Mein erstes Tattoo

Von Berlinerbande @berlinerbande

Nun ist es also Wirklichkeit geworden: mein erstes Tattoo.

Das erste Mal wurde im Sommer 2009 der Wunsch nach einem Tattoo in mir geboren. Selbst ein Beratungsgespräch fand damals schon statt. Gescheitert ist das Ganze am schnöden Mammon. Tattoos kosten Geld und können die Kasse ganz schön schmälern.

Was hat sich nun geändert? Warum gerade jetzt ein Tattoo?

Sicher spielen die vielen Gespräche mit meinem Freund eine große Rolle. Er ist bereits mehrfach tätowiert und konnte somit auf jede noch so bescheuerte Frage eine Antwort geben. Also… natürlich habe ich keine bescheuerten Fragen gestellt 😛 Aber er mußte schon ne Menge beantworten im Vorfeld.

Geld habe ich schon eine Zeit gespart. Und warum dann nicht für einen Traum ausgeben, der seit langer Zeit in einer Schublade lag?

Und dann natürlich das Tattoomotiv selbst.

Welches Motiv ist es geworden?

Ich wußte ziemlich schnell, was ich auf keinen Fall wollte: Schriftzüge, Daten, Namen, Gesichter, bunte Tierchen oder Comicfiguren würden ganz sicher nicht in Frage kommen. Nein: mir schwebte etwas ganz anderes vor. Und da ich kein passendes gefunden habe, entstand eines Abend folgendes Bild:

Sicher erkennbar, dass es sich hier um Sternzeichen handelt. Zu sehen sind mein Eigenes (der Stier), in dessen Mitte das von Michelle (die Jungfrau) und an den beiden Seiten die meiner Zwillinge, die ich in der 16. Schwangerschaftswoche verloren habe (Steinbock). Für mich gibt es kein Passenderes und ich bin unendlich glücklich, das Ganze durchgezogen zu haben – so ungewohnt der Anblick auch noch ist.

An welcher Stelle befindet sich das Tattoo?

Nun ja. Hier mußte ich mich echt beraten lassen. Mein Wunsch war die Innenseite des linken Handgelenks. Allerdings wurde mir gut erklärt, dass es dort aufgrund der Größe nicht sehr gut zur Geltung kommen würde. Und ja: das sollte es durchaus. Wenn schon, dann richtig

Demzufolge sind wir etwas nach oben gerutscht und das Motiv wurde mir gestern auf die Innenseite des Unterarms gestochen. So kann ich es jederzeit sehen und hab meine Mädels ganz dicht an meinem Herzen, wo sie sowieso schon einen festen Platz einnehmen.

Die Wahl des Studios

Auch hier verließ ich mich auf meinen Freund. Ahnung hab ich ja nicht. Sicher wäre ich nach meinem Bauch gegangen und wäre mir irgendwas komisch vorgekommen, oder ich hätte mit den Leuten nicht gekonnt, hätte ich ein anderes Studio gewählt. So bin ich aber in dem gelandet, in dem auch er viele seiner Tattoos stechen ließ – im Tattoo-Studio Ost-Zone. Hat ja auch gepaßt wie die Faust aufs Auge

Der Tätowierer Andre (der auf keinen Fall auf eins der Fotos wollte) ist ja mal die Ruhe in Person. Ich ja nicht so. Im Gegenteil: war hypernervös und hab ihn die ganze Zeit voll gesabbelt. Der arme Mann. Aber ganz Profi hat er das ignoriert und fein an meinem Motiv gearbeitet. Für mich wäre das ja kein Job: das malen und dann so präzise arbeiten. Schließlich kann man das ja nicht einfach mal so wegradieren und neu anfangen. Die Verantwortung wäre mir viel zu groß. Das sind schließlich die Körper anderer Menschen.

Schmerzen?

