Mein Hund soll keinen Sex haben!

Steffi mit ihrem Liebling Jon Schnee, der schönste Held aus dem Wurf. Sein Bruder Robb Stark ist aber auch toll (…)

Steffi mit ihrem Liebling Jon Schnee, der schönste Held aus dem Wurf. Sein Bruder Robb Stark ist aber auch toll (…)

Es ist heute genau ein Jahr her, da hatte ich die Wohnung voller Welpen, 9 an der Zahl: unfassbar reizend und überragend anstrengend war das. Die neue Pampers-Werbung erinnert mich daran ... ja, wo ist denn das Pipi? (Und das Kacka?) Sue hat mich gebeten, noch einmal aufzuschreiben, was ich erlebt habe, als ich meine Hündin Juli decken lassen wollte, denn ja, ich habe mir mit vollem Ernst einen Wurf gewünscht. Allerdings hatte ich 5 bestellt und es kamen 10. Das war verrückt. Aber das ist eine andere Geschichte. Diese hier handelt von der Bräutigam-Werbung: Was ich nämlich im Ansatz nicht ahnen konnte war wie skurril es werden würde, wenn man einen Deckrüden für seine Hündin sucht. Dann fängt es so richtig an zu menscheln.

Wie jede nicht kastrierte Hündin wird Juli etwa alle acht Monate läufig. Nach vierzehn Tagen der Läufigkeit, die insgesamt ungefähr vier Wochen andauert, möchte sich die Hündin dringend fortpflanzen, das sind die Steh-Tage. Die Hunde führen sich dann auf wie Flittchen. Ich wiederum führte Anbahnungs-Gespräche und mein Versuch Nummer Eins wurde ein dunkelbrauner Flatcoated Retriever, den ich am Elbufer regelmäßig sah. Also, Herrchen ansprechen, räusper: „Hallo, ich suche für meine Hündin einen Deckrüden, würde ihr schöner Hund eventuell zur Verfügung stehen?“

Man sollte ja meinen in Zeiten von Tinder ginge einem das ganz leicht über die Lippen. Die jungen Herren blieben locker und wir vereinbarten, dass ich bei den Steh-Tagen eine sms schicken würde. Gesagt getan. Ein Treffen im Park zum Hunde-GV. Machen wir es kurz: Der hübsche Kerl wusste leider nicht was Sache ist. Die beiden Hunde mochten sich augenscheinlich, aber über Petting ging es auch nach zwei weiteren Rendezvous nicht hinaus. Daran war nichts zu drehen. „Vielleicht ist er noch zu jung“, kommentierte verzagt einer der Herrchen die Situation.

„Klar, da steckt man nicht drin“, war meine ungeschickte Antwort. Die biologische Uhr tickte aber und ich entschied mich zu einer radikalen Strategie: Samenraub am Elbstrand. Ich nahm mir vor, solange spazieren zu gehen, bis ein Williger den Weg der mehr als willigen Juli kreuzte. Nach etwa vierzig Minuten Pirsch kam uns ein nicht angeleinter Labrador-Rüde mit Bernsteinhalsband entgegen. Bingo, dachte ich und ließ Juli von der Leine.

Vier von 9 beim Gruppen-Kuscheln, nach 2 Litern Ziegenmilch

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Der Kandidat sprang ohne Zögern auf sie drauf, eine routinierte Punktlandung, dachte ich. Doch ich hatte nicht mit seinem Frauchen gerechnet. Die zerrte hektisch ihren Bello von Juli herunter und zeterte aufgebracht: „Mein Hund soll keinen Sex haben! Mein Hund soll keinen Sex haben!“ Sie war fassungslos, ich ebenso. Immerhin hielten meine wortreichen Entschuldigen für diesen rüden Formfehler sie davon ab, mich mit der Lederleine des Labradors zu züchtigen.

Die Strategie Samenraub verwarf ich. Also mussten wir weitere acht bis neun Monate warten, bis die nächste Läufigkeit einsetzen würde. Genug Spielraum, neue Kandidaten anzubaggern. Kurze Zeit fürchtete ich um meinen Ruf auf der Hundewiese und war froh, mittlerweile einen Mann an meiner Seite vorweisen zu können, der mich manchmal begleitete.

Und dann war uns das Glück hold: Legolas (den mochte ich auch bei Herr Der Ringe) trabte manchmal an Juli vorbei und die beiden mochten sich auch ohne dass die Hormone verrückt spielten. Ich begann das Herrchen des majestätischen Border-Collies zu grüßen und irgendwann fasste ich wieder etwas Mut, einen wildfremden Mann im Park anzusprechen und sagte mein Sprüchlein auf. „Guten Tag, mein Name ist Stefanie, das ist Juli, ha, die beiden kennen sich ja schon, nicht? Also, ich möchte gern, dass Juli Welpen bekommt. Würde ihr Hund eventuell dafür zur Verfügung stehen oder ist das Tier kastriert?“ Kurzes Zögern bei dem freundlichen Mann. Kleines Grinsen. „Warum nicht? Klar, also vielleicht, ja, wie stellen Sie sich das vor?“ Ich sage mein zweites Sprüchlein auf – wir müssen die Steh-Tage abwarten, keine Alimente nötig, ja, ich weiß worauf ich mich einlasse, es gibt bereits Abnehmer für die Welpen (…) könnte ich eventuell Ihre Telefonnummer haben?“

Das Zeitfenster öffnete sich einige Wochen später und ich rief den Besitzer von Legolas an. Jetzt wurde es ernst. Er meinte, er würde gern noch mit seiner Frau darüber reden und würde sich alsbald melden. Ich wartete 36 Stunden und fühlte mich wie ein Teenager nach dem ersten Date. Jede Stunde kontrollierte ich mein iPhone, obwohl der Klingelton volle Kanne an war. Ich schickte eine sms: „kein Problem, wenn Sie sich dagegen entschieden haben, aber bitte mal melden, weil die Zeit drängt.“ Das war der richtige Move, das Herrchen meldete sich und überbrachte gute Nachrichten, eine Verabredung um 19:30 Uhr im Park wurde arrangiert. Ich war nun tatsächlich aufgeregt. Aber absolut entschieden. Juli hielt nichts ahnend ein Schläfchen. Ich schaute ständig auf die Uhr.

Legolas brachte Frauchen und Herrchen mit. Ich sah die drei von weitem im Park und löste Julis Halsband „viel Spaß, meine Süße!“ flüsterte ich und weg war sie in einem Affenzahn. Etwas verlegen standen wir drei Erwachsenen nun im Grünen herum und kommentierten möglichst zotenfrei das Geschehen. Legolas war ein Glückstreffer, da gab es nichts zu meckern. Nach 25 Minuten war das Wesentliche erledigt. Die Hunde machten einen zufriedenen Eindruck. Mission completed. Das Herrchen angelte eine Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche und zündete sich eine an, seine Frau fragte lächelnd: „Lässt du mich mal ziehen?“


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