jugendlichen es nicht erwarten können ENDLICH ENDLICH ihre Gehirrnhalbweglaser-Prozedur zu kriegen. Sie wissen zwar, dass sie dann nie wieder das gleiche für ihre Freunde fühlen werden wie vorher, aber da die Prozedur auch jeden Schmerz vergessen lässt, ist das für die meisten auch kein Problem. OBWOHL Freunde ja die einzigen sind, von denen Kinder irgendeine Form der Zuneigung kriegen, denn Kinder werden zwar nach Regierungsvorschrift bekommen und behütet, aber sie werden natürlich nicht geliebt. Lebenslange Freundschaften werden also ziemlich willig aufgegeben. Wie wahrscheinlich dieser Sachverhalt ist, wenn man sein Leben lang darauf vorbereitet wurde und auch wirklich glaubt, dass ohne tief gehende Gefühle alles besser ist, finde ich schwierig zu beurteilen. Kommt mir jetzt so subjektiv nicht so furchtbar wahrscheinlich vor, aber kann ja sein. Nun ist es in Anbetracht dieses Denkmusters aber ein bisschen schwer nachzuvollziehen, dass jeder der sich vor der Prozedur verliebt auf einmal einen Riesenaufstand macht; Schreien, Treten, weglaufen, Selbstmord, das ganze Programm. Aber wir nehmen auch das mal so hin. Und die Bewohner von Lenas Welt haben auch generell wenig Gelegenheit sich ineinander zu verlieben. Jungs und Mädels streng getrennt, Berühren verboten und überhaupt sind Jungs für Lena ziemlich komisch: "Their words are a blur, an indistincrt series of shouts and barks and short bursts of laughter, the way that boys always sound whenever you only hear them from around Corners or across streats or down the beach. It´s like they have a language all their own and for the thousandth time I think how glad I am that Segregation policies keep us separate most of the time". Aha.
Fassen wir zusammen: Lena ist megafroh, dass sie bald die Prozedur kriegt, hat sich schon tausendmal gefreut, dass Jungs und Mädchen getrennt sind und hat eine HEIDENANGST vor der Krankheit. Ab und zu zeigt sie zwar mal Abnormitäten - ihre Lieblingsfarbe ist die eines Sonnenaufgangs. Dafür kommt sie um ein Haar in ernsthafte Schwierigkeiten, was ich nicht nachvollziehen kann, da ja die Lieblingsfarben aller anderen die noch nicht geheilt sind auch nicht nur blau und grün sein werden - aber insgesamt ist sie so fügsam und anständig wie sich das jede Diktatur nur wünschen kann. ABER DANN! Dann kommt --- EIN JUNGE!!! Der ist zwar natürlich ganz toll und muskulös und besonders und alles - aber trotzdem nur ein Junge. Und unser Lenachen, mit all ihren eingetrichterten Denkweisen, ist innerhalb von von ein paar Wochen so in Liebe entbrannt, dass sie ohne Probleme für die Liebe ihres Lebens sterben würde. Hm.
Okay, klingt eben alles nach Jugenddystopie, ein bisschen Romantik muss auch sein und die beiden sind auch wirklich ganz süß zusammen. Ganz süß. Mehr aber auch nicht. (Und meiner Meinung nach nichtmal ansatzweise so rührend, wie die Annäherung von Samantha an ihr späteres Herzblatt in Before I fall.) Nun macht Frau Oliver aber leider den Fehler, dass sie den Schwerpunkt ab der Hälfte des Buches NUR NOCH auf die Teenieliebe von Lena und Alex legt. Sie gehen zusammen schwimmen, er küsst sie auf die Schulter, sie nimmt ihn in den Arm, sie schreiben sich Nachrichten, sie philosophieren zusammen, was man halt so macht als junges Pärchen. Nichts besonderes eigentlich, dafür aber KAPITELWEISE. Und merkwürdig einfach zu bewerkstelligen in einer Gesellschaft in der jedes Gespräch mit abgehört wird. Zwischendurch driftet Lenchen in seitenweise mehr oder weniger philosophische Gedanken und Gedänkchen ab und ich hab angefangen, einfach mal ganze Absätze zu überspringen.
Kurz vor Ende wird es dann nochmal ein bisschen spannend, aber auch der kleine Twist hat mich jetzt nicht wirklich umgehauen. Ich sehe irgendwie noch nicht, wo der Dreh hinführt. Das Ende allerdings, also die letzten paar Seiten, fand ich wirklich gelungen und lässt darauf hoffen, dass der zweite Teil der Trilogie weniger Knutschszenen und mehr waschechten Regimesturz mitbringt. Versteht mich nicht falsch, ich überhaupt nichts gegen Knutschszenen, aber hier haben sie mich einfach nicht mitgerissen. Lesen würde ich den zweiten Teil hauptsächlich deshalb, weil ich wirklich erfahren will, wie es mit Hana weitergeht. Hana ist wirklich ein toller Charakter, die hätte ich auch gern zur Freundin. Und auch Lenas kleine Cousine Gracie scheint noch eine Schlüsselrolle innezuhaben. Mal gucken, erstmal hab ich ja noch ein paar Listenbücher vor mir.
