Autor/in: Wulf Dorn
Verlag: cbt
Seitenzahl: 412 Seiten
Genre: Thriller (für Jugendliche)
Ich musste ihnen beweisen, dass ich nicht verrückt war. Ihnen, aber auch mir selbst. Dies war vielleicht meine einzige Chance, mit dem Freak in mir fertig werden, wegen dem Mum sich nachts die Augen ausweinte. Ein für alle Mal.
- S. 105
Inhalt in einem Satz: Seit dem Tod ihres kleinen Bruders kann Doro ihrer eigenen Wahrnehmung nicht mehr trauen, doch die therapeutische Behandlung lässt sie langsam wieder klarer denken - bis Doro plötzlich glaubt, einem Versprechen auf der Spur zu sein, doch niemand sie mehr ernst nimmt…
“Was denken Sie”, sagte ich nachdenklich. “Was verheimliche ich vor mir selbst?”
“Etwas, womit du im bewussten Zustand nicht fertig wirst”, antwortete Nord, der mich mit unbeweglicher Miene beobachtet hatte. “Wir müssen in dein Unterbewusstsein vordringen, um es herauszufinden.”
- S. 115
Meine Meinung: Mit “Mein böses Herz” habe ich erstmals seit ganz langer Zeit mal wieder einen Thriller gelesen - allerdings erst mal in der etwas sanfteren “Jugendversion”. ;) Bisher dachte ich, Thriller wären nicht so mein Ding, doch dieses Buch hat mich vom Gegenteil überzeugt! Die Geschichte erzählt von Doro, die sich für den Tod ihres Bruders Kai verantwortlich fühlt, sich aber nicht mehr an diesen Tag erinnern kann. Doch seither wird sie von Halluzinationen geplagt und sieht ständig unerwartet ihren toten Bruder und andere schlimme Dinge. Als die Therapie anschlägt und es ihr bereits besser zu gehen scheint, muss Doro mit ihrer Mutter in eine andere Stadt umziehen, und dort beginnt die Tortur von Neuem. Denn Doro entdeckt nachts in einer Gartenlaube einen Jungen, der behauptet, verfolgt zu werden, und sie um Hilfe anfleht. Doch woher soll Doro wissen, ob ihr Unterbewusstsein ihr nicht nur wieder einen Streich spielt? Um das herauszufinden, begibt sie sich auf die Suche nach Beweisen - und gerät in große Gefahr. So spannend, wie diese Geschichte klingt, wurde sie tatsächlich auch umgesetzt. “Mein böses Herz” konnte mich durchgehend packen. Der Autor hat erreicht, dass man sich als Leser permanent fragt, ob sich alles nur im Kopf der Protagonistin abspielt, oder wenn nicht, wer denn versucht, ihr das einzureden. So hatte ich beim Lesen ständig verschiedene Personen aus Doros Umfeld im Verdacht, und am laufenden Band ereigneten sich neue überraschende Geschehnisse, sodass bei mir zu keiner Zeit Langeweile aufkam. Die Wahl der verlassenen, gruseligen Schauplätze war ebenfalls super auf die Story abgestimmt und zehrte ziemlich an meinen Nerven. ;) Ich puzzelte mit Doro anhand ihrer Erinnerungsfragmente um die Wette, und wie der Autor alles verwoben hat, gefiel mir unglaublich gut. Als sich die Lage zuspitzte, regte ich mich wahnsinnig mit der Protagonistin auf, dass ihr keiner glaubt, da sie ja bei ihren Mitmenschen als verrückt gilt. Wie ihr seht, habe ich ziemlich heftig bei dieser Story mitgefiebert. Allerdings habe ich einen kleinen Tipp für euch, falls ihr auch vorhabt, das Buch zu lesen: Auf den ersten Seiten befindet sich ein Interview mit dem Autoren. Lest es auf keinen Fall vorher, denn es enthält einen riesigen Spoiler. Ich war etwas erschrocken, dass er sich schlussendlich wirklich als solcher erwiesen hat. Also bitte das Interview zum Schluss! Dann steht eurem Lesevergnügen nicht mehr im Wege. ;)
Die Nacht war windstill und es wurde bereits wärmer. Bald würde der Morgen dämmern, die ersten Vögel sangen schon. Dann würde die Sonne aufgehen und ein neuer Sommertag beginnen. Aber es würde jetzt ein anderer Sommer sein.
- S. 396
Fazit: Ein nervenaufreibender Thriller, der aber auch nicht zu verstörend ist, sondern gut auf die junge Zielgruppe abgestimmt wurde. Dem Autor ist es gelungen, eindrucksvoll zu zeigen, dass die Welt nicht nur schwarz und weiß ist und dass kein Mensch nur gut oder nur böse ist, sondern dass Jeder mit seinen persönlichen Abgründen zu kämpfen hat. Mich konnte “Mein böses Herz” absolut fesseln und begeistern, deshalb vergebe ich die volle Punktzahl. :)
Bewertung: 📖 📖 📖 📖 📖 (5/5) + Lieblingsbuch 📚
