Für meinen ersten Einsatz als Menschenrechtsbeobachterin fuhr ich mit Frida aus Schweden und Inge aus Holland ca. 1,5 Std. mit dem Taxi von San Cristobal nach Acteal. Hier angekommen übergaben wir dem Dorfvorsteher das Empfehlungsschreiben vom FrayBa, der uns dann zu unserer Unterkunft führte. Vis à vis von unserer Unterkunft befindet sich die “clinica de salud autónoma de las abejas de Acteal”, die häufig aufgesucht wird. Neben dem Gesundheits-zentrum befindet sich die Kirche, die mit Gemälden an der Aussenwand an das Massaker von Acteal 1997 erinnert.
Dabei wurden 45 Personen getötet. Im April dieses Jahres wurden einige der Verantwortlichen des Massakers aus dem Gefängnis entlassen, was hier zu Verunsicherung führt. Viele Mitverantwortliche wurden nie verurteilt. Eine Frau, die im Moment hier lebt und bald ihr fünftes Kind bekommt, erzählte uns, dass ihr Onkel zu den Aggressoren gehört hat.
Gleich auf der anderen Seite des Gesundheitszentrums entsteht eine zweite Kirche, mit deren Bau im Juni begonnen wurde und an der jeden Tag rege weitergearbeitet wird. Die Haupthäuser und die Kirchen sind aus Stein gebaut; die Wohnhäuser aus Holzbrettern, gedeckt sind alle Häuser mit Wellblech. Es gibt eine Gemeinschaftsküche, unter dem Vordach hat es eine Feuerstelle, im Raum selber einen Holzherd aus Stein und zwei weitere offene Feuerstellen am Boden, wo immer grosse Töpfe mit schwarzen Bohnen, Mais und Tee am Kochen sind. Die Frauen wechseln sich mit dem Kochen in Gruppen ab. Es werden auch immer grosse Mengen an Maisfladen (tortillas) zubereitet, die auf dem Steinherd oder direkt auf der Glut geröstet werden. Auch wenn wir selbst Lebensmittel eingekauft haben und für uns in ihrer Küche kochen, dürfen wir immer auch von ihrem Essen nehmen. Da es immer wieder zu gesundheitlichen Problemen wegen dem Trinkwasser kam, wurde jetzt neben der Küche eine kleine Filteranlage montiert, welche ihnen ermöglicht gereinigtes Wasser zu trinken.
Am Sonntag, den 10.November wurde ein Fest mit Zeremonie veranstaltet, in Gedenken an einen 20-jährigen Jungen, der vor einem Jahr an einem Tumor gestorben ist. Die Abejas-Gemeinschaft hat Geld gesammelt für eine Therapie in Mexiko-Stadt. Sie sagen, dass der Junge als Indigener die 2.Klass-Medizin erhalten hat und darum gestorben ist. Zu dem Fest wurden eine Gaukler-Truppe und eine zwölfköpfige Mariachi-Kapelle eingeladen. Es kamen auch Besucher aus der Umgebung und trotz des traurigen Anlasses war es ein fröhliches Fest. Auch den Opfern des Massakers von 1997 wurde gedacht und all ihre Namen noch einmal verlesen.
Am Donnerstag, 14.November fand eine Pilgerfahrt mit über 100 Fahrzeugen, mit anschliessendem Marsch nach San Cristobal statt. Danach kamen alle nach Acteal, wo Referate gehalten und keine weiteren Vertreibungen, mehr Gerechtigkeit und das Ende der Korruption gefordert wurden. Das Ganze wurde von einer Musik-Kapelle umrahmt.
Am Montag darauf kam ein Aufnahmeteam der BBC nach Acteal. Sie führten ein Interview mit den Dorfvorstehern. Davor waren sie in Oventic und werden noch Aufnahmen in Honduras machen, um einen Bericht über den Aufstand in Zentralamerika zu erstellen, der im Januar ausgestrahlt werden soll.
Wir hatten eine sehr gute Zeit mit den Dorfbewohnern in Acteal, die uns mit Liebenswürdigkeit in ihre Gemeinschaft aufgenommen haben.
Quelle: LUO.ch / Beitrag von Doris Froidevaux für peacewatch.ch