Fazit
Ganz nett. Stellenweise interessant, stellenweise ööööde. Einige liebenswerte Charaktere aber eine sehr voraussehbare Geschichte. Von der Autorin würde ich eindeutig eher dieses Buch empfehlen!
Ps: Urlaub, Urlaub, ich fahre in den Urlaub! In den nächsten zwei Wochen wird deshalb hier auf dem Blog Ruhe einkehren, ich schätze die norwegische Wildnis ist nicht so richtig gut mit W-Lan ausgestattet.
Erstmal vorweg: Lauren Oliver hat einen bezaubernden Schreibstil und sie schafft es mühelos, sich in einen Teenager hineinzuversetzen. Es passiert mir häufig, dass ich ein Jugendbuch lese und die Heldin viel zu erwachsen für ihr Alter finde. Lena aus Delirium ist dagegen eine authentische siebzehnjährige, etwas naiv vielleicht und mal wieder ein bisschen schüchtern für meinen Geschmack. Aber das sind sie ja immer alle bis dann der große Knall kommt und das unbedarfte kleine Mädel sich von einer Sekunde auf die andere in eine furchtlose Amazone verwandelt. Muss man sich wohl mit Abfinden, dass solche Charaktersprünge (meist passieren sie innerhalb weniger Wochen) in Dystopien an der Tagesordnung sind. Für Delirium auch hier nur eine ganz kurze Beschreibung, Inhaltsangabe findet ihr auf Amazon.
Delirium (Amazon Link) Lena lebt in einer dystopischen, abgeriegelten Version der United States, in der man - tadaa - die Liebe abgeschafft hat. Kurz nach dem 18. Geburtstag wird jeder Bewohner dieser Gesellschaft am Hirn operiert und Freundschaften, Liebesbeziehungen und auch die innige Bindung von Eltern an ihre Kinder existieren nicht mehr. Wer nämlich nicht lieben kann, so die Argumentation, kann auch keinen Schmerz empfinden, kann daher nicht hassen und wird deshalb nicht gegen den Staat aufmucken. Okay, fand ich jetzt nicht besonders geistreich das Setting, und die Argumentation auch nicht hundertprozentig wasserdicht, aber ich war mir sicher dass Lauren Olivers Schreibtalent alles aus der Idee herauszuholen vermag. Ich muss aber sagen, dass mich schon die Inhaltsangabe unangenehm an die Uglies Trilogie erinnert hat, die mich letztes Jahr grandios genervt hat (Rezension) und dieser Eindruck hat sich rein aufbaumäßig leider bestätigt.
"It´s crazy. It´s stupid. It´s dangerous. But somehow, standing in the sweltering storeroom surrounded by boxes of mac´n´cheese and canned beets and any powder, the three of us have become a team. It is us against them, three against thousands. But for some reason, and even though it´s absurd, at that moment I feel pretty damn good about our odds"
Mir ist hier, genauso wie bei "Before I fall" aufgefallen, dass Lauren Oliver ein großes Talent dafür hat, tiefe Freundschaften zu beschreiben. Freundschaften, die trotz der Fehler des anderen und trotz zeitweiliger Entfremdungen bestehen bleiben. Im Gegensatz zu manch anderen fand ich den Charakter von Hana, Lenas bester Freundin, durchgehend liebenswert und die Freundschaft der beiden war eigentlich das, was mich letztendlich dazu gebracht hat, das Buch durchzuhalten. Denn ehrlich gesagt: Ich war ein paar mal kurz davor, einfach abzubrechen. Das Buch ist stellenweise so gähnend langweilig, die Reise durchs Auenland ist ein Krimi dagegen! (Über Langeweile hatten sich ja bei Before I fall schon eine Menge Leute beschwert, da fand ich das allerdings überhaupt nicht. Bei Delirium bin ich ernsthaft einmal eingeschlafen.)
