Mein Sonntag in Saßnitz

Erstellt am 19. April 2020 von Inselreporter

Liebe Saßnitzer,
ich hatte einen Traum: Ich stand auf der Straße und ich war nicht allein. Mit mir waren viele, die da standen - für ihre Kinder - die Zukunft unseres Landes - ihre Eltern - die ermöglicht hatten auf die Straße zu gehen - und ihre Großeltern - die noch wußten, was es heißt, nicht auf die Straße gehen zu dürfen...

Ich hatte einen Traum: Um uns herum waren viele, denen wir einst vertrauten und die uns dazu aufforderten, nach Hause zu gehen, weil es so sein müsste. Es wäre richtig, damit niemand von uns gefährdet würde. Würden wir uns aber aber daran nicht halten, müssten wir - zu unserer eigenen Sicherheit - verhaftet werden, denn nun sei das Besuchen einer Demonstration und öffentliche Meinungsbekundungen eine Straftat...

Ich hatte einen Traum: Sie kamen zu zweit. Sie waren höflich und korrekt, baten mich zu gehen. Sie waren etwa 30 Jahre und ich fragte sie, warum Menschen zu der Zeit, als sie geboren wurden auf die Straße gegangen sind? - Für Einigkeit und Recht und Freiheit...

Ich hatte einen Traum: Sie sagten, es ginge heute um Leben und Tod, dann klickten die Handschellen. Ich schaute noch zu einem Fenster in der Straße, da bewegten sich die Gardinen. Was würden die Menschen dahinter wohl denken? Was würden sie tun?

Ich hatte einen Traum: Polizisten klingelten auch an deren Wohnungstür. Erst war es ganz still. Dann kam ein Ruf, dann ein verzweifelte Schrei um Hilfe. Doch es war niemand mehr da, der noch helfen konnte...


Heute morgen bin ich schweißgebadet aufgewacht. Ich ging ins Freie und habe mich gefreut eine Freundin zu treffen. Auch sie hatte einen Traum gehabt, der meinem fast glich - ein Alptraum, wie sie betonte. Wir kniffen uns gegenseitig, doch wir spürten nichts...


Darum ging ich wieder auf die Straße. Ich machte ein Selfie mit dem Grundgesetz und postete es, um zu zeigen, dass auch dieser Alptraum enden muss. Wenn auch Ihr die uns im Grundgesetzes festgeschriebenen Grund- und Freiheitsrechte schätzt, dann sendet Euer Selfie an die SAS Redaktion oder postet es im Netz.


Einen schönen Sonntag wünscht
Fiete