Immer wieder höre und lese ich Aussagen darüber, dass Eltern (vor allem Mütter) sich nicht mehr erinnern oder vorstellen können, wie ihr Leben vor dem Kind/den Kindern ausgesehen hat, was sie ausgefüllt und ihrem Leben einen Sinn gegeben hat. Dass sie das Gefühl haben, das Kind wäre schon immer da gewesen oder sie seien nur mit dem Kind vollständig, dass sie nicht wüssten, womit sie sich früher beschäftigt haben oder nur durch das Kind glücklich seien. Ich muss ehrlich sagen, dass ich das nicht nachvollziehen kann und es auch irgendwie merkwürdig finde. Mir geht das nicht so, im Gegenteil.
Als mein Großer uns letztens einmal fragte, was wir früher gemacht hätten, als er und die Kleine noch nicht da waren, zählte ich auf Anhieb viele Dinge auf, die uns früher Spaß bereitet, unsere Wochenenden und Urlaube ausgefüllt und unserem Leben Freude und Sinnhaftigkeit gegeben hatten. Wir haben gearbeitet, sind viel gereist, haben die Welt und das eigene Land entdeckt, waren am Wochenende aktiv, viel in der Natur, hatten schon unseren Garten, trafen Freunde und besuchten Museen, Ausstellungen, Kinofilme etc. Aus mir kam es nur so herausgesprudelt und die Kinder hörten interessiert zu. Ich hatte das Gefühl, sie verstanden, dass wir jetzt, als Familie, nur noch einen kleinen Bruchteil dessen unternahmen, was wir Eltern früher zu zweit gemacht hatten. Ich glaube auch, sie merkten, dass in meinem Erzählen ein Bedauern mitschwang, aber so ist es nun mal. Vieles ist einfach mit kleinen Kindern nicht möglich.
Unser Leben vor den Kindern war definitiv nicht unausgefüllt oder sinnlos. Das wäre ja schlimm! Ich bin erst mit 36 Jahren Mama geworden und das hieße, 36 Jahre oder sagen wir, 18 erwachsene Jahre wären überflüssig, unglücklich oder sinnentleert gewesen. Nein, das empfinde ich überhaupt nicht so und verstehe auch Menschen nicht, die ihr eigenes bisheriges Leben als so oberflächlich und nebensächlich betrachten, bis sie Kinder und damit eine Aufgabe bekamen. Wir hatten sehr viele glückliche, intensive Momente, haben viel erlebt und unser Leben genossen. Sowohl jeder von uns für sich allein als auch wir beide zusammen. Wir hatten wunderbare Reiseerlebnisse, haben zusammen gelacht und geweint, Wohnungen eingerichtet, Wurzeln geschlagen, studiert, Feste gefeiert und das Leben ausgekostet. Wir waren auch vor den Kindern schon im Zoo und im Wald spazieren, haben Tischtennis gespielt, Plätzchen gebacken, Kastanien gesammelt, Gänseblümchen gepflückt, Pusteblumen ausgepustet und Drachen steigen lassen. Das war nicht bedeutungslos und auch nicht unausgefüllt. Es war bunt und aufregend und selbstbestimmt und frei und wunderbar.
Quelle: Pixabay
Ja, wir hatten das Gefühl, dass etwas fehlte und haben uns jahrelang ein Kind gewünscht, bis es endlich klappte. Ja, wir wären unendlich traurig gewesen, wenn wir zu zweit geblieben wären. Mit Sicherheit aber hätten wir kein sinnloses Leben ohne die Kinder. Vielleicht wären wir ausgewandert und hätten nochmal ganz von vorn angefangen. In unserem Haushalt gibt es diverse Bücher dazu. Vielleicht hätten wir auch so weitergelebt wie bisher. Vielleicht hätte ich promoviert und andere exotische Sprachen gelernt. Interessen und Leidenschaften gäbe es jedenfalls genug und ich fände es fatal, wenn ich mich nur über meine Kinder definieren würde. Ich bin doch ein eigener Mensch und ein großer Teil meines Lebens fand ohne meine Kinder statt.
