Mein Leben als Hund - Teil 4

SoSUE Autorin Steffi Wilke führt ein Leben im Rudel. Hier auf SoSUE berichtet sie regelmäßig über ihr Leben mit ihren Vierbeinern. Der Serienstart ist eine Liebeserklärung an ihre Partner mit der kalten Schnauze.


Glutenfrei bellen
Der Aufwand für die Ernährung von Hunden ist inhaltlich sowie finanziell immens. Unter Hundehaltern ist es ein lebhaft diskutiertes Thema, das von der emotionalen Intensität her nur von jungen Eltern getoppt wird, die ihre Superbabys zuckerfrei, glutenfrei, fleischfrei und spaßbefreit ernähren wollen. Heutzutage ist Ernährung zu einer Art Ersatzreligion geworden, mindestens aber ein gesellschaftlich relevanter Marker zur Einschätzung von Bildung und anderem Vermögen.

Ungezählt sind die Momente in denen ich auf Hundewiesen Impulsvorträgen lauschen durfte. Prima recherchierte Analysen bei denen Ernährungskonzepte für den anspruchsvollen Hund wahlweise angepriesen oder verdammt wurden. Wer nach solchen Ausführen noch Fragen hat, dem wird neuerdings die Bioresonanzanalyse empfohlen, diese Methode aus der Alternativmedizin spürt alle Unverträglichkeiten sowohl bei nervösen Weimeranern oder sensiblen Bulldoggen auf. Bei den Besitzern gleich mit. Den Ansprüchen sind da kaum Grenzen gesetzt. Wer sucht und bezahlt bekommt auch ein Ergebnis. So funktionieren ganze Systeme.

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Zu meiner persönlichen Erfahrung mit Ernährungs-Konzepten zählt ein in Zusammenarbeit mit der Uni Leipzig zusammengestelltes Trockenfutter. Individuell bestimmt von der Rasse, Alter und Gewicht des Hundes, etwaigen Vorerkrankungen oder Unverträglichkeiten, Mobilität etc.; wenn gewünscht mit persönlichem Schnuffi-Foto auf der Verpackung. Ich fand es großartig, meine Eddie und meine Khalessi auf ihren Futalis-Futterpaketen zu sehen, aber die Tiere wurden von ihren Futter-Einheiten irgendwie moppelig, bestimmt hatte ich die Fragebögen nicht richtig ausgefüllt. Ich verlor rasch das Interesse an dieser Methode. 

Aktuell füttere ich kostspielige Bröckchen aus Schweden, also Schwedenhappen, biologisch zertifiziert und ohne Getreide, dafür mit Grünlippmuschel angereichert, derzeit ist dieses Pulver der heiße Scheiß bei Gelenkleiden. Das Foto einer nachhhaltig dreinblickenden Frau auf dem Futtersack, flößte mir das nötige Restvertrauen zum Kauf der Marke ein. Ich mixe das trendige Schweden-Trockenfutter mit Bozita-Paté, ebenfalls aus Schweden, die Wildlinge können das, ich habe mich mittlerweile sogar daran gewöhnt, die Sorte Elch zu verfüttern. Der Slogan der Marke: „Together with nature since 1903“, auf „heritage“ lege ich Wert.

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In der Vergangenheit stand selbstverständlich auch schon Nassfutter in Lebensmittelqualität von einer Metzgerei in München auf dem Plan. Die Lieblingssorten meiner drei Kojoten waren: Kalb mit Hirse, Gurke, gelber Melone und Bärlauch. Oder Wildschwein mit Naturreis, Fenchel und Himbeeren. Sonntags dann: Wild mit Kürbis, Preiselbeeren und Amaranth. Nee, nee, das ist nicht etwa die Speisekarte eines neuen Hipster-Bowl-Restaurants, das kam alles lecker duftend aus der 800g-Dose. Und wenn ich nicht drei sehr agile 20-Kilo-Hunde zu ernähren hätte, würde ich dieses urgesunde Terra-Canis-Erzeugnis ausschließlich füttern.

Also habe ich es eine Weile mit vergleichsweise preiswertem BARF (Biologisch Artgerechte Rohfütterung) probiert und meine Hunde haben es geliebt! BARF bedeutet wie gesagt Rohfleisch-Fütterung, Pansen, Schlund, Herz und so anderes Fleisch halt. Bei dem tollen Lieferservice „Tackenberg“ (ein Hamburger Familienunternehmen) hat man sich voll und ganz auf diesen Trend eingestellt, und zwar bereits seit Jahrzehnten. Leider hat sich dabei mein eigenes Familienunternehmen quer gestellt: meine vegetarisch ernährten Töchter standen würgend in der Küche während ich stinkende Innereien vollkommen unverzagt in die Näpfe meiner Schätze abwog. Selbstverständlich mit gekochten Möhren, Brokkoli, Fenchel und Leinöl abgerundet. Etwas Weizengras-Pulver on top. Superfood funktioniert auch bei Vierbeinern.

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Mein hochgeschätzter Tierarzt hält das ganze Gewese für vollkommen übergeschnappt. Er selbst vertritt die steile These, man könne einen erwachsenen gesunden Hund ein halbes Jahr lang auch mit Buttercremetorte ernähren. Essensreste aus der eigenen Küche wären ebenso verwertbar. Bleibt zu überlegen, ob man nicht gleich seine eigenen Ernährungsgewohnheiten mit denen seiner Vierbeiner synchronisiert. Also, bei mir gibt es jeden Vormittag ein Franzbrötchen mit Butter bestrichen (ich brauche Kohlenhydrate!). In der Früh vor dem ersten Gassi-Gang esse ich Haferbrei mit Vollmilch und Honig gekocht dazu einen Apfel oder andere Früchte. Meine Hunde fressen sehr gern Äpfel und Blaubeeren, auch Melone und grüne Gurke finden sie super. Neulich hörte ich im Deutschlandfunk dass es einen ökologischen „Fußabdruck der Gurke“ gibt also wegen der Wassermengen zur Aufzucht und dem Plastik für die Verpackung. Bei Edeka entdeckte ich auf einer grünen Gurke tatsächlich einen Aufkleber auf dem stand: Grüne Gurke. Ich war sehr froh über diesen nützlichen Hinweis. Der Fußabdruck der Gurke war dafür jedoch größer geworden.

Zum Abendbrot könnten wir uns 2 Dosen der Sorte Lachs mit Hirse, Pfirsich und Kräutern teilen, die Omega-3-Fettsäuren sind ernährungsphysiologisch nicht zu unterschätzen! 

Als ich vergangenes Jahr noch auf dem BARF-Trip war, hat mein Rudel auf dem Balkon ganze Sprotten samt Kopf und Innereien gefressen. Die Gräten knackten zwischen ihren Kiefern, ich trank dabei gemütlich Kaffee, blickte den ziehenden Wolken nach und fühlte mich komplett in meinem Element. Ich sollte doch über einen Umzug weiter gen Norden nachdenken. Leider ist mein großartiger Volvo-Kombi verschrottet worden, sonst wäre ich vermutlich schon unterwegs.


Über den Autor:
Die Autorin Stefanie Wilke ist 1964 auf Sylt geboren, dort war es damals ganz schön wild. Sie ist am Strand unter Piraten aufgewachsen. Heute lebt sie in Hamburg und hat Magazine wie AMICA, Allegra, Emotion und enorm mit Ideen und Texten begleitet. Aktuell arbeitet sie als Texterin in einer Agentur. Das Schreiben über Psychologie und die Liebe zählt zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. 

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