In den letzten Tagen wurde ein älterer Artikel von mir immer wieder kommentiert und zum Teil kritisiert. Ich bot einem der Diskutierenden an, seine Darstellung der Vorgänge um die Freie Schule Albris hier im Blog zu veröffentlichen.
Beobachtungen und Erfahrungen eines Vaters zweier Schulkinder
Vorab möchte ich sagen, dass nachfolgende Meinung meine eigene ist. Das heißt, auf Grund meiner Lebenserfahrung und meiner persönlichen Beobachtungen komme ich zu dem Urteil, was ich abschließend fällen werde. Da aktuell die Freie Schule in Albris in der Kritik steht, habe ich das zum Anlass genommen aus eigenen Motiven heraus darauf angemessen zu reagieren.
Freie Schule Albris – Foto: privat
Lieber Nic,
ich antworte auf Ihren Artikel “Freie Schule Albris“, den Sie auf Ihrem Blog veröffentlicht haben.
Das versuche ich so objektiv wie möglich zu machen und auch auf Grund der Tatsache, dass ich als Elternteil nicht zu jedem Entscheidungsträger persönlich Kontakt habe. Allerdings hatte ich bereits viele intensive Gespräche in einem Zeitraum von mehr als drei Jahren geführt, wir nehmen regelmäßig an den angebotenen Tagungen teil, und grundsätzlich setzen wir uns für das Konzept der Freien Schule voll ein. Somit betrifft mich Ihre Kritik persönlich, und dem will ich mich deutlich verbal widersetzen und ich freue mich auf Ihre Einladung eines Gegenentwurfes.
Das bedeutet, dass viele Ihrer Einschätzungen im Prinzip auf der gleichen Basis getroffen wurden, wie ich meine treffe. Nämlich auf Grund von Beobachtungen und Gesprächen und von selbst Erlebten Vielleicht bin ich sogar noch ein bisschen tiefer in das System Albris eingedrungen als Sie, da ich meine beiden Kinder seit der Vorschulzeit in der Freien Spielstube und die letzten drei Schuljahre intensiv begleitet habe. Dazu gehören auch unzählige Lehrergespräche und Elternabende sowie das gegenseitige Austauschen mit anderen Eltern oder anderen Albris Sponsoren.
Insofern bin ich ein mindestens gleichwertiger Partner, wenn es darum geht ein faires Urteil über die Freie Schule in Albris zu sprechen.
Die Freie Schule versucht sich in erster Linie in einem gesamtheitlichen Erziehungsansatz. Rudolf Steiners Lebenswerk dient hier als Basis, aber auch viele christliche Wertvorstellungen und Lebensweisheiten durch Goethe und Schiller formuliert, sind immer wieder in vielen Grundaussagen anzutreffen. Sicher bildet die Lebenslehre von Rudolf Steiner den prägenden Grundsatz in der Ausrichtung aller erzieherischen Aspekte in Albris. Doch muss man klar und deutlich formulieren, dass ich das nicht als ideologisch und kritiklos anzunehmen habe. Ganz im Gegenteil, in vielen Diskussionen erlebe ich sehr wohl immer das permanente Hinterfragen, ob denn das der richtige Weg ist. Die Eltern werden kontinuierlich aufgefordert auch Ihren geistigen Input zu geben. Immer wieder höre ich den Satz, dass Albris sich vor allem gemeinschaftlich und im Konsens weiter entwickeln wird. Wiederrum grundsätzlich muss man sagen, dass Rudolf Steiner an sich sehr wertvolle Leitplanken für die Erziehung entwickelt hat. Jedoch sagt ja auch schon die Überschrift der Freien Schule in Albris, dass sie im Sinne der Erziehungskunst Rudolf Steiners wirke. Ich leite daraus klar ab, dass es nicht wie in mancher staatlichen Organisation ist, dass man sich sowohl als Einzelperson nicht einbringen darf, als auch die Urtheorie Steiners durchaus dem Wandel der Zeit angepasst wird. Bei bestimmten Prinzipien gibt es
jedoch keine Alternative. So sind das Theaterspiel, die eurythmische Bewegung, die handwerklichen Geschicke und die grundsätzliche Ordnungsliebe und Disziplin wichtiger Teil des Gesamtkonzeptes.
