Mein fantastisches Leben – von wegen!

Von Privatkino
Titel: Mein fantastisches Leben – von wegen!
Originaltitel: Kære dødsbog
Autor: Sanne Søndergaard
Genre: Jugendbuch aber 13 Jahren
Verlag: Boje Verlag
Format: Hardcover, 208 Seiten
ISBN:978-3414824196

Inhalt:
Für ihre Mitschüler ist Agnes nur der seltsame Freak, ihre Lehrer übersehen sie zumeist in ihrer Not und von ihren Eltern, von ihnen fühlt sie sich unverstanden. Ein Fazit gezogen, sieht sie nur noch den Ausweg Suizid, damit wäre all der Ärger vorbei. An ihrem 15. Geburtstag soll es soweit sein, aber manche Dinge sind unplanbar, als sie beginnt sich gegen ihre Mobber zu stellen, bekommt sie eine ganze andere Sicht auf die Dinge.

Meine Meinung:
Ich hab mich in diesem Buch auf den typischen Außenseiter eingestellt, aber dieser ist Agnes nicht, sie ist nicht introvertiert, still und schüchtern – sie sagt schon mal, was sie denkt und lässt sich oberflächlich betrachtet nichts gefallen, aber jede Beleidigung, jedes herumreiten auf ihren Fehlern hinterlässt eine Wunde auf ihrer Seele, die sie niemanden zeigt, weil da auch niemand ist, der sich die Zeit nimmt, ihr zuzuhören.

Zu Beginn des Buches ist sie schon in ihrem Plan verloren, doch merkt man, dass da auch noch Kraft ist, gegen die Welt zu kämpfen, mit jeder Seite scheint sie jedoch mehr von ihr zu verlieren. Das Buch ist in Tagebuchform geschrieben, so dass man bemerkt, wie belastend doch die Umwelt für sie ist, weil es kaum einen Ort gibt, an dem sie einmal zur Ruhe kommen kann, weil auch zu Hause nicht alles in Ordnung ist.

Es ist vermutlich bekannt, dass es für Mobbing nicht unbedingt Gründe geben muss, da passt jemanden dein Gesicht nicht und schon bist du auf der Abschussliste, trotzdem hätte ich es spannend gefunden, zu erfahren, wie alles begann. Eine kurze Rückblende hätte mir schon gereicht, wer war Agnes vor dem Mobbing, oder war es immer schon da, war sie immer schon das Mädchen, welches nicht dazugehörte? Falls nicht, was ist passiert, dass es so wurde? Solche Fragen stelle ich mir doch und finde es immer schade, wenn es nicht genauer beleuchtet wird, weil für mich da einfach ein Teil der Geschichte fehlt, ein wichtiger sogar.

Als ich mir das Buch zum ersten Mal angesehen habe, ist mir natürlich aufgefallen, dass die Autorin vor allem als Standup-Comedian bekannt ist. Es hat mich ein wenig stutzen lassen, aber natürlich auch neugierig gemacht, wie sie mit dem schwere Thema Selbstmord umgeht. Letztlich muss ich sagen, gerade ihre lockere Art, macht das Buch besonders lesbar, weil es die Schwere nimmt. Extrem witzig war das Buch nicht, natürlich, aber ein kleines Lächeln hat sich schon das ein oder andere Mal auf meine Lippen niedergelassen.

Die Geschichte selbst, sie hatte für mich ein bisschen zu wenig Tiefe, solch eine Geschichte, sie muss mir auch mal Luft nehmen, Hass empfinden lassen, Mitleid etc., dass war aber hier eher selten der Fall. Sicherlich, man sieht, dass Agnes leidet, aber man sieht es eben nur, man fühlt es nicht wirklich. Auch das Ende lässt mich unzufrieden zurück, was ist dann, wie geht es weiter? Mobbing hat vielleicht keinen Abschluss, aber zumindest eine Andeutung davon, wie es sein könnte, dass wäre gut, weil man so irgendwie Agnes verliert, weil ihre Geschichte ohne Abschluss ist.

Fazit:
Ein wichtiges Thema, verpackt in eine lockere Geschichte, der leider der Nachhall fehlt. Man liest, man legt es zu Seite und man vergisst, aber bei Selbstmord soll man nicht vergessen, da muss etwas hängen bleiben, aber hier hingen meine Gedanken dem Buch nicht nach, was ich doch ziemlich schade fand.