Wir sind wieder da und eigentlich will ich gleich wieder weg. Ein komisches Gefühl, was ich nach den Urlaubsreisen durch Südfrankreich, Italien oder USA nur selten so verspürt habe. Vielleicht liegt es daran, daß in Bulgarien ein Teil der Familie lebt und die Tante so gut kocht. Ich weiß es nicht und zu meiner Schande muß ich ja gestehen, seit mehr als 25 Jahren nicht mehr da gewesen zu sein. Kann sein, daß es etwas nachzuholen gibt. Deshalb hier, heute und jetzt ein kleiner Reisebericht mit Reisetipps und Kochanleitung. Mein Bulgarien.
Und da ich grad nicht so richtig weiß, wie und wo ich beginnen soll, fange ich mit dem Schopska-Salat an, der seinen Namen einer Volksgruppe verdankt (Schopen/ Schopi), die ihre Heimat in der Gegend um Sofia herum haben. Den Salat kennt eigentlich jeder und fast jede gute Hausfrei meint zu wissen, wie ein guter Schopska-Salat auszusehen und zu schmecken hat. Doch wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann sind mir hier in Deutschland unter dem Begriff Schopska-Salat nur mehr oder weniger schreckliche Variationen des Themas vorgesetzt worden. So muß es sein!
Oben weiß, darunter grün und rot - die Farben Bulgariens. Schafskäse, Gurken und Tomaten. Achten sie darauf, daß sie ihr Gemüse nicht zu klein schneiden. Üblich sind - wenn es richtig lecker sein soll - durchaus große Stücke/ Scheiben und der Salat darf niemals in seiner eigenen Brühe schwimmen. Öl und Essig werden dem Gast am Tisch extra serviert. Am schönsten ist es, wenn sich Gurken- und Tomatenscheiben abwechseln. Maximal eine Linie Öl und Essig, Salz und Pfeffer und darüber mit einer groben Reibe etwas Schafskäse (nicht zu fein reiben). An den Rand einige Oliven und fertig. Variieren kann man das Thema mit zarten Frühlingszwiebeln, Sonnenblumenkernen und Petersilie. Niemals Knoblauch. Und der Schafskäse? Denken sie mal nicht, daß es unbedingt Schafskäse sein muß. Schafskäse ist teuer und wenn sie in einem bulgarischen Restaurant einen Schopska-Salat bestellen, der umgerechnet nur 1.20 Euro kostet, dann kann das gar kein Schafskäse sein und ich sage auch gleich dazu, daß vermutlich auch die Tomaten und Gurken eher nicht aus Bulgarien kommen. Für bulgarische Produkte war einfach kein Platz in der EU und in den Köpfen europäischer Politiker. Man hat nach der politischen Wende in Bulgarien alles dafür getan, daß Tomaten, Pfirsiche, Äpfel, Aprikosen, Nektarinen, Wein und Melonen aus Bulgarien keine Abnehmer finden konnten. Schließlich gab es ja schon die guten Tomaten aus Holland und deshalb wurden riesige Felder/ ganze Landstriche nicht mehr genutzt. Als Ausgleich für die Stilllegung der Flächen bekam Bulgarien großzügige Kredite und von dem Geld können sich die Bulgaren nun endlich auch die leckeren Tomaten aus Holland und Äpfel aus Neuseeland kaufen. Die Leute, die sich das ausgedacht haben, erzählen mir heute, wie man die Weltwirtschaftskrise meistern kann und wenn sie sich nun fragen, was das mit Schafskäse zu tun hat, dann gehen sie mal in einen bulgarischen Supermarkt und schauen sie auf die Preise von Schafskäse. Das weiße, was da auf ihren großen Teller Schopska-Salat ist (wenn sie in einem bulgarischen Restaurant sitzen und sich über die günstigen Preise freuen), ist maximal ein Salzlakenkäse aus Kuhmilch und viel häufiger vermutlich nur ein Milchprodukt (Analogkäse). Das stört in Bulgarien niemanden, weil man sich derartige Wohlstandsdebatten überhaupt nicht leisten kann. Jedenfalls nicht, wenn man als Akademiker mit zwanzig Jahren Berufserfahrung umgerechnet 400 Euro verdient. Daran stören sich nur die Touristen, die selbst im Urlaub großen Wert auf Schnäppchen legen und dabei peinlich genau darauf achten, daß die Qualität nur vom Feinsten ist. Wenn sie so denken, dann lesen sie mal gar nicht weiter. Meine Reisetipps sind für Menschen, die sich über das freuen können, was mit viel Gastfreundschaft und Herzlichkeit möglich ist. Auf gehts.
Das Rosental
Wer als Tourist durch das Tal der Rosen fährt und dabei hofft, er würde an endlosen Rosenfeldern vorbeifahren können und das ganze Tal würde nach Rosen riechen, der wird vermutlich schwer entäuscht sein.
Doch jetzt gibt es Eis. Kurze Pause. Gleich geht es weiter.