Insofern sehe ich schon, dass Albris nicht eine bloße Schule ist, sondern tatsächlich ein System, in dem viele Kräfte wirken. Und die Eltern werden dazu klar aufgefordert und leisten in vieler Hinsicht ihren Beitrag.
Dass die Schule aus einem Verband ausgetreten ist, berührt mich nicht, und ist auch schon wieder länger her. Für mich ist entscheidend, wie sich Albris heute darstellt und welche Perspektive es hat. Das 16 Hektar große Bildungsareal sowie alle zum System gehörigen Körperschaften, wie z.B. die Spielstuben, sind eine ideale Alternative zu herkömmlichen Bildungskonzepten, da Albris in der Tat gesamtheitlich taktet.
Für mich ist der Gründer Sigurd Böhm die Gallionsfigur. Ganz neutral bewertet ist er tatsächlich der Gründervater von Albris, das seine Anfänge in der Waldorfschule in Kempten hatte. Doch nicht er alleine, sondern aus den Anfängen der Gründerzeit um 1974 sind ihm viele engagierte Personen gefolgt, die entschieden die sozialen und pädagogischen Leitlinien Rudolf Steiners umsetzen. Und natürlich über Jahrzehnte erfolgreich bewerten. Wie immer im Leben, braucht es Leitwölfe, die aus einer Idee etwas großes Ganzes bauen. Und warum soll das nicht dann ein Leben lang währen. Wie schon im Altertum, oder auch heutzutage in konservativ geprägten Ethnien, gibt es den Ältestenrat. Und dieser prägt wie dort eben auch hier das Profil der Schule in Albris. Ist das schlecht ? Ist das überholt ? Ich habe nicht den Eindruck, dass es an diesem Grundprinzip mehr Kritik, als Wohlwollen gibt. Wie in jedem sozialen System gibt es nun verbale Erfindungen, die Sie in Ihrem Artikel nennen. Ich bewerte diese als Spaß am Wortjonglieren. Eine Nachhaltigkeit in der Kritik oder sogar eine breite Masse an kritisierenden Personen kann ich nicht feststellen. Um eines klar zu formulieren: die ganze Pracht und Intensität des Albris Projektes muss man vor Ort regelrecht bestaunen. Das ist kein alltägliches Schulprojekt mehr, dass ist die Ausnahme. Und Sigurd Böhm und seine Weggefährten waren die Wegbereiter, und alle Schuleltern, Angestellte und Lehrer können oder werden bald davon profitieren. Das ist das große Bild des Herrn Böhm, das in Ihrer Beschreibung komplett verloren geht.
Bis dahin alles okay, aber jetzt wird es ernst in Ihrem Artikel. Wenn Sie die Bezeichnung Sekte ins Felde führen, dann wird es, Entschuldigen Sie bitte, infam. Ich selbst habe mich bereits über einen längeren Zeitraum mit einer religiösen Gemeinschaft beschäftigt, die man als Sekte bezeichnen kann. Ich hatte mich auf einen experimentellen Zugang zu dieser Religionsgemeinschaft eingelassen, um die reale Gefahr für Geist und Körper selbst zu erfahren. Für mich war es nur ein kurzes Zeitraum, für aktive Mitglieder ist das ein geschlossenes System, aus dem es kein Entrinnen gibt, in dem Fehlverhalten krass sanktioniert wird, bei dem Entflohene massiv ausgegrenzt und psychisch torpediert werden. Bei allem Respekt Nic, hier Vergleiche anzustellen und diese auch noch auf Ihre eigenen Erfahrungen zu reflektieren, da kann ich nur sagen, da haben Sie sich komplett vertan.
Albris ist, so wie es erlebe ein durchlässiges, offenes und hochkommunikatives System. Klar, es gibt Leitlinien und einen Verhaltenskodex, wie es in jedem System gibt. Auch gibt es wie überall im Leben die alten Weisen und die jungen Wilden. Ich kenne keinen Verein, kein Unternehmen, keinen Ortsverband einer Partei, in dem ich war oder bin, wo es anders funktionieren würde. Selbst die sogenannte Regelschule als System hat klare Richtlinien und Lehrpläne, von denen deutlich weniger abgewichen werden kann.
Eltern, Freunde, Interessierte und sogar Albris-Außenstehende sind jederzeit eingeladen, an Tagungen und Gesprächen teilzunehmen.
