Mein erster Triathlon-Sieg beim Havelberger Hafentriathlon – Teil II

Von Eiswuerfelimschuh @eiswuerfelimsch

Nachdem das Schwimmen absolut problemlos und zügig erledigt war, durfte ich auf die 66km lange Radstrecke und mich auf die 16km Laufen freuen. Bei der immer mehr aufsteigenden Wärme war ich sehr froh, dass es sich nur um eine verkürzte Mitteldistanz handelte.

Am Start der Radstrecke stand dann schon unser Minifanclub bereit, der mich auch gut über den kurzen Anstieg in der ersten Kurve brachte. Da schießt einem direkt das gesamte Blut in die Oberschenkel. Was bin ich froh, als ich endlich einfach nur strampeln kann.

Aber wie weit konnte bitte die erste Frau entfernt sein? Wie schnell ist sie durch den ersten Wechsel gekommen? Ich habe gerade einmal sieben Kilometer hinter mich gebracht, als mir die führenden Männer entgegenkamen. An vierter Position Demeter, dahinter Tim, dann auch schon Tom und Lars. Dafür, dass Lars so nervös war und nicht so recht wusste, was er schaffen könnte, lief es scheinbar prächtig.

Flickenteppich aus Asphalt wechselte sich mit festgefahrenem Splitt ab. Hier und da kurze Passagen, wo es sich besser rollte. Noch weit vor der Wende kommt mir die fröhlich strahlende Erste entgegen. Na, eins ist sofort klar. Ich brauche mich nicht um den Verstand radeln. Den Abstand kann ich nicht mehr einholen. Also versuche ich mit mir selbst zu kämpfen.











Bereits beim Einfahren am Freitag war es auf den Straßen in und um Havelberg ruhig. Das, was sich aber am Samstag in den Dörfern abspielte, war eine spektakuläre Ruhe. Wenn nicht gerade in Toepel eine Dame ihre Dachrinne abfegt oder in Dahlen ein Herr seine Hecke leise trimmt, wurde man mit Einsamkeit empfangen. Auf den Landstraßen zwischen den Ortschaften hin und wieder ein Auto. Ansonsten absolute Stille und Wind, der sich seinen Weg durch die Baumwipfel und über die Weizenfelder sucht. Ein Rauschen, das mich an ‘Gladiator’ erinnert.

Die erste Runde von drei mit gerade einmal 22km zog sich zäh wie Kaugummi. Nur die Entgegenkommenden sorgten für Abwechslung. Klar, wer sich kennt, grüßt sich. Das muntert auf und am Ende jeder Runde wartet der ersehnte Fanblock.

Während der zweiten und dritten Runde sorgt mein Fotograf gleichsam für Erheiterung wie Verwunderung bei den Kampfrichtern. Denn in all der Hektik hat er sein eigenes Rad und den Rucksack in die Felder katapultiert (es stellt sich nicht selten die Frage, wer von uns mehr Sport an solch einem Wettkampftag getrieben hat), während er selbst auf dem gegenüberliegenden Seitenstreifen lag.

Demeter schlug sich immer noch wacker auf Position vier und Tim folgte ihm. Mir machten zu diesem Zweitpunkt die winzigsten Steigungen zu schaffen. Der Wind ließ nicht nach, frischte eher weiter auf und zu all dem wollte sich mein Körper partout nicht auf diesem Rad zu Hause fühlen. Die über 100km zwei Wochen zuvor beim Women’s 100 waren so entspannt gewesen und es hätte noch viel weiter gehen können. Aber beim Havelhammer war einfach alles unrund! Wade, schlimmer noch dazu Schienbein, Hintern, Hüfte, Lendenwirbelsäule, Oberschenkel… Ein Piksen, Ziehen, Drücken. Kann ja wohl alles nicht wahr sein. Unlust wird nicht geduldet, schon gar nicht, wenn ich Bummelletzte von allen bekannten Startern bin. Wie war das mit Ziel visualisieren und sich aufs Laufen freuen? Ich rette mich mit Energieriegel und Matcha Tee zur letzten Disziplin.














Kurz vor Peng sehe ich noch den Haltestreifen, der zum Absteigen ermahnt. Springe vom Rad, zerre selbiges über den Bordstein rauf auf den Rasen. Hampel zwischen denen herum, die gerade wechseln und in Windeseile stecke ich in den Laufschuhen. Ich eiere durch das Labyrinth der Absperrungen, strecke meinen Arm dem Messkasten entgegen und schon gibt es Wasser und Schwämme.

Es gab Schwämme, jede Menge Schwämme. Dazu in einer Größe, die SpongeBob Schwammkopf hätten vor Neid hellgelb erblassen lassen! Erfrischung pur. Bei der Hitze und Sonne, war der Körper aber spätestens nach einem Kilometer wieder so trocken, als hätte er nie Wasser gesehen. Zum Glück mussten wir eine Art Acht laufen und kamen so nicht nur am Ende jeder der fünf Laufrunden an einer Wasserstation entlang, sondern auch nach der Hälfte. Es half nur eins. Mehr Wasser! Also immer brav einen Becher trinken und zwei Schwämme, um die Sachen nass zu machen und den Kopf zu kühlen!

