Mein tätowierter Körper – ein lebendes Tagebuch

Von Rmsarah15

Ob als Ausdruck des Widerstands, einer Besessenheit oder Mode, radikaler Vorlieben oder schlicht zur Dekoration, Tattoos haben eine regelrechte Evolution hinter sich und sind heutzutage für viele Menschen Symbole, die Ihre Lebensgeschichte erzählen und den Körper somit in eine Art lebendes Tagebuch verwandeln, wie ein Logbuch, in dem wir die Namen derer festhalten, die wir lieben, sowie unseren Musikgeschmack, unsere Lieblingsfußballmanschaft und vieles vieles mehr, so viel wie es Formen, Typen und Anzahlen von Tattoos gibt, die man sich auf den Körper stechen lassen kann.


Einer der Menschen mit den meisten Tattoos ist wohl der als „Opa der tausend Tattoos“ bekannte 69 jährige Mann, der jeden freien Zentimeter seines Körpers mit einem Tattoo versehen hat. Für diesen Herrn namens Tommy Wells ist das Tattoo mehr als nur eine Kunst, es ist eine Art und Weise, seine Identität zu unterstreichen und seine Geschichte zu erzählen. Sein jüngstes Tattoo, zu Ehren seiner kürzlich verstorbenen Frau, ließ er sich auf den Kopf stechen, wo sich noch ein freier Platz fand. Aber nicht nur Personen des ganz normalen Alltags vertreten ihre Ansichten auf diese Weise, auch Johnny Depp bekräftigt, dass jedes Tattoo seines Körpers eine Seite in seinem Tagebuch des Lebens repräsentiert. Und damit ist er nicht die einzige Berühmtheit, auch der angesehene Designer des Hauses Trussardi, Umit Benan, trägt die Unterschriften seiner Eltern, deren Geburtstage und sogar das Datum seiner ersten Modenschau auf seinem Körper, als Symbole, die ihn tagtäglich daran erinnern, woher er kommt und wohin er geht.

Wie viele wissen, haben Tattoos, je nach der Kultur, mit der sie in Verbindung gebracht werden, unterschiedliche Bedeutungen. Es gab sie schon vor tausenden Jahren, so wurden beispielsweise bei Mumien aus Ägypten und anderen Zivilisationen der Alten Welt Tattoos entdeckt. Aber erst in der heutigen Zeit, inmitten unserer westlichen Gesellschaften und der globalisierten Welt, in der wir leben, werden Tattoos verschiedene Bedeutungen für ihren jeweiligen Träger beigemessen. Wenn wir einmal die negativen Konnotationen bei Seite lassen, die sich aus der Unterscheidung von sozialen Klassen oder bestimmten gesellschaftlichen Kreisen ergeben, welche Tattoos verbieten, oder sie andererseits als Identifikation nutzen (Mafia, Gefängnisse, etc.), so lassen sich Menschen Tattoos im Allgemeinen als Körperschmuck stechen, oder um grundlegende Aspekte Ihres Lebens zu erzählen und in Erinnerung zu behalten. Dies ist der Fall bei den so genannten „Tagebuch des Lebens“-Tattoos, bei denen sich der Körper, der schon alleine und ohne Tattoos unsere Geschichte, unseren Weg und unseren Standpunkt anhand der unzähligen Informationen erzählt, die wir von ihm ablesen können, in ein wahres Tagebuch verwandelt, in ein Logbuch unseres Lebens.

Bestimmte Lebensabschnitte oder Informationen über das Leben schriftlich festzuhalten scheint bei den Liebhabern der jahrtausendalten Kunst des Tattoos ein neuer Schritt in dessen Evolution zu sein, um dadurch der ganzen Welt einen Teil der persönlichen Geschichte zu zeigen. Ob es sich dabei um einen vorübergehenden Trend handelt oder nicht, feststeht, dass ein Tattoo für den, der sich heute dafür entscheidet, von permanentem Charakter ist, und wie Tommy Wells so schön sagte, „ist es das einzige, was den Menschen bis ins Grab beglei-tet“.