Aus manchen Berichten anderer Eltern hört man heraus, dass sie früher ein ziemlich inaktives Leben geführt hatten, ein ganzes Wochenende auf der Couch verbrachten oder täglich bis spät abends arbeiteten. Vielleicht empfindet man die Erinnerung an ein solches Leben als fade, vielleicht nehmen diese Eltern die Natur, den Jahreskreislauf, die Feste und die Familie wirklich erst dann intensiv wahr, wenn sie selbst Eltern werden. Bei mir ist das nicht so. Ich hatte schon früher ein sehr starkes Erleben der Natur und der Jahreszeiten, empfand tiefe Gefühle an meinen "Kraftorten" und konnte in einem guten Buch oder Film regelrecht versinken und emotional eintauchen. Das kann ich mittlerweile nicht mehr, diese Fähigkeiten sind irgendwie verschüttet, seit ich Kinder habe, bzw. von all den Anstrengungen des Alltags aufgefressen. Da ich nun nahezu ständig unter Strom stehe, haben tiefe Gefühle kaum eine Chance, in mir Fuß zu fassen und mein Herz zu erreichen. Manchmal kommt ein leichter Anflug davon, wenn ich allein mit nur einem Kind unterwegs bin, wie zum Beispiel letztens, als ich mit dem Großen im Garten übernachtete und wir abends noch auf unseren Feldern herumtollten. Ich vermisse diese Gefühle und hoffe, dass sie wiederkehren, wenn der Alltag mit den Kindern nicht mehr ganz so kräftezehrend ist.
Viele Eltern sagen, dass sie erst jetzt Kleinigkeiten bewusst wahrnehmen und mit den Augen ihres Kindes sehen. Bei mir ist das umgekehrt, ich kann mich kaum noch auf kleine Dinge und die Schönheit der Natur einlassen und konzentrieren, weil sich mein Fokus so auf meine Kinder und die Organisation unseres Lebens richtet. Also die umgekehrte Entwicklung und irgendwie auch mental logisch, denn wenn der Kopf voll ist, wird das kleine Blümchen am Wegesrand bedeutungslos. Andere Eltern dagegen nehmen das kleine Blümchen erst wahr, seitdem ihr Kind es aufpflückt und spüren vielleicht, dass in ihrem früheren Leben all das fehlte. Bei mir ist das nicht so und deshalb empfinde ich mein Leben vor den Kindern auch nicht als sinnlos, oberflächlich und unausgefüllt. Dass das Leben vor den Kindern verblasst, je länger es zurückliegt, ist bestimmt normal. Mein Mann war sich letztens sicher, dass wir auf Kap Arkona schon mit dem Großen gewesen seien. Das war aber deutlich bevor wir Kinder bekamen. Verblassen ja, aber unwichtig und sinnlos? Nein! Das kann und möchte ich niemals so empfinden.
Wie ist das bei euch, wie erinnert ihr euch an euer Leben, bevor ihr Kinder hattet? Oder lebt ihr erst richtig intensiv, seit die Kinder da sind?
In diesem Text könnt ihr noch ein bisschen mehr über mich und früheres Leben erfahren:
Über mich, meine Reiselust und das Bloggen
Als mein Großer uns letztens einmal fragte, was wir früher gemacht hätten, als er und die Kleine noch nicht da waren, zählte ich auf Anhieb viele Dinge auf, die uns früher Spaß bereitet, unsere Wochenenden und Urlaube ausgefüllt und unserem Leben Freude und Sinnhaftigkeit gegeben hatten. Wir haben gearbeitet, sind viel gereist, haben die Welt und das eigene Land entdeckt, waren am Wochenende aktiv, viel in der Natur, hatten schon unseren Garten, trafen Freunde und besuchten Museen, Ausstellungen, Kinofilme etc. Aus mir kam es nur so herausgesprudelt und die Kinder hörten interessiert zu. Ich hatte das Gefühl, sie verstanden, dass wir jetzt, als Familie, nur noch einen kleinen Bruchteil dessen unternahmen, was wir Eltern früher zu zweit gemacht hatten. Ich glaube auch, sie merkten, dass in meinem Erzählen ein Bedauern mitschwang, aber so ist es nun mal. Vieles ist einfach mit kleinen Kindern nicht möglich.
Unser Leben vor den Kindern war definitiv nicht unausgefüllt oder sinnlos. Das wäre ja schlimm! Ich bin erst mit 36 Jahren Mama geworden und das hieße, 36 Jahre oder sagen wir, 18 erwachsene Jahre wären überflüssig, unglücklich oder sinnentleert gewesen. Nein, das empfinde ich überhaupt nicht so und verstehe auch Menschen nicht, die ihr eigenes bisheriges Leben als so oberflächlich und nebensächlich betrachten, bis sie Kinder und damit eine Aufgabe bekamen. Wir hatten sehr viele glückliche, intensive Momente, haben viel erlebt und unser Leben genossen. Sowohl jeder von uns für sich allein als auch wir beide zusammen. Wir hatten wunderbare Reiseerlebnisse, haben zusammen gelacht und geweint, Wohnungen eingerichtet, Wurzeln geschlagen, studiert, Feste gefeiert und das Leben ausgekostet. Wir waren auch vor den Kindern schon im Zoo und im Wald spazieren, haben Tischtennis gespielt, Plätzchen gebacken, Kastanien gesammelt, Gänseblümchen gepflückt, Pusteblumen ausgepustet und Drachen steigen lassen. Das war nicht bedeutungslos und auch nicht unausgefüllt. Es war bunt und aufregend und selbstbestimmt und frei und wunderbar.
