Mein großes Ziel ist es, im nächsten Jahr meinen ersten Marathon zu laufen. Das heißt: von der Schönwetter-Gelegenheits-Läuferin zur Marathon-Finisherin zu werden. Der Weg dorthin ist lang und natürlich kommen einem dabei 1000 Fragen in den Kopf. Wie trainiere ich sinnvoll? Wie oft gehe ich ab jetzt laufen? Und wie war das eigentlich bei anderen?
Der Austausch mit erfahrenen Marathonläufern zu diesem Thema ist für mich unheimlich wertvoll! Und da ich in den letzten Jahren so einige tolle Marathonläufer in meinem Umfeld kennengelernt habe, bin ich auf die Idee gekommen, daraus auf meinem Blog eine kleine Serie zu machen: “Mein erster Marathon”. Hier erzählen euch also ab jetzt immer mal wieder Marathon”profis” von ihren Erfahrungen. Den Anfang macht Katrin von bevegt, die gemeinsam mit Daniel bereits seit einigen Jahren u.a. über das Laufen schreibt und mittlerweile schon ihren 13. offiziellen Marathon gefinisht hat.
Kristin: Als du mit dem Laufen begonnen hast, wann war dir klar, dass du einmal einen Marathon laufen möchtest?
Katrin:
Ich habe bewusst zum ersten Mal 1987 bei einem Marathon zugeschaut. Das war in Frankfurt, und eher zufällig. Meine Eltern kannten einen Mitläufer, den wir angefeuert hatten. Zu der Zeit liefen nur Verrückte einen Marathon. Hauptsächlich Männer, alle sehr schlank, und 20% kamen unter 3 Stunden ins Ziel.
Als ich die ersten “Laufschritte” gemacht habe, war meine Motivation eher, Sport zu treiben, mich zu bewegen und eine Grundlage für den Schulsport zu legen. Ab 2000 habe ich immer mal wieder bei Stadtmarathons in Frankfurt und Köln zugeschaut, kannte dann auch ein paar Marathonläufer persönlich, und konnte mir damals diese Distanz immer noch nicht für mich vorstellen. 2004, mal wieder als Zuschauerin bei einem Marathon, fasste damals den Entschluss, im nächsten Jahr selbst zu laufen. Es hat dann aber noch ein Jahr länger gedauert.
Kristin: Wann und wo bist du denn deinen ersten Marathon gelaufen? Was ging dir auf den 42,2 km durch den Kopf? Gab es zwischendurch auch mal Zweifel, dass du es schaffst?
Ich habe den Fehler gemacht und bin viel zu schnell losgelaufen. Als Marathonanfängerin wusste ich nicht, dass es am Anfang des Marathons “normal” ist, dass man sich auf den ersten Kilometern viel leichter fühlt als sonst. Man hat in der letzten Woche weniger trainiert, idealerweise gut gegessen und gut geschlafen, und dann dieses wahnsinnige Publikum in Köln. Aber Kilometer 23 musste ich erst einmal ein paar Meter gehen, und da hatte ich schon Angst, dass ich es nicht ins Ziel schaffen würde.
Aber irgendwie ging es dann weiter, etwas langsamer, aber immer mit dem festen Vorsatz, ins Ziel zu kommen. Es wussten doch so viele Leute dass ich meinen ersten Marathon laufe – Freunde, Familie, Kollegen, die teilweise auch an der Strecke standen – da konnte ich doch nicht aufgeben!
Kristin: Und du bist ja auch ins Ziel gekommen! :-) Wie hat es sich angefühlt, deinen ersten Marathon zu finishen? Wer hat mit dir gefeiert?
Katrin:
Auch wenn ich zwischendrin ganz schön gekämpft habe, ging das Ende schnell vorbei und richtig intensive Erinnerungen habe ich gar nicht. Damals war die Ziellinie in Köln noch rechtsrheinisch, so dass ich noch mal über die Deutzer Brücke musste. Der Anstieg fiel mir nach 500 Metern (direkt nach dem Start) gar nicht auf, nach 41,5 Kilometern umso mehr. Im Ziel warteten meine Freundinnen, meine Eltern und meine Tante. Ein Bekannter von mir, ein erfahrener Marathonläufer, ist mit mir den kompletten Marathon gelaufen und war natürlich auch da. Und alle waren ziemlich stolz auf mich. Ein Marathon ist nun mal ein Marathon – auf den 42 Kilometern kann viel passieren. Wer kann da schon vorher sagen, ob man es wirklich ins Ziel schafft?
Kristin: Hast du dir für deinen ersten Marathon bereits ein Zeitziel gesetzt oder war für dich nur das Finishen wichtig? Was rätst du uns?
Katrin:
Beim ersten Marathon – wie auch bei jedem folgenden – ist das wichtigste Ziel, gesund ins Ziel zu kommen. Das darf man weder beim Training noch am großen Tag vergessen.
Insgeheim hatte ich schon das Ziel, es in 4 Stunden zu schaffen, auch wenn ich wusste, dass das für den ersten Marathon sehr ambitioniert war. Nach Steffny sollte man einen Halbmarathon unter 1:50 Stunden laufen können, um den Marathon unter 4 Stunden zu finishen. Ich habe den Fehler gemacht viel zu schnell loszulaufen, ein typischer Anfängerfehler. So hat mir irgendwann die Kraft und Energie gefehlt. Ins Ziel kam ich nach 4:04:37 Stunden. Von einer Nicht-Läuferin habe ich dann gehört “Ach, die viereinhalb Minuten, hättest du die nicht noch rausholen können?” Sowas kann auch nur jemand fragen, der keine Ahnung vom Laufen hat …
Kristin: Ich denke auch, dass niemand es beurteilen kann, der noch nie die 42,2 km gelaufen ist. Apropos: Die meisten Trainingspläne, die im Netz verfügbar sind, sehen nicht vor, die volle Distanz während der Trainingsphase auch nur ein einziges Mal zu laufen. Warum ist das so?
Katrin:
42 km im Training zu laufen ist als Vorbereitung für einen Marathon zu viel. Wenn du im Training 30 oder 32 Kilometer laufen kannst, dann kriegst du die letzten 10-12 auch noch hin. Klingt komisch, ist aber so. Ich habe es damals auch nicht geglaubt. In den letzten zwei Wochen vor einem Marathon steht die Taperingphase an, du läufst weniger, schläfst idealerweise mehr als sonst, isst gut, bist also regeneriert. Die eigene Anspannung und die Stimmung an der Strecke erledigen den Rest.