Mein Halbmarathon Debüt in Berlin

6.00 Uhr: Der Wecker klingelt. Natürlich war ich schon vorher wach, aber jetzt stehe ich auf und schlüpfe in meine Laufsachen. Kontaktlinsen rein (mache ich sonst eher selten) und ab zum Frühstück. Zwei normale Brötchen mit Erdnussmus, Marmelade und Banane. Dazu Wasser. Keinen Tee, keinen Kaffee, nichts was den Magen oder die Blase zu sehr belasten könnte. 7:20 Uhr - auf zur Bushaltestelle, die Straßen sind nass aber es regnet zum Glück gerade nicht. Bereits im Bus Leute mit den Plastikkleiderbeuteln, die es zu den Startunterlagen gab. In der U-Bahn wurden es noch mehr. Zwei Nachteulen, die gerade ihre Partynacht beendet hatten und auf dem Weg nach Hause, staunten nicht schlecht: "Ist heute ein Marathon?"Ein Kleiderbeutelpassagier: "Ja, ein Halbmarathon!"
Nachteule: "Nee, echt jezze?"
Ich lachte und die Nachteule guckt auf mich: "Du auch?"
"Ja!"
Die Nachteule blickt misstrauisch auf meinen Mann, der so ganz und gar nicht wie ein Läufer gekleidet ist: "Du aber nicht?"
Ich antworte für ihn: "Nein, das ist mein Kleiderträger!"
Das Gelächter war groß.
Unsere Haltestelle hätten wir gar nicht verfehlen können: einfach den vielen Kleiderbeuteln hinterher!
Vor dem Eingang zum Veranstaltungsgelände werden Regencapes verteilt. Wir nehmen diese dankbar entgegen und sehen uns erst mal ein bisschen um und vereinbaren einen Treffpunkt, wo wir uns nach dem Lauf wiederfinden wollten.
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Es fängt an zu regnen, aber unter dem Regenschirm und mit dem Regencape, war das nicht ganz so schlimm. Wir beobachteten noch den Start der Inlineskater ab Blog B, bevor wir zurück zum Startblog F (wo ich mich einreihen durfte) gehen.
Mein Halbmarathon Debüt in Berlin
Mein Halbmarathon Debüt in Berlin
Dann verabschiedete sich mein Kleiderbeutel, äh... Mann..., von mir und suchte sich ein Plätzchen um den Start und unter Umständen vielleicht sogar mich gut fotografieren zu können.
Noch ein wenig hüpfen auf der Stelle, Muskeln dehnen, Knie heben... das muss als Aufwärmprogramm reichen! Der Start verzögert sich leicht, da es Probleme mit der Zeitmessung der Handbiker gibt.
Nein, ich wippe nicht zum Takt der Musik, es ist mein Knie das zittert. Ein bisschen Nervosität gehört dazu. Langsam setzt sich der Startblock F in Bewegung. Das Teilnehmerfeld war aber sehr gut aufgestellt, so dass es kein großes Gedränge ab der Startlinie gibt. Meinen Fanclub (Mann, Tante und Onkel) kann ich im Startbereich leider nicht ausfindig machen. Aber ich wusste ja, dass sie an der Gedächtniskirche auf mich warten würden. Ich habe mein Handy dabei, auf dem am Vortag noch eine "Spionage-App" installiert wurde. Meinem Fanclub wird also jederzeit mein aktueller Standpunkt via GPS übermittelt.

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Der Start

 Vorbei ging es am Berliner Dom über die Straße Unter den Linden bis zum Brandenburger Tor. Diese Strecke bin ich in umgekehrter Richtung schon einmal zu Fuß gegangen (damals kam mir diese Strecke extrem lang vor). Ansonsten benutzt man ja in Berlin eher die öffentlichen Verkehrsmittel. Über die Straße des 17. Juni ging es an der Siegessäule vorbei und der ersten Wasserstelle entgegen. Dort werde ich beinahe von einem anderen Läufer, der mich ganz blöde von der Seite anrempelt, aus dem Rennen geworfen. Aber ich kann mich so gerade noch fangen. Ich nehme mein Energie-Gel und ein paar kleine Schlucke Wasser (habe schon schlechte Erfahrungen mit dem kalten Wasser im Magen gemacht - autsch).
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Und weiter ging es. Dummerweise bin ich etwas zu warm angezogen, was mich nun etwas ärgert. Aber wer konnte denn ahnen, dass das ungemütliche Wetter extra für die Zeit des Halbmarathons mal eine Ausnahme machen würde ...
Vorbei ging es am Schloss Schalottenburg, als der rosa Laufjacke hinterher. Bereits kurze Zeit nach dem Start hatte ich mir eine junge Frau mit kurzen Haaren und einer rosafarbenen Laufjacke als Pacemaker ausgesucht. Ich laufe über die 10 km Grenze und gucke zum ersten Mal auf meine Uhr 1 Stunde und 5 Minuten!? Super Zeit... also weiter! Am nächsten Erfrischungspunkt wieder nur ein paar kleine Schlucke Wasser.
Dann, kurz vor KM 11 geht meine Leidensphase los: Ich bekomme sehr starke muskuläre Schmerzen im rechten Oberschenkel und meine Kraft lässt auch so langsam aber sicher nach. Ich kann nicht mehr mit meinem Pacemaker mithalten und sie verschwindet in der Menschenmasse vor mir. Ich biege in die Straße Kurfürstendamm ein und nehme noch ein Energie-Gel aber irgendwie ist das ohne Flüssigkeit auch nicht das Wahre. "Bald muss doch die Gedächtniskirche kommen!? War die Straße wirklich soooo lang?" Ich gehe ein paar Schritte trete mir dann aber mental selber in den Hintern und laufe wieder locker weiter. Endlich sehe ich die Gedächtniskirche und freue mich schon auf meinen Fanclub. Als erstes sehe ich meinen Onkel und ich winke ihm und der Kamera lächelnd zu. Dann, etwas später, mein Mann und meine Tante. Das gibt mir so viel Energie, dass ich es bis zum nächsten Erfrischungspunkt schaffe. Trinken, Trinken, Trinken!!! Ich nehme mir einen Becher Wasser und noch einen Becher warmen Zitronentee. Ich nehme einen Schluck von dem Zitronentee und vermische ihn dann mit dem Wasser. Das lässt sich erstaunlich gut trinken und belastet auch den Magen nicht so wie das pure kalte Wasser. Und ich spüre, wie ich wieder mehr Energie habe. Leider sind die Schmerzen im Oberschenkel immer noch da.

