Dieser netten Nachbarin konnte ich noch zu meinem Buch verhelfen, aber die Situation hatte mich aufgeschreckt. Vielleicht ist ja das einen großen Teil meines Lebens begleitende Internet für andere Menschen nicht ganz so präsent? Aus dieser Erkenntnis heraus, entschloß ich mich, eine Brücke in die althergebrachte Welt zu schlagen und zu versuchen, mein Buch auch beim Buchhandel unterzubringen. Ich packte also ein paar Bücher ein, holte tief Luft und betrat die erste Buchhandlung. Tief in mir rechnete ich mit schlimmsten Verunglimpfungen seitens der Buchhändlerin, dass ich als verhasste Self-Publisherin es wagen könnte, die heiligen Hallen des wirklich guten Buches auch nur zu betreten. Entsprechend überrascht war ich, das dies mitnichten so kam und stattdessen direkt Bereitschaft erklärt wurde, mein Buch anzubieten. Davon beflügelt marschierte ich so gleich zu einigen anderen Buchhandlungen. Ein Buchhändler bat mich darum, mein Werk erst einmal lesen zu wollen. Als ich nach einer Woche nachfragte, sagte er dann, dass ihm mein Werk gefallen hätte, ich gleich fünf Exemplare da lassen sollte und die sicher bald verkauft seien. Ich schwebte davon.
Natürlich konnte ich es mir in den Wochen danach nicht verkneifen, ab und zu mal durch das Schaufenster der Buchhandlungen zu lugen und zu schauen, ob mein Buch dort noch stand und wie viele wohl verkauft waren. Mein Magen krampfte sich jedes Mal zusammen, als ich feststellen musste, dass nicht ein Exemplar weniger dort lag. Oh, wie peinlich dies war. Ich würde mich nie wieder in diese Buchhandlungen trauen können. Ich bin eine Verliererin, eine Versagerin. Am besten höre ich gleich ganz mit dem Schreiben auf.
Glücklicherweise half mir irgendwann die beste Freundin von allen, den Schock etwas abzumildern. "Schau doch mal auf die anderen Bücher, die neben deinem liegen. Sind denn davon welche verkauft worden?" Ich schaute und prägte sie mir ein. Tröstlich durfte ich feststellen, dass auch davon in dem beobachteten Zeitraum kein Exemplar verkauft zu sein schien. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und betrat die Buchhandlungen erneut. Wieder wurde ich sehr freundlich empfangen und nicht, wie von mir befürchtet, als unendliche Versagerin beschimpft. Es bestand sogar Interesse, mein eigens konzipiertes Plakat aufzuhängen. Eine Pressemitteilung habe ich auch noch herausgegeben und auch diese ist gedruckt worden.
Nun ist eine Woche ins Land gegangen und ich habe mich bisher noch nicht getraut, erneut durch das Fenster zu lugen. Was mache ich nur, wenn immer noch kein Exemplar verkauft worden ist?