Quelle: Pixabay
Ja, wir hatten das Gefühl, dass etwas fehlte und haben uns jahrelang ein Kind gewünscht, bis es endlich klappte. Ja, wir wären unendlich traurig gewesen, wenn wir zu zweit geblieben wären. Mit Sicherheit aber hätten wir kein sinnloses Leben ohne die Kinder. Vielleicht wären wir ausgewandert und hätten nochmal ganz von vorn angefangen. In unserem Haushalt gibt es diverse Bücher dazu. Vielleicht hätten wir auch so weitergelebt wie bisher. Vielleicht hätte ich promoviert und andere exotische Sprachen gelernt. Interessen und Leidenschaften gäbe es jedenfalls genug und ich fände es fatal, wenn ich mich nur über meine Kinder definieren würde. Ich bin doch ein eigener Mensch und ein großer Teil meines Lebens fand ohne meine Kinder statt.
Aus manchen Berichten anderer Eltern hört man heraus, dass sie früher ein ziemlich inaktives Leben geführt hatten, ein ganzes Wochenende auf der Couch verbrachten oder täglich bis spät abends arbeiteten. Vielleicht empfindet man die Erinnerung an ein solches Leben als fade, vielleicht nehmen diese Eltern die Natur, den Jahreskreislauf, die Feste und die Familie wirklich erst dann intensiv wahr, wenn sie selbst Eltern werden. Bei mir ist das nicht so. Ich hatte schon früher ein sehr starkes Erleben der Natur und der Jahreszeiten, empfand tiefe Gefühle an meinen "Kraftorten" und konnte in einem guten Buch oder Film regelrecht versinken und emotional eintauchen. Das kann ich mittlerweile nicht mehr, diese Fähigkeiten sind irgendwie verschüttet, seit ich Kinder habe, bzw. von all den Anstrengungen des Alltags aufgefressen. Da ich nun nahezu ständig unter Strom stehe, haben tiefe Gefühle kaum eine Chance, in mir Fuß zu fassen und mein Herz zu erreichen. Manchmal kommt ein leichter Anflug davon, wenn ich allein mit nur einem Kind unterwegs bin, wie zum Beispiel letztens, als ich mit dem Großen im Garten übernachtete und wir abends noch auf unseren Feldern herumtollten. Ich vermisse diese Gefühle und hoffe, dass sie wiederkehren, wenn der Alltag mit den Kindern nicht mehr ganz so kräftezehrend ist.
Viele Eltern sagen, dass sie erst jetzt Kleinigkeiten bewusst wahrnehmen und mit den Augen ihres Kindes sehen. Bei mir ist das umgekehrt, ich kann mich kaum noch auf kleine Dinge und die Schönheit der Natur einlassen und konzentrieren, weil sich mein Fokus so auf meine Kinder und die Organisation unseres Lebens richtet. Also die umgekehrte Entwicklung und irgendwie auch mental logisch, denn wenn der Kopf voll ist, wird das kleine Blümchen am Wegesrand bedeutungslos. Andere Eltern dagegen nehmen das kleine Blümchen erst wahr, seitdem ihr Kind es aufpflückt und spüren vielleicht, dass in ihrem früheren Leben all das fehlte. Bei mir ist das nicht so und deshalb empfinde ich mein Leben vor den Kindern auch nicht als sinnlos, oberflächlich und unausgefüllt. Dass das Leben vor den Kindern verblasst, je länger es zurückliegt, ist bestimmt normal. Mein Mann war sich letztens sicher, dass wir auf Kap Arkona schon mit dem Großen gewesen seien. Das war aber deutlich bevor wir Kinder bekamen. Verblassen ja, aber unwichtig und sinnlos? Nein! Das kann und möchte ich niemals so empfinden.
Wie ist das bei euch, wie erinnert ihr euch an euer Leben, bevor ihr Kinder hattet? Oder lebt ihr erst richtig intensiv, seit die Kinder da sind?
In diesem Text könnt ihr noch ein bisschen mehr über mich und früheres Leben erfahren:
Über mich, meine Reiselust und das Bloggen