Die Ironman Weltmeisterschaft steht kurz bevor. Wer auf den sozialen Netzwerken Profis folgt, dem fällt auf: Jeder tüftelt unmittelbar vorher noch mal am Material. Das Motto: möglichst aero! In den letzten Jahren sind immer mehr und bessere Triathlonanzüge aka Trisuits auf den Markt gekommen. Und ja, Hand aufs Herz: Triathlon ist halt auch ein krasser Materialsport (geworden?) – durchaus auch im Hobbybereich. Ich durfte diese Saison den neuen Aero suit 3.0 von SAYSKY testen. Ein kurzweiliger Testbericht.
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Ich muss zugeben, dass ich mir selber kaum Testberichte durchlese, wenn diese als solche in den Social Media oder auf den gängigen Triathlon-Portalen betitelt werden. Zu oft klingt das alles nach blumigen Werbetexten. Und da ich weder das Material noch das Knowhow bezüglich des Testens der aerodymaischen Eigenschaften besitze, versuche ich gar nicht erst, einen auf hochseriösen Testfutzi zu machen. Die folgenden Zeilen sind höchst subjektiv, dafür ehrlich und hoffentlich für Dich hilfreich. Kommen wir zum Wesentlichen…
Als der Beutel mit dem Aerosuit aus Kopenhagen bei mir ankam, riss ich ihn direkt wie ein Westpaket auf. Gut, eigentlich nicht, aber damit Du meine Vorfreude nachempfinden kannst, lassen wir das Wortspiel mal so stehen. In Wirklichkeit war ich viel zu ängstlich, direkt etwas an dem Suit zu zerreißen. Hauchdünn das Teil – vor allem im Schulterbereich und an den Ärmeln. „Wenn‘s richtig heiß wird, sollte meine körpereigene Klimanlage so problemlos funktionieren“, denke ich mir.
Ich schlüpfe zum ersten Mal in den Suit. Und wie es der Name „Aero suit“ vermuten lässt: das ist gar nicht mal so leicht. Ich habe Größe M (180cm, 74kg). Ich muss mich ein bisschen verbiegen, nach vorne, zur Seite, mit den Schultern hin und her wippen, hier noch ein bisschen nachziehen, dort noch eine kleine Materialfalte glätten. Und? Sitzt wie eine zweite Haut. Sehr (!) eng, aber angenehm eng!
Gut, außer an den Beinen ist mir die Kompression einen Tick zu stark. Es schnürt den Muskel mir persönlich ein bisschen zu stark ab. Aber für meine Körperkondition habe ich auch relativ breite Oberschenkel. Größe L würde aber nicht in Frage kommen, dann wäre der Sinn der abschließenden Nähte an Ärmeln und Beinen verloren. Denn gerade im Wettkampf soll da ja nix verrutschen!
So. Ab zum Außeneinsatz. Diese Saison hatte ich den Suit bei 3 Triathlons und einem Zeitfahren an. Wie gesagt – was er mir nun an Wattersparnis bringt – tja, keine Ahnung! Immerhin gibt es hier einen aussagekräftigen Test zum Vorgängermodell – da schneidet er gut ab! Aber ich glaube, dass es für uns Altersklassenathleten auch nicht darauf ankommt, ob der Suit bei Geschwindigkeit X nun 3 oder 7 Watt spart. Zumindest für mich ist das weniger relevant! Im Praxistest hat der Suit nirgends an der Haut gescheuert und auch die Bewegungsfreiheit bzw. Flexibilität beim Schwimmen war 100% da!
Überragender Fit, funktional und stylisch muss er sein!
Diese drei Eigenschaften verlange ich von einem Triathlonanzug. Spielen wir die 3 features kurz durch.
Überragender Fit? Hier würde ich 8 von 10 Punkten geben. Es verrutscht nichts, der vordere Reißverschluss zwickt nicht, und die Kompression ist vorhanden. Für meinen Geschmack eben ein Tick zu viel an den Beinen. Ich vermute, dass diese Meinung eh nur die wenigsten teilen würden. Also sollten wir das nicht zu hoch bewerten. Und der andere Punkt fehlt….weil es immer noch besser geht…
Funktionalität und Qualität – viele smarte features
Im Wettkampf soll er wie eine zweite Haut sitzen, sich nicht mit Wasser vollsaugen, nirgends zwicken und am besten noch kleine Taschen für Gels oder ähnliches als Feature aufweisen. (Fast) volle Punktzahl! Nach dem Schwimmen war er überspitzt geschrieben schon in der ersten Wechselzone wieder komplett trocken, das Sitzpolster ist minimalistisch, erfüllt aber seinen Zweck und die zwei Rückentaschen ebenso. Bonus ist die Minitasche am hinteren rechten Oberschenkel. Für’s Notfallgel perfekt. Als Kritik könnte man lediglich anmerken, dass die Rückentaschen nicht verschließbar sind, und so eher mal etwas herausfallen könnte oder im Wind flattern könnten.