Ja, ein bisschen. Die ganze Sitzung hat ca. 1 Stunde gedauert. Starke Schmerzen hatte ich nicht. Ja klar war es zu merken. Wie beschreibe ich das am Besten? Es ziept und kitzelt. Zuerst wurden die Line gezogen und dann die Flächen ausgemalt (ich weiß, dass heißt irgendwie anders, aber ich habs vergessen). Das Ausmalen war an einer Stelle etwas unangenehmer und auch ein wenig schmerzhaft. Aber im Großen und Ganzen hab ich mit „richtigen“ Schmerzen gerechnet. Und die gab es nicht. Worüber ich mich aber ganz bestimmt nicht beschweren werde.

Die Jungs haben mir aber auch erklärt, dass das an dieser Stelle „harmlos“ ist. Na ein Glück, dass ich das Tattoo nicht spontan ganz woanders haben wollte

Ein paar Mal habe ich schon zu hören bekommen, dass Menschen sich nicht tätowieren lassen wollen, weil sie Angst vor Nadeln haben. Sicher haben diese dann die vor Augen, die man aus dem Labor und vom Arzt kennt. Aber: die Tätowiernadeln sind ganz anders. Erinnern daran gar nicht. Fand ich. Wen es also reizt, er aber Angst davor hat, dem würd ich empfehlen, einfach mal ein Studio zu besuchen und sich so eine Maschine zeigen zu lassen. Sah irgendwie total harmlos aus.

Was passiert nach dem Tätowieren?

Die Haut ist rot und gereizt, krabbelt ein wenig und der Arm wurde in Frischhaltefolie eingewickelt. Sieht nicht toll aus, hält das Wundwasser aber davon ab, unkontrolliert durch die Gegend zu laufen. Und nach 2 Tagen kann die Folie wahrscheinlich auch schon wegbleiben.

Wichtig ist das einschmieren mit Vaseline (oder etwas ähnlich fetthaltigem). Unter der Folie noch fett, später dann soll ich darauf achten, dass das Tattoo und somit die Farbe nicht austrocknet. Dazu reicht wohl, immer einen leichten Film drauf zu haben. Sonst blättert im schlimmsten Fall die Farbe und/oder es bildet sich Schorf der dann halt unangenehm ist.

Die Sonne soll ich eine Weile ganz fernhalten vom Motiv und später immer gut mit Sonnencreme im Zaum halten. Denn Sonnenlicht bedeutet verblassen der Farbe. Muss ja nicht sein.

Mehr gibt es eigentlich nicht, was ich beachten soll. Zur Nachkontrolle soll ich dann nochmal hin. Andre will dann schauen, ob er vielleicht doch eine klitze Kleinigkeit übersehen hat und es etwas nachzustechen gibt. So halt.

Im Moment sieht es fast immer ihbäh aus, da das Wundwasser versetzt mit etwas Blut sich löst und unter der Folie sammelt. Nicht so lecker. Aber es tut nicht weh. Obwohl ich den Arm durch die Folie nicht wirklich beugen kann. Aber das dauert ja nicht lange. Die Folie wechsel ich derzeit drei mal am Tag. Dann wasch ich den Arm einfach mit warmen Wasser etwas ab und such mir Jemand, der mir beim neuen Verwickeln hilft. Also auch alles nicht so tragisch

Fazit

Was soll ich anderes sagen: bin stolz auf mich, das durchgezogen zu haben.

Wie ich so derzeit drauf bin, habe ich bis zur letzten Sekunde überlegt ob ja oder nein. Ein ständiges Abwägen. Aber unter dem Strich gab es eigentlich nichts, was ein wirklicher Grund war, es nicht zu tun. Nur die Angst vor dem Unbekannten. Und das Unbekannte zu besiegen ist manchmal das Allerschwerste.

Mag sein, dass Tattoos für manche Menschen „out und uncool“ sind. Für mich wären das eh keinerlei Kriterien gewesen. Das ist mein Körper und ich mach einfach mal damit, was ich will. Um dahin zu kommen, dass ich das wieder sagen kann, war ein Jahre langer, schmerzhafter Weg. Aber ich bin ihn gegangen und angekommen…

Ob jemals ein anderes Tattoo dazu kommt weiß ich wirklich nicht. Hab schon oft zu hören bekommen, dass es süchtig macht. Schaun wir mal…