Oft wird in diesem Zusammenhang die Jugendakademie angesprochen, oder die Lehrkräfte, die sich monoton unterordnen. Natürlich muss ein Grundkonsens erzielt werden, natürlich müssen vor allem Nachwuchskräfte auf das gründlich vorbereitet werden, was die erfolgreichen Alten bereits seit Jahren vorleben. Aber ich habe nicht im Entferntesten den Eindruck, dass hier mit Macht und Schrecken geherrscht wird, was den freien Meinungsaustausch unterbindet und persönlichen Gedanken sogar verbietet. Vielleicht wird Autorität und Disziplin in diesem Zusammenhang falsch interpretiert, denn Ordnung und Zusammengehörigkeit verbindet auch, wenn sie mit klaren Strukturen und Vorgaben einhergehen. Das bedeutet noch lange nicht, dass etwas grundsätzlich im Argen liegt. Ich kenne aus meinem eigenen Leben viele Lehrer von Staatsschulen. Schilderungen dieser über das werte Kollegium und die dort verbissen geführten Diskussionen und ausgetragenen Rangeleien sind für mich das Negativbeispiel. Auch ist jenes Kollegium von der Elternschaft klar abgegrenzt. Allenfalls gibt es einen Elternbeirat, der sich mehr oder weniger zum Sprachrohr entwickelt.
Ihre Beschreibung des organisatorischen Leitungsgremiums finde ich leider sehr kümmerlich. Es gibt ein solches, die Schulleitungskonferenz, und es arbeitet trotz der enormen finanziellen Investitionen, der komplexen Aufgabenstellungen und der mancherorts personellen Engpässe extrem effizient. Klar muss ein Grundvertrauen seitens der Elternschaft da sein, dass mit dem einbezahlten Geld gut gearbeitet wird. Seitens der Schule gibt es regelmäßig Informationsabende und man darf sich selbst vor Ort ein Bild über das Budget machen. In welchen anderen sozialen Instituten oder schulischen Einrichtungen gibt es das ? Somit sehe ich auch in keinster Weise eine Vertuschungsgefahr.
Wahr ist, das das Projekt Albris neben dem noch bestehenden Schulbetrieb in Kempten aufgebaut wird. Somit ist die Stammmannschaft einer hohen Belastung ausgesetzt, so auch die Schuladministration. Aber man kann nicht einfach 10 Arbeitnehmer mehr einstellen, um einzelne Abläufe zu optimieren. Viele Verbesserungsmaßnahmen und auch Entscheidungen werden oft im Konsens mit Personen aus der Elternschaft, aus der Administration und dem Lehrkörper getroffen. Dieses Anliegen der Mitbestimmung ist deutlich formuliert und kommt immer wieder zum Tragen. Warum also mit einer anderen Organisationsform kaputt regulieren.
Von außen entsteht der Eindruck, dass nur eine administrative Spitze Entscheidungen trifft und die Eltern mitziehen müssen. Nun, meine Erfahrungen sind hier in vielen Bereichen anders. Allerdings muss man als Elternteil seinen Beitrag leisten und sich dann entsprechend bei der Mitarbeit einbringen. Wer sich nicht einbringt, wird dann aber auch die Entscheidungen der anderen und der Administration zu teilen haben.
Ganz massiv wehre ich mich gegen Ihren Eindruck, dass ich als Elternteil wenig in die Ausbildung eingebunden werde und meinen Kindern ein einseitiges Weltbild indoktriniert wird. Also, was für eine Fehleinschätzung. Gut, zugegeben, ich stehe hier erst am Anfang der Erfahrungskurve, auch wenn diese bereits seit 5 Jahren andauert.
Aber, es ist doch eindeutig, dass bei jeder Form der Erziehung der Erzieher den Erziehenden beeinflusst und ihm sein Weltbild mitteilt. Da kann ich aus eigener Erfahrung als ehemaliger Schüler in der Regelschule über 13 Jahre deutlich mitreden.
Nun, wenn ich denke, dass wir mit den jeweiligem Klassenlehrer mindesten an 10-12 Elternabenden, an 1 persönlichen Hausbesuch, und an diversen anderen Anlässen über unsere Kinder sprechen, dass ich regelmäßig mit Freunden und deren Erfahrungen Ihrer Kinder rede, und dass ich schließlich meine Kinder selbst täglich beurteile, wie sie sich entwickeln und was sie von sich geben. Also, als Fazit, bisher kann ich nicht von Manipulation sprechen, auch höre oder sehe ich nicht, wie sich das von Ihnen erwähnte einseitig geprägtes Weltbild in der Innen- und Außenansicht meiner Kinder auswirken sollte.
