Reisen sind in der Regel Aneinanderreihungen von wunderschönen Momenten. Nachdem Sabine von Gecko Footsteps dazu aufrief, vom schönsten Reisemoment zu berichten, habe ich viel überlegt und versucht, herauszufinden, was denn genau der allerschönste, umwerfendste und einprägsamste Moment auf meinen bisherigen Reisen war. Leicht war es nicht, aber ich denke, ich habe ihn gefunden.
Welche meine schönste Reise bisher war, kann ich ziemlich einfach beantworten. Auch wenn jede meiner Reisen wunderschön und einmalig war, und ich auf keine einzige von Ihnen hätte verzichten wollen, gibt es eine, die noch über all den unbeschreiblichen Erfahrungen thront: unsere Flitterwochen auf Hawaii. Hawaii ist seitdem für mich das Nonplusultra hinsichtlich Reisen, und ich habe seit August 2013 keinen Ort gefunden, der mich so fasziniert hat wie die paradiesische Insel Oahu. Die schönste Reise wäre hiermit schon mal gefunden, doch wie soll man aus dieser traumhaften Zeit, während der jeder Tag so voller neuer Erlebnisse und Eindrücke steckte, nun einen einzelnen Moment herausfiltern?
Ich habe deshalb überlegt, welches Bild und welcher Gedanke mir immer wieder in den Kopf kommt, wenn ich an unsere Flitterwochen auf Hawaii denke, und musste feststellen, dass es tatsächlich einen Moment gibt, der immer zuerst vor meinem inneren Auge erscheint, wenn ich mich an Hawaii erinnere: Es ist der Moment, in dem ich zum ersten Mal Hawaii bei Tageslicht gesehen habe.
Unser Flug von Los Angeles nach Honolulu landete damals am Abend in Oahu, sodass wir, nachdem wir unser Hotel bezogen hatten, zwar einen ersten Eindruck vom nächtlichen Treiben in Waikiki bekamen, aber keine Chance hatten, Hawaii direkt im Hellen zu bestaunen. Da ich schon vor der Reise regelrecht besessen von Hawaii und dementsprechend aufgeregt war, konnte der Morgen für mich gar nicht schnell genug kommen, und dass ich in dieser Nacht überhaupt schlafen konnte, hatte ich wahrscheinlich nur der Tatsache zu verdanken, dass ich in den Nächten zuvor in Los Angeles dank Jetlag kaum ein Auge zu bekommen hatte.
Als ich dann von den schon so früh sehr starken Sonnenstrahlen geweckt wurde, wusste ich, dass er endlich da war: der so sehr herbeigesehnte Morgen. Wie ein kleines Kind am Weihnachtstag bin ich damals aufgesprungen, zum Fenster gestürmt, und habe die Vorhänge aufgerissen. Da war er. Der wahrscheinlich schönste Anblick, den ich bis dahin mit eigenen Augen gesehen habe. Leuchtend blaues Meer, ein glitzernder Sandstrand, gesäumt von kräftig grünen Palmen – all das in solchen strahlenden Farben, dass ich unwillkürlich dachte, irgendjemand muss die Sättigung etwas zu hoch eingestellt haben. Unglaublich und unbeschreiblich.
Es war einer dieser Momente, von denen man oft hört und liest, von denen man aber nicht weiß, dass sie wirklich existieren, bis man es am eigenen Leib erfährt. Es war ein Moment, der einem den Atem raubt. Und das ist keine Metapher, denn ich habe in dieser Sekunde tatsächlich nach Luft geschnappt. Im nächsten Moment rannte ich zur Balkontür, und stand eine Sekunde später mitten in diesem Szenario – ohne Fenster dazwischen. Na gut, mittendrin ist natürlich etwas übertrieben, denn der Balkon war einige Stockwerke über dem Strand und auch einige Meter davon entfernt, aber es fühlte sich einfach an, als wäre ich ein Teil davon. Ich konnte Hawaii riechen und hören. Waikiki sah nicht nur aus wie gephotoshopt, es roch und klang auch so unwirklich gut, dass man automatisch davon ausging, dass es nachbearbeitet sein muss. War es natürlich nicht. Nein, Hawaii ist wirklich so schön.
Nachdem ich mittlerweile seit eingen Minuten aufgescheucht durch unser Zimmer gerannt war, wurde natürlich auch mein Mann wach, und wir bestaunten gemeinsam unser atemberaubendes Flitterwochenziel. Auf den schönsten Reisemoment folgte dann im direkten Anschluss die im Rückblick schönste Stunde während unserer bisherigen Reisen. Wir zogen uns an, um zum ersten Mal Hawaii im Hellen aus der Nähe zu betrachten. Unser erster Weg führte uns zum Strand und auf den Steg vor unserem Hotel.
Aus der Nähe war alles noch viel bunter und schöner. Und es roch überall so gut. Irgendwie blumig und frisch zugleich. Wir verbrachten die nächste Stunde damit, am Strand und an der Promenade entlang zu schlendern, und ich kam in dieser Zeit aus dem Staunen nicht heraus. Ein bisschen seltsam sah es sicherlich aus, wie ich praktisch in Trance, mit weit aufgerissen Augen und mit halboffenem Mund neben meinem Mann her ging, der darauf achtete, dass ich, während mein Kopf die ganze Zeit von links nach rechts wanderte, nicht stolperte.
Ich werde diese ersten Eindrücke von Hawaii niemals vergessen, und ich bin unendlich froh, dass wir an diesem unbeschreiblichen Ort unsere Flitterwochen verbracht haben. Seit diesem Tag weiß ich, dass ich – gemeinsam mit meinem Mann – nach Hawaii zurückkommen werde, und ich freue mich jetzt schon unwahrscheinlich, dass es aller Voraussicht nach dieses Jahr endlich so weit sein wird.