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Mein Fanclub...

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... am Ku'damm

 Ich sehe einen Zeitmesschip auf der Straße liegen. Wie blöd, da läuft man den ganzen Halbmarathon durch und hat nachher keine Zeitwertung!
Es geht am Potsdamer Platz vorbei und dann macht die Route noch einen kleinen Abstecher zum Checkpoint Charlie.
Kurz vor Kilometer 19 lerne ich Elke (AK 60) kennen. Ab jetzt ist sie mein neuer Pacemaker. Wir unterhalten uns ein bisschen und ich merke zuerst gar nicht, wie wir einen Läufer nach dem anderen überholen. Ich mobilisiere alle meine Kraftreserven und laufe dem Ziel entgegen. Wir biegen an einer Straßenkreuzung rechts ab und ich sehe die Ziellinie. Ich gebe noch einmal richtig Gas und fliege förmlich über die Ziellinie. Ich warte noch kurz auf Elke, die es auf den letzten Metern nicht ganz so eilig hatte und bedanke mich bei ihr, dass sie mich mit ins Ziel genommen hat.

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Das Ziel vor Augen


Ich bekomme meine Medaille in die Hand gedrückt und nehme mir eine Plastikfolie um mich damit vor dem (mittlerweile doch wieder aufgezogenen) frischen Wind zu schützen.
Ich höre meinen Namen und entdecke meinen Fanclub hinter der Absperrung. Ich nahm mir eine halbe Banane und - yeah - ein alkoholfreies Hefeweizen. Ich komme in dem Gedränge nur langsam voran. Ich gehe zu dem Zelt für die Medaillengravur und halte nach meinem Fanclub Ausschau. Ah, wie lieb, die stehen ja schon in der Schlange.
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Ich löse den Zeitmesschip aus den Schnüren meiner Laufschuhe und werfe ihn in einen bereitgestellten Eimer. Meine müden Muskeln werden noch etwas gedehnt und dann fängt es auch schon wieder an zu Regnen. Ich will nur noch nach Hause unter die Dusche. Die Urkunde kann ich mir auch zu Hause ausdrucken. Kein Grund sich jetzt noch einmal in eine Schlange anzustellen.
Mein Halbmarathon Debüt in Berlin
Mein Halbmarathon Debüt in Berlin
Ich bin stolz auf mich, dass ich den Halbmarathon so gut geschafft habe. Auch mit meiner Zeit bin ich einigermaßen zufrieden. Mein ursprüngliches Ziel von 2:15 Std. musste ich ja aufgrund von krankheitsbedingten Trainingsausfall (und das bereits DREI mal in diesem Jahr!) eh begraben.
Die Stimmung beim Berliner Halbmarathon war nicht wie erwartet. Viele Zuschauer haben einfach nur geguckt und nicht angefeuert. Hin und wieder kam eine Musikgruppe, aber das war es dann auch schon. Am meisten Stimmung war noch am Ku'damm. Am Potsdamer Platz fand die Stimmung der Zuschauer dann seinen Tiefpunkt. Ich will nicht von Totenstille reden, aber da hat echt keiner geklatscht oder gerufen...
Aber im Großen und Ganzen war es echt eine super und sehr gut organisierte Veranstaltung. Es hat riesig Spaß gemacht. Und jetzt überlege ich doch tatsächlich, ob ich mich auch für den Halbmarathon in Kassel im Mai anmelden soll!? :D
Aber erst einmal werde ich am Samstag beim Paderborner Osterlauf versuchen, die 10 km Strecke unter einer Stunde zu absolvieren!
Ich danke allen, die am Sonntag an mich gedacht haben! Ihr habt mir Kraft gegeben, die Halbmarathonstrecke zu meistern! Danke! ♥

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