Das ist zu flach. Wenn Sie annehmen, dass sich hier sektenähnliches Verhalten in Form von geistiger Manipulation abbildet, dann müssen Sie deutlich machen, wie sich das auswirkt, und bitte belegen Sie das. Ich kann Sie nur dazu auffordern, hier in die Debatte Schwung rein zu bringen, denn ohne klare Nachweise bleiben Ihre Aussagen erst einmal Worthülsen. Ich kann mit eigenen Erfahrungen aufwarten.
Ein beliebtes Thema ist das Geldthema. Nun, mein Eindruck ist, dass es hier massive Vorurteile in Ihrem Artikel gibt, die leider haltlos sind. Einschränkend möchte ich sagen, dass es sicher immer wieder Ausnahmen gibt, dass sich Einzelnen zu mehr verpflichtet fühlen, als sie leisten können. Auch gewisse gruppendynamische Prozesse sind sicher zu erkennen, so dass man sich nicht immer gewissen Finanzthemen entziehen kann. Aber, man kann über alles offen reden und es gab nach meinen bisherigen Erfahrungen immer einen Weg, wie die benötigten Finanzmittel zu erwirtschaften sind.
Am wichtigsten ist es zu verstehen, dass Albris sich überwiegend aus eigener Kraft finanzieren muss, vor allem jetzt bei der Erstellung der neuen Gebäude. Daher ist es auch absolut klar für jedes Elternteil, dass die Schule Geld kostet. Es darf daher auch keine Überraschung geben, wenn die eingesammelten Haushaltsgelder nicht ausreichen und man weiter nach Finanzquellen suchen muss und entsprechend auch die Elternhäuser in die Pflicht nimmt. Das ist von Anfang an klar gewesen, dass wir uns hier im Gegensatz zu staatlichen Schulen eigenverantwortlich einbringen müssen.
Zu den Hard Facts: im Durchschnitt werden 250.- pro Familie und Monat bezahlt, egal wie viele Kinder aus der Familie an der Schule sind. Aktuell wird jeder Haushalt mit 500.- jährlich belastet, bis die Gebäude finanziert sind. Dazu gibt es seit diesem Jahr eine Bürgschaft für 3.000.- Euro. Materialgeld sind 12.- pro Monat und Schüler. Essensgeld ist verbrauchsabhängig, der Bus wird auch selbst bezahlt. Das ist es aus Elternsicht. Und ich habe bereits viele Debatten erlebt, wo Elternhäuser nicht den gleichen finanziellen Aufwand leisten können, als andere. Die Solidarität ist enorm, und so konnten bisher alle Familien und ihre Zahlungen zufrieden gestellt werden. So zumindest meiner Kenntnis nach. Natürlich gibt es viele Veranstaltungen auf dem Schulgelände, bei dem hinterher zu Spenden aufgefordert wird. Nun, Spenden sind freiwillig, und ich gebe meistens Münzgeld. Wer eben mehr geben will, der soll es tun. Aber ich habe noch nie Druck erlebt, der von der Schule aufgesetzt wurde. Ja, vielleicht fühlt sich auch hier der Einzelne überfordert und gibt mehr, als er eigentlich sollte. Meine Erfahrungen unterscheiden sich nur deutlich von Ihren Schilderungen. Und ich war bereits auf vielen lokalen Veranstaltungen, bei denen Körbchen präsentiert wurden. Von den anderen Maßnahmen, die Sie nennen, ist mir nichts bekannt. Es bleibt zu erwähnen, dass aktive Ausgaben auch größtenteils steuerrechtlich ansetzbar sind. So vermindert sich das Schulgeld nochmals bei 2/3 der Ausgaben um den jeweiligen persönlichen Steuersatz.
