Mein Brief an Amnesty International zur Burka

Mein Brief an Amnesty International zur Burka
von Thomas Baader

Nachdem ein Mitstreiter aus dem Peri-Verein seine Mitgliedschaft bei Amnesty International wegen inhaltlicher Differenzen die Burka betreffend gekündigt hatte, erhielt er einem in belehrendem Tonfall gehaltenen Antwortbrief von AI, in dem "freiwilliges" Burkatragen als Menschenrecht dargestellt wurde. In Absprache mit dem Betroffenen schrieb daraufhin auch ich Amnesty International in dieser Angelegenheit an:
Sehr geehrte Damen und Herren,

meine Name ist Thomas Baader. Wie Herr Helmut Biehl, der Ihnen kürzlich wegen der Kündigung seiner AI-Mitgliedschaft geschrieben hat, bin auch ich Mitglied von Peri Verein für Menschenrechte und Integration e. V. Seit knapp zwei Jahren nehme ich dort das Amt des Pressesprechers wahr. Der Verein engagiert sich aktiv gegen Zwangsverheiratung, "Ehrenmorde" und ähnlich gelagerte Verbrechen. Wir leisten auch Betroffenen aktiv Fluchthilfe und organisieren eine entsprechende Unterbringung.

Während der Themenkomplex "Kopftuch" ohnehin schon problembelastet ist, geht es im vorliegenden Fall aber um die Burka, die als Form der vollständigen Gesichtsverschleierung weder relativiert noch verharmlost werden darf. Die Geschichte der Burka ist ohne den patriarchalischen Hintergrund, der auf Besitzwahrung und Kontrolle der Frauen aufbaut, gar nicht zu verstehen. Daher ist "freiwilliges Burkatragen" ein völlig sinnentleerter Begriff, wie etwa "freiwillig sich unterordnen" oder "freiwillig Bürger zweiter Klasse sein". Sinn und Zweck der Burka war es stets, Frauen in der Öffentlichkeit unsichtbar werden zu lassen.

Wenn das Tragen der Burka mit Menschenrechten begründet wird, dann haben wir es mit einem pervertierten Menschenrechtsbegriff zu tun. In diesem Sinne sind AI-Vertreter leider oft nicht angemessen geschult, wie der Auftritt einer Dame von Amnesty International in einer Fernsehsendung vor ein paar Jahren bewies - selbige behauptete, dass es in Deutschland keine Burkaträgerinnen gäbe; alle Anwesenden, einschließlich der Gegner eines Burka-Verbots, widersprachen ihr daraufhin. Die tatsächliche Anzahl von Burkaträgerinnen in diesem Land ist übrigens völlig irrelevant für die menschenrechtliche Fragestellung, die mit der Burka verbunden ist.

Daher ist die Pro-Burka-Positionierung von AI auch als besonders ärgerlich zu werten. Eine Problematisierung ist leider nicht einmal ansatzweise zu erkennen. Denn wer in einem derart patriarchalisch geprägten Umfeld aufwächst, hat natürlich dessen Gesetze verinnerlicht und seine untergeordnete Rolle darin längst akzeptiert. Natürlich wird eine Frau angeben, die Burka freiwillig zu tragen, wenn sie jeden Tag erfährt, wie das eigene soziale Umfeld über Frauen ohne Burka denkt. Wer das mit Freiwilligkeit verwechselt, der nimmt vermutlich auch Natascha Kampuschs Aussage, "freiwillig" Geschlechtsverkehr mit ihrem Entführer gehabt zu haben, wörtlich. In diesem Zusammenhang möchte ich auf Betreuungsfälle von Peri e. V. hinweisen: Betroffene, die in ihrer Jugend unter Kopftuchzwang standen, geben an, aus unterschiedlichen Gründen früher selbst behauptet zu haben, das Kopftuch würde von ihnen freiwillig getragen. Man kann also solche Aussagen nicht unkritisch für bare Münze nehmen.

Neben diesen ethischen Gründen sprechen auch noch rein praktische Gründe gegen die Burka:
- Unsere Gesellschaft funktioniert auf eine Art und Weise, dass das Erkennen des Gesichtes des jeweils anderen und der Einsatz der eigenen Mimik eine zentrale Rolle spielen. Diese Form der Kommunikation ist wichtig für unser Miteinander.
- Bestimmte sensible Bereiche in unseres Landes werden aus guten Gründen mit Überwachungskameras kontrolliert (Banken, U-Bahn-Stationen, Flughäfen, etc.). Derartige Maßnahmen sind völlig sinnlos, wenn Menschen eine Alltagskleidung tragen, die ihre Identifizierung unmöglich macht.
- Es gibt mehrere prominente Fälle, wo ein Straftäter sich einer Verhaftung erfolgreich entziehen konnte, indem er gekleidet in die Burka seiner Schwester fliehen konnte.

Bitte bedenken Sie auch, dass es in unserer Gesellschaft üblich ist, Menschen an ihrem Arbeitsplatz erhebliche Eingriffe in ihre Kleiderwahl zuzumuten. In Shorts und T-Shirt könnten Sie in einer Bank nicht arbeiten.

Anders als Herr Biehl war ich niemals Mitglied bei Amnestey International. Ich achte allerdings darauf, keine Organisation mit Spenden zu unterstützen, die diese Sachverhalte falsch darstellt und eine Pro-Burka-Propaganda betreiben. Die Gründe für die Ablehnung der Burka sind in unserem Umfeld eben nicht fremdenfeindlicher, sondern humanistischer und emanzipatorischer Natur.

Mit besten Grüßen und in der Hoffnung, Nachdenklichkeit bewirkt zu haben,
T. Baader
Bislang erhielt ich von Amnesty International keine Antwort.



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