Mein erster Bella Block Roman

„Die Frau vom Meer“ von Doris Gercke erschien 2000 im Hoffmann und Campe Verlag.

Inhalt
Hamburg, Mai 1999- September 2000 : Lara G., eine geschiedene Frau, steht in ihrem Garten. Ihre Kinder sind alle ermordet worden. Ist Lara G. die Mörderin? Wieso spricht Lara G. nicht? Bella Block beobachtet.

Achtung SPOILERALARM

Meinung
Aufbau
Das Buch besteht aus drei Erzählsträngen: zum einen ein Erzählstrang, in dem wir miterleben, was Bella Block macht, was sie beobachtet. Ein zweiter Erzählstrang liegt vor, in dem wir mit Bella Block in ihre eigene Vergangenheit reisen (kursiv gedruckt). Und in einem dritten Erzählstrang reisen wir in die Vergangenheit von Lara G. (kursiv gedruckt). Dieser dritte Erzählstrang gefällt mir übrigens besonders gut, da wir hier etwas über die Psyche der möglichen Täterin erfahren.
Außerdem sind der erste bis 6. Verhanddlungstag chronologisch beschrieben. Also ist das Buch gut strukturiert.
Charaktere
Bella Block ist mir unsympatisch. Sie ist ehrlich (was ja gut ist), aber so wie sie jedem ihre Meinung sagt…hat was verletzendes an sich. Erst horcht sie die Leute aus und wenn sie die Info hat, die sie braucht, wird sie unsympatisch und verletzend. Ich mag ihre Art überhaupt nicht. Für mich ist das der erste und letzte Bella Block Roman, den ich gelesen habe.
Ganz besonders unsympatisch wirkt Bella Block für mich am Ende. Ein wichtiger Moment, eine Chance, und obwohl Bella Block ja so interessiert war an Lara G., ist sie es dann doch nicht mehr? Woran war sie denn interessiert? Es scheint Lara G. war ein „Fall“ für sie. Die Person, die dahintersteht, schien sie ja nicht zu interessieren, sonst hätte sie sich am Ende jawohl empathischer verhalten.
Lara G. ist eine interessante Person, aber ich hätte gerne noch mehr von ihr gewusst.
Glaubwürdigkeit
Es ist alles so real beschrieben worden, wie Lara G. in den Gerichtssaal hineingeführt wird, was im Detail alles passiert. Das ist für das Buch ein riesiger Pluspunkt. Ein interessanter Aspekt hierbei: sämtliche Leute, die mit dem Fall nichts zu tun haben, kommen, sensationslüstern, wollen endlich die Verurteilung sehen, können es nicht abwarten…dann die Beeinflussung durch die Medien…und Bella Block…bleibt ruhig, abgeklärt…beobachtet…das ist der einzige Zug, der mir positiv erscheint an ihr (oben hatte ich ja geschrieben, das sie mir unsympatisch erscheint, aber mindestens einen sympatischen Zug hat sie).
Sahnehäubchen…
…ist für mich, dass Gercke aus diversen Gedichten und Büchern zitiert. Unter anderem zitiert sie aus „Von Schmerz und Vernunft“ von Joseph Brodsky. Und es ist so toll, was sie da über Lyrik zitiert, das ich Euch den Text nicht vorenthalten kann:

„Nun ist Lyrik ja die höchste Form menschlicher Rede in jeder Kultur. Wenn eine Gesellschaft es unterlässt, Dichtern zuzuhören oder sie zu lesen, verurteilt sie sich selbst zu niederen Ausdrucksweisen- denen des Politikers, (…)kurz, zu ihren eigenen. Mit anderen Worten, sie verwirkt ihr Entwicklungspotential, denn was uns vom übrigen Tierriech unterscheidet, ist schließlich die Gabe der Rede. Die oft gegen Lyrik erhobene Anklage- sie sei schwierig, dunkel, hermetisch und was sonst noch- zeigt nicht den Zustand der Lyrik, sondern, offen gesagt, die Sprosse der Evolutionsleiter, an der die Gesellschaft festsitzt.“

Ende
Was mir fehlt ist eine Auflösung. Ich habe das Gefühl bekommen, es gibt zu viele Nebenschauplätze in der Geschichte, die vom Eigentlichen ablenken. Ich wüsste gerne „Wer ist der Mörder?“, „War Lara G. es wirklich?“, „Was hat sie dabei empfunden?“ und , falls sie es war, was sie ja gegenüber Bella Block gesteht „Was für ein psychiatrisches Krankheitsbild liegt vor? Warum spricht sie nicht?“

Fazit
Interessant gestaltet, da  mir am Ende eine gute Auflösung fehlt, leider nur vier Sterne.

Meine Frage an Euch: Dieser Roman spielt nach Bella Blocks Sibirien Aufenthalt. Wie war sie sonst? Kam sie sonst auch so unsympatisch rüber oder war sie netter?



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