Im Zick Zack ging es an der Wechselzone vorbei in die nächste Runde. Immer schön bergan. Wer aus den Bergen kam, hat sicher keinen Anstieg gesehen und alles so platt wie Dänemark eingeschätzt. Ich hingegen kämpfte mich die Anhöhen hoch. Viel Anstrengender waren aber die bergab Passagen. Obwohl – das Ufer mit gleißender Sonne hatte es auch in sich. StrongmanRun Gewinner Tom schwebt dort auf einmal an mir vorbei. Bevor ich verstehen kann, was er sagt, ist er längst außer Reichweite. Der nächste ist Tim, der seine letzte Runde angeht, während ich ihn Anjammere und erst meine dritte starte.

Was mich aber wirklich beschäftigt ist die erste Triathletin. Kann es wahr sein! Egal wie ich laufe, ich komme einfach nicht an sie heran. Wieso nicht? Wahrscheinlich reicht ein 5er Schnitt, der sich die Hügel hoch dramatisch verlangsamt, weil die Oberschenkel in der Sonne brennen wie Feuer, einfach nicht. Aber das ist meine Disziplin. Gibt es doch alles nicht. Ich sammle einen Mann nach dem anderen auf. Lauf unter die Top 20, kann aber die schnellste Frau einfach nicht erreichen. Allerdings habe ich keine Ahnung wie weit sie entfernt sein könnte.

Die Strecke wird gähnend leer. Die Teilnehmer der olympischen Distanz, wie Sebastian und die Flitzpiepen, sind auch schon fast alle im Ziel. Die Zuschauer sind verschwunden. Eine Dame muss sich wohl verirrt haben, als sie mir im Nirgendwo zujubelte. Wir schwatzen kurz, das baut mich ein wenig auf.

Ich zerre genervt das letzte Gel mitten in der vierten Runde aus meiner Rückentasche; mittlerweile gefühlte einhundert Grad unter meinem Schirmchen. Die Schuhe und der Triathlonanzug hingegen sind mit Wasser durchnässt und hängen schwer an mir dran. Zum Glück ließ die Wirkung vom Hauch Flüssigkeit, Zucker und Koffein aus dem Gel nicht lange auf sich warten. Endlich wurde auch der Kopf wieder klarer und ich befahl meinen Armen, mich nach Haus zu tragen. Wieder einmal ein Lauf, bei dem ich die letzten Kilometer Dank der Armbewegung flüssig, konstant und vor allem zügig im 4:30 Schnitt hinter mich bringen konnte. Warum nicht gleich so. Der Hügel, die Kurven, die Brücke alles ein Klacks. Die fünfte Runde flog an mir vorbei! Oder ich an ihr?

Das Ziel und einige Zuschauer taten sich auf. Ab durch den kleinen Bogen, mit dem Arm am Zeitmesskasten entlang gerutscht, Uhr aus, geschafft. Kurze Verwirrung – erste oder zweite oder was nun? Scheinbar waren die ganze Zeit Staffelläuferinnen vor mir, die sich einfach im Wasser, auf dem Rad und der Laufstrecke unglaublich ähnlich sahen… Das Ärgernis des nicht Heranlaufenkönnens war schnell vergessen, als ich hörte, dass ich tatsächlich gewonnen habe!

Nun erst einmal in aller Ruhe das Obstbuffet genießen und trinken trinken trinken.



















Mit einem knappen 30er Schnitt war ich nicht so unzufrieden, denn immerhin zählten beide Wechsel zur Radzeit. Meine Schwimmzeit konnte ich nun endlich auch offiziell verbessern, ohne mich wirklich dabei verausgabt zu haben (das habe ich gerade nicht gesagt!).

Na und das Laufen – meinen 4:30er Schnitt konnte ich leider aufgrund der „unglaublich hohen Berge“ und Wärme nicht halten, aber was soll’s. Ist ja sowieso immer was. Dennoch hat der letzte Teil wie immer am meisten Spaß gemacht.

Als Siegespokal gab es einen Leuchtturm, schließlich ist Havelberg Hansestadt! Das Allerbeste aber, die Top 10 haben jeweils einen Pokal erhalten. Nur leider nicht bei uns Mädels, denn so viele sind gar nicht erst an den Start gegangen. Wo seid ihr nur alle gewesen? Also Mädels, es lohnt sich, lasst uns das nächste Mal mindestens 10 sein!







Die anderen Sportics Triathleten schnitten ebenso umwerfend ab. Herzlichen Glückwunsch an alle!

Meine komplette Auswertung kann man natürlich wie immer hier anschauen.