Ihr Hinweis auf die permanenten Geldsorgen sind interessant. Wenn Sie nach Ihren Schätzungen zu Folge über 10 Mio investiert haben, davon ein gewisser Teil erst amortisiert ist, der Staat keinen oder nur kleinen Beitrag leistet, dann bleibt eine Menge noch übrig an Zinskosten, Personalkosten und sonstigen Kosten. Da ist es doch gar nicht so schlecht, wenn man bei diesem epochalen Investment in Albris nur einen geringen Verlust ausweist. Und dann gilt es eben wie überall in der freien Wirtschaft oder bei kommunalen Einrichtungen entsprechend Geld nachzuschießen. Im Übrigen habe ich auf einen Gesamtelternabend präsentiert bekommen, dass das Budget in 2011 ausgeglichen war, was dann wiederrum Ihrerseits zu widerlegen wäre. Und ein adäquates Mittel ist es eben nun hier Paten anzusprechen. Ich denke nicht, dass Paten genötigt werden. Nein, sie geben freiwillig und überzeugt das Geld, weil sie es als eine Investition in die nächste Generation von Menschen sehen. Natürlich spielt die Rendite hier keine Rolle, zumindest nicht die finanzielle. Aber es muss unglaublich toll sein für Menschen, die auf Geld verzichten können und es in die Ausbildungsstätte Albris investieren, um Kindern und Heranwachsenden eine Zukunft zu bieten.
Als nächstes Thema will ich auf die Befähigung von Lehrern eingehen, verbunden mit der grundsätzlich staatlichen Zulassung der Schule in Albris.
Grundsätzlich wird jeder Lehrer, der eigenverantwortlich Unterricht erteilt vom zuständigen Kultusministerium genehmigt. Für die beiden Lehrer, die Sie ansprechen, wird meines Wissens nach absolvierter Ausbildung die Unterrichtsgenehmigung beantragt. Gleichermaßen unterliegt auch der Grundmodus der Schule einer regelmäßigen Überprüfung durch die staatliche Schulbehörde. Somit ist die Schule staatlich zugelassen.
Für mich ist das wichtig, aber viel wichtiger ist es, dass ich sehe, wie sich meine Kinder entwickeln. Meine eigene Schulzeit war eine großangelegte Zeitverschwendung, die mich höchstens negativ beeinflusst hat. Meine Stärken und Fähigkeiten wurden fast die gesamten 13 Jahre unterbunden. Im Prinzip habe alles das, was ich für mein heutiges Leben brauche in meiner Freizeit, in Vereinen und nach der Schulzeit mit Ausbildung und Studium erlernt. Für mich war klar, dass meine Kinder eine Schulzeit erleben werden, in der sie sorgenfrei sein können. Und natürlich lernen die Kinder viel, auf allen geistigen und körperlichen Ebenen.
Zugegebenermaßen weiß ich nicht, was aus meinen Kindern einmal wird. Aber ich bin mir meiner Eigenverantwortung bewusst, dass ich und die Schule zusammen meinen Kindern das Rüstzeug mitgeben, mit denen sie das Leben meistern werden.
In den nächsten Abschnitten kommen Sie viel auf Manipulation und Suggestion zu sprechen. Nun, Sie scheinen da tiefe Einblicke zu haben, die ich nicht habe. Ich kann nur für mich und meine Kinder sprechen und die aus meinem näheren Bekanntenkreis gewonnen Erkenntnisse einbringen. Ich würde erst einmal klar den Schulbetrieb und die Jungendakademie trennen.
Im Schulbetrieb ist mir das so von Ihnen gezeichnete Bild in keinster Weise aufgefallen. Vielleicht, weil ich Jahre auf einem Gymnasium verbracht habe, wo uns auch von unterschiedlichen Lehrkräften eingetrichtert wurde, dass uns einmal Führungskräfte werden. Im Studium habe ich das dann auch immer wieder gehört. Objektiv betrachtet ist es erst einmal nicht falsch, die eigenen Schüler hervor zu heben und sie zu motivieren. Warum sollen sie sich nicht als etwas Besonderes fühlen. Ich gebe Ihnen recht: wenn Hochmut entsteht oder sogar der Bezug zur Realität verloren geht, dann würde etwas grundsätzlich falsch laufen.
Betreffend der Jugendakademie sind Sie wohl auch besser informiert als ich. Bezeichnen Sie diese Akademie doch als Talentschmiede. Natürlich will jede Organisation den eigenen Nachwuchs generieren, und dieser soll bestmöglich ausgestattet mit Wissen und Motivation sein. Wie schlimm ist denn schon das Wort Elite. Warum klingt das aus Ihrem Munde so verbittert ? Es ist doch erst einmal wunderbar, wenn sich Menschen voll einbringen und auf Ihrem Gebiet die besten sein wollen. Und dann wollen Sie aus diesem Gefühl heraus die Welt verbessern. Und gleichzeitig fühlen sie sich als etwas Besonderes und Einzigartiges. Haben Sie nie im Wettbewerb in der Ausbildung gestanden ? Ich kann Ihnen dutzende Beispiele in allen möglichen Lebenslagen bringen, bei denen der Wettbewerb unter Menschen im Vordergrund stand. Man wollte besser als der andere sein, man war stolz auf einen errungenen Sieg, und man neigte meistens zu einer Überbewertung seiner eigenen Wichtigkeit. Also, bitte keinen Elefanten aus einer Mücke machen.