Der Reißverschluss ist qualitativ hochwertig. Da wirkt nichts instabil, er lässt sich leicht ziehen. Bonus ist die kleine Lasche am oberen Ende, die man einfach umklappt, sodass nichts mehr an der Haut scheuert. Weil es auf Details ankommt!
Ein Satz zum Material: 4 Stoffe aus Italien und der Schweiz kommen beim 3.0 zum Einsatz. Der ultradünne Mesh-Stoff im Schulter-Arm-Nackenbereich, sowie Polyester und Elastan. Außerdem schützt im Torsobereich vorne und hinten sogenannter „Coldblack“-Stoff vor UV-Strahlen. Salopp gesagt: Du überhitzt nicht! Kann ich bestätigen! Als es im Juni/Juli so heiß war empfand ich den Suit beim Radfahren und Laufen niemals als Laster. Im Gegenteil: Ich habe ihn gar nicht mehr gemerkt
Einziges Manko: An einigen Stellen zwischen rotem und dunklem Material sieht man schon relativ deutlich die weißen Nähte. Das sieht nicht wirklich cool aus. Als Fashionleihe weiß ich nicht ganz, wie ich das einordnen soll. High-End Verarbeitung sieht aber anders aus?! (Produktionsland ist übrigens China)
Style – sieht fresh aus das Teil!
Auch diese Rubrik hängt natürlich wieder sehr vom persönlichen Geschmack ab. Im Gesamten kommt er richtig fresh daher! Der Kontrast zwischen dem roten Obermaterial (Mesh) und dem Camouflage-Muster kommt sehr stylisch von weitem Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass das Camouflage-Muster nochmal in zwei Muster bzw. Materialien unterscheidet. Der Rücken- und Seitenteil gefällt mir optisch nicht so gut. Das Materialmuster ist mit vielen kleinen Kästchen designt. Geschmacksache. Dafür ist es eben wie oben beschrieben funktionell! Und das sollte ja eigentlich zählen!
Und natürlich muss man auch die relativ großen SAYSKY Logos mögen. Auf der linken Brust, am rechten Oberschenkel und groß auf dem Rücken wird das Prädikat Minimalismus gestört. Aber ich mag das Logo, und auch der weiße Stern auf der linken Brust kommt wie ich finde cool. Erinnert mich irgendwie an Captain Amercia.
Cooles Gimmick: Der „Not made for walking“-Audruck über dem „Allerwertesten“ . So signalisierst Du den anderen Triathleten um Dich herum direkt was Sache ist. Oder vielleicht sorgt es auch für den ein oder anderen Schmunzler Deines Hintermanns im Rennen. Ich find’s nice!
Ist der Preis angemessen?
Für 242€ (UVP) bekommst Du einen Top Triathlonanzug, der minimalistisch daherkommt, und durch seine Qualität und Funktionalität überzeugt. Abstriche mache ich persönlich bei der etwas unangenehmen Kompression am Oberschenkel und den bereits nach wenigen Wochen sichtbaren weißen Nähten. Ich habe natürlich kein Vergleich zu anderen Topmodellen, der Preis bewegt sich allerdings in diesem Bereich – und teilweise sind andere noch deutlich teurer. Es wäre natürlich vermessen zu sagen, dass der Aerosuit 3.0 der beste in Sachen Preis-Leistung ist. Ich würde ihn für das Geld auf jeden Fall kaufen! Du kannst natürlich auch noch ein bisschen warten, und hoffen, dass der Preis im Sale unter die 200er Grenze fällt. Erfahrungsgemäß sind dann jedoch meist M und L schon ausverkauft. #justsayin
Hier kommst Du direkt zum Aerosuit 3.0
*Anmerkung: Den Aerosuit habe ich für den Test kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen.