Mein Gott, ich lebe noch

Was ich erlebt habe, war entsetzlich. Über Monate hinweg war ich gefangen im Kessel von Debalzewo

make love - not warEs war kalt. Die Nächte rückten uns schwer zuleibe mit wenigstens minus zwölf Grad. Der andauernde Artilleriebeschuss hat uns alle entsetzlich zermürbt. Rings herum um mich zersplitterte Knochen, zerfetztes Fleisch und verstümmelte Glieder. Die Schreie der Verwundeten dauerten mitunter tagelang an. So viele tote Augen starten gen Himmel. Ich habe sie beneidet. Was sehr schlimm war, das waren meine Füße. Drei Wochen lang konnte ich sie nicht ausziehen, meine Stiefel. Die Feuchtigkeit begann hindurch zu sickern und seither schmerzt jede kleinste Bewegung oder Berührung meiner Füße. Sie sind blaurot und übersäht mit Schwären.

Wieviele Gegner ich getötet habe? Keine Ahnung. Woher sollte ich wissen, wo meine Artilleriegeschosse einschlagen. Es hat mich ohnehin nicht interessiert. Genauso wenig wie dieser verfluchte Bürgerkrieg. Freiwillig bin ich nicht hier. Aber man hat nicht nur mir die Erschießung angedroht, sondern auch meiner Familie Schaden angedroht, wenn ich nicht mitspiele. Dieser verfluchte Haufen von Verbrechern. Im Stich gelassen haben sie uns in Debalzewo. Komplett. Ich hatte fast zwei Wochen lang nichts zu essen. Die mir zu essen gaben, waren ausgerechnete unsere Feinde. Jene, die ich zuvor getötet hatte. Die Volkswehren des Donbass haben uns anständiger behandelt, als wir sie. Besser als uns unsere eigenen Offiziere behandelt haben. Ich bekam zu essen, ein Bad und Nahrung, auch medizinische Versorgung. Ich schäme mich. Neue Kleidung würden sie mir gerne geben, aber genau an dieser fehlt es ihnen offenbar. Und diese Menschen habe ich ermordet. Und wofür? Für mein Land, das zu Staub zerfällt? Für amerikanische Energiefirmen? Für Ruhm, Ehre und Vaterland? Wofür habe ich getötet und meine Kameraden sterben sehen.

Für eine bösartige und zutiefst heimtückischen Lügenkampagne der USA und der EU. Russland sei unser Feind, so haben sie uns immer und immer wieder eingeflüstert. Dabei hat Russland uns genährt, uns mit seinem Gas, der Raumfahrtindustrie und den vielen Krediten am Leben erhalten. Was haben diese Unholde aus Amerika und der EU bloß angestellt, um uns gegen Mütterchen Russland aufzubringen, die uns miternährt hat? Für Obristen, die nicht nur unsere von den USA und Großbritanien gelieferten Waffen verkauft haben, sondern sogar unsere Truppenverpflegung. Nur um sich daran die Taschen zu füllen. Oder haben sie es etwa getan, um die Ziele der USA zu vereiteln? Mit so einer Gurkentruppe im Kommandostab wird niemand jemals einen Krieg gewinnen. Apropos, mit Poroschenko habe ich noch eine Rechnung offen. Und nicht nur mit ihm.

Der Tod auf dem Feld der Ehre hat mit Ehre nicht das geringste zu tun. Sie schreien vor Angst und Schmerz, während sie dahin gehen. Sie winseln wie Hunde, sie schreien nach ihrer Mutter, sie betteln um den Tod, um ihren Schmerzen zu entkommen. Nein. Mit Ehre hat das nichts zu tun. Nicht das geringste. Wir waren dummes Schlachtvieh, abgerichtet und indoktriniert durch einen solch dicken Wust von Lügen, dass ich eine Weile benötigen werde, das gesamte Gespinst zu durchschauen. Dass einzige, was ich mit Sicherheit verstehe; ich wurde belogen und betrogen.

Der Dicke war da, Poroschenko. Der hat versucht, uns weiß zu machen, wir wären die Sieger dieser Katastrophe. Ich kann nur sagen; der lügt, wenn er die Lippen bewegt. Man, haben wir den Frack voll gekriegt. Unsere befehlshabenden Offiziere sind geflohen und haben uns im Stich gelassen. Wir hätten allesamt verrecken können, und es hätte unsere Kommandoebene nicht im geringsten interessiert. Was für eine ungeheuerliche Verarschung. Um ehrlich zu sein, ich habe die Schnauze so was von gestrichen voll von Krieg – aber da wäre noch eine Rechnung offen.



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