Gleichwohl, auch hier gilt, Elitedenken und Übermut verbunden mit der Gewissheit, dass man etwas besser kann als andere können, sind etwas anderes als Hochmut, hinter dem nichts steckt. Das kann ich im konkreten Fall final nicht beurteilen. Gespannt darf man sein, wenn der Nachwuchs aus der Jugendakademie zum allerersten Mal eine erste Klasse führt. Dann wird sich zeigen, was er oder sie auf dem Kasten hat. Mit Hochmut ist es dann schnell vorbei, denn auch die Kids der freien Schule in Albris kommen aus der modernen Welt und sind nicht nur mit schlauen Sprüchen aus verstaubten Lehrbüchern zufrieden zu stellen, geschweige denn die Elternschaft.
Betreffend Ihrer Kritik, am Zusammenspiel Lehrerkollegium und Sigurd Böhm. Nun, auch hier scheinen Sie sehr gut informiert. Ich würde Ihre unterschwellig formulierten Bedenken teilen, wenn sich irgendetwas an der Leistungsfähigkeit unserer Klassenlehrer bemerkbar machen würde, und wenn Frust und Entnervtheit und Gereiztheit permanent an die Oberfläche kämen. Nun, dann scheine ich mit unseren Lehrern Glück zu haben, denn mir und meinen Kindern ist bis dato nichts aufgefallen. Und dazu fällt mir nur ein, wenn Ihre Schilderung tatsächlich auf Dauer der Wahrheit entspräche, dann haben Sie sich scheinbar noch nie von einer Kollegiumssitzung an einer regulären Schule berichten lassen. Das ist sicher in vielen Fällen auch kein dauerhaft zufriedenstellenden Erlebnis. Ich würde hier klar und deutlich formulieren: lassen sie die Albrislehrer und Herrn Böhm ihre Aufgaben nur machen, bisher scheinen sie damit ganz erfolgreich zu sein.
Und wo sich in einem Führungszirkel Treffen und mit welchen Personen abspielen, das ist auch in anderen Privatschulen oder Unternehmen nicht immer nicht nachvollziehbar und für den Erfolg der Schule nicht essentiell.
Ein Thema schneiden Sie oberflächlich an, in dem Sie von brauner Masse reden. Nic, das ist schlichtweg überraschend und überhaupt nicht nachvollziehbar. Zu einer solchen fast schon spontanen Äußerung dürfen Sie sich nicht hinreißen lassen, schon gleich überhaupt nicht, ohne handfeste Belege anzuführen. Da dürfen Sie sich nicht wundern, wenn solche schon fast naive Journaille zur Konsequenz hat, dass die Freie Schule Albris Sie gerichtlich belangt.
Nun, im Großen und Ganzen bin ich froh über Ihren Artikel, denn so konnte ich einmal tief in mich gehen und mir Gedanken über Albris machen.
Sie müssen zugeben, dass Sie viele Passagen Ihres Artikels auf vermutlich wenige Aussagen anderer und Ihre zeitweiligen Beobachtungen vor Ort stützen. Ich weiß auch nicht wie lange Sie in Albris tätig waren. Aber, das gefällt mir nicht, denn Sie
bringen zum Teil extreme frontale Angriffe, die mit deutlich mehr Umfrageergebnissen oder Zahlenmaterial belegt werden sollten. Ich freue mich in jedem Fall auf Ihre Antwort.
Mein Urteil: Albris ist sicher keine perfekte Schule, aber trotz aller Ecken und Kanten ist Albris für unsere Familie die optimale Variante, um unseren Kindern unter starken Einbezug der Eltern eine fundamentale Erziehung zu ermöglichen. Wir haben uns richtig entschieden. Und die Zukunft wird zeigen, ob es richtig war.
Oliver Speck, Immenstadt, den 4. Juli 2012