Lenas ganze Gesellschaft ist aus lauter Angst vor der Krankheit Deliria nervosa (Liebe) dermaßen panisch, dass die Jugendlichen es nicht erwarten können ENDLICH ENDLICH ihre Gehirrnhalbweglaser-Prozedur zu kriegen. Sie wissen zwar, dass sie dann nie wieder das gleiche für ihre Freunde fühlen werden wie vorher, aber da die Prozedur auch jeden Schmerz vergessen lässt, ist das für die meisten auch kein Problem. OBWOHL Freunde ja die einzigen sind, von denen Kinder irgendeine Form der Zuneigung kriegen, denn Kinder werden zwar nach Regierungsvorschrift bekommen und behütet, aber sie werden natürlich nicht geliebt. Lebenslange Freundschaften werden also ziemlich willig aufgegeben. Wie wahrscheinlich dieser Sachverhalt ist, wenn man sein Leben lang darauf vorbereitet wurde und auch wirklich glaubt, dass ohne tief gehende Gefühle alles besser ist, finde ich schwierig zu beurteilen. Kommt mir jetzt so subjektiv nicht so furchtbar wahrscheinlich vor, aber kann ja sein. Nun ist es in Anbetracht dieses Denkmusters aber ein bisschen schwer nachzuvollziehen, dass jeder der sich vor der Prozedur verliebt auf einmal einen Riesenaufstand macht; Schreien, Treten, weglaufen, Selbstmord, das ganze Programm. Aber wir nehmen auch das mal so hin. Und die Bewohner von Lenas Welt haben auch generell wenig Gelegenheit sich ineinander zu verlieben. Jungs und Mädels streng getrennt, Berühren verboten und überhaupt sind Jungs für Lena ziemlich komisch: "Their words are a blur, an indistincrt series of shouts and barks and short bursts of laughter, the way that boys always sound whenever you only hear them from around Corners or across streats or down the beach. It´s like they have a language all their own and for the thousandth time I think how glad I am that Segregation policies keep us separate most of the time". Aha.
Fassen wir zusammen: Lena ist megafroh, dass sie bald die Prozedur kriegt, hat sich schon tausendmal gefreut, dass Jungs und Mädchen getrennt sind und hat eine HEIDENANGST vor der Krankheit. Ab und zu zeigt sie zwar mal Abnormitäten - ihre Lieblingsfarbe ist die eines Sonnenaufgangs. Dafür kommt sie um ein Haar in ernsthafte Schwierigkeiten, was ich nicht nachvollziehen kann, da ja die Lieblingsfarben aller anderen die noch nicht geheilt sind auch nicht nur blau und grün sein werden - aber insgesamt ist sie so fügsam und anständig wie sich das jede Diktatur nur wünschen kann. ABER DANN! Dann kommt --- EIN JUNGE!!! Der ist zwar natürlich ganz toll und muskulös und besonders und alles - aber trotzdem nur ein Junge. Und unser Lenachen, mit all ihren eingetrichterten Denkweisen, ist innerhalb von von ein paar Wochen so in Liebe entbrannt, dass sie ohne Probleme für die Liebe ihres Lebens sterben würde. Hm.
Okay, klingt eben alles nach Jugenddystopie, ein bisschen Romantik muss auch sein und die beiden sind auch wirklich ganz süß zusammen. Ganz süß. Mehr aber auch nicht. (Und meiner Meinung nach nichtmal ansatzweise so rührend, wie die Annäherung von Samantha an ihr späteres Herzblatt in Before I fall.) Nun macht Frau Oliver aber leider den Fehler, dass sie den Schwerpunkt ab der Hälfte des Buches NUR NOCH auf die Teenieliebe von Lena und Alex legt. Sie gehen zusammen schwimmen, er küsst sie auf die Schulter, sie nimmt ihn in den Arm, sie schreiben sich Nachrichten, sie philosophieren zusammen, was man halt so macht als junges Pärchen. Nichts besonderes eigentlich, dafür aber KAPITELWEISE. Und merkwürdig einfach zu bewerkstelligen in einer Gesellschaft in der jedes Gespräch mit abgehört wird. Zwischendurch driftet Lenchen in seitenweise mehr oder weniger philosophische Gedanken und Gedänkchen ab und ich hab angefangen, einfach mal ganze Absätze zu überspringen.
Kurz vor Ende wird es dann nochmal ein bisschen spannend, aber auch der kleine Twist hat mich jetzt nicht wirklich umgehauen. Ich sehe irgendwie noch nicht, wo der Dreh hinführt. Das Ende allerdings, also die letzten paar Seiten, fand ich wirklich gelungen und lässt darauf hoffen, dass der zweite Teil der Trilogie weniger Knutschszenen und mehr waschechten Regimesturz mitbringt. Versteht mich nicht falsch, ich überhaupt nichts gegen Knutschszenen, aber hier haben sie mich einfach nicht mitgerissen. Lesen würde ich den zweiten Teil hauptsächlich deshalb, weil ich wirklich erfahren will, wie es mit Hana weitergeht. Hana ist wirklich ein toller Charakter, die hätte ich auch gern zur Freundin. Und auch Lenas kleine Cousine Gracie scheint noch eine Schlüsselrolle innezuhaben. Mal gucken, erstmal hab ich ja noch ein paar Listenbücher vor mir.
Fazit
Ganz nett. Stellenweise interessant, stellenweise ööööde. Einige liebenswerte Charaktere aber eine sehr voraussehbare Geschichte. Von der Autorin würde ich eindeutig eher dieses Buch empfehlen!
Ps: Urlaub, Urlaub, ich fahre in den Urlaub! In den nächsten zwei Wochen wird deshalb hier auf dem Blog Ruhe einkehren, ich schätze die norwegische Wildnis ist nicht so richtig gut mit W-Lan ausgestattet.