Mein Besuch auf dem Gnadenhof- oder: "39 Hunde brauchen täglich 10 Kilo Futter!"

Von Cornelia Wilhelm @NiveauKlatsch

Letzten Samstag fuhr ich in den Hunsrück, genauer gesagt nach Korweiler, zur "Korweiler Mühle", einem Gnadenhof für Tiere. Schon lange unterstütze ich die "Korweiler Mühle" mit kleinen Sachspenden in Form von Futter,... zu meiner Schande muss ich jedoch gestehen, dass ich mir bis dato noch nie angeschaut habe, wen oder was ich überhaupt unterstütze und einfach mal vom Guten im Menschen ausgegangen bin. 


Ich wurde auch nicht enttäuscht! 


Mit circa 20 Kilo Hundefutter, 5 Kilo Katzenfutter und ein paar Äpfeln und Karotten im Gepäck fuhr ich morgens los, ... vollkommen davon überzeugt, dass ich mit dem ganzen Futter bestimmt einen Monat die komplette Korweiler Mühle versorgen würde. Nach einer Fahrtzeit von 2,5 Stunden und einer Fahrt durch den Wald, bei der ich mir einen Geländewagen wünschte, war ich endlich da. 


Ich selbst besitze zwei Hunde, beide aus dem Tierschutz und ich habe schon öfter mit dem Gedanken gespielt, später - wenn ich alt bin und ein wenig Geld auf der Hohen Kante habe - meinen Ruhestand mit vielleicht drei oder vier geretteten Hunden zu verbringen. 


Beim Aussteigen aus meinem Auto wurde ich mit Gebell begrüßt. Viel Gebell. Genauer gesagt haben mich 39 Hunde mit einer Mischung aus Freude und Skepsis begrüßt. Tina, die Leiterin des Gnadenhofes, fragte mich noch: „Du hast doch keine Angst vor Hunden? – Geh einfach rein.“ In der Höhle der Löwen, oder besser gesagt "des Hundes" angekommen, stand ich nun - ein bisschen verdutzt durch die Gegend guckend und erst mal alle Eindrücke verarbeitend - da. 


Zwei Hunde, die weder mit den Katzen noch ihresgleichen gut zurechtkommen, haben ein wenig abseits ihr eigenes Gelände. Unten ist der „Kindergarten“. Der komplette Vorhof des Hauses gehört den sehr unsicheren, aber auch schon sehr alten und kleinen Hunden, damit sie nicht von den großen, fitteren über den Haufen gerannt werden. Oben am Haus ist der Platz, der den meisten und zwar den großen Hunden gehört. "Kashaya", "Chicco", "Marvin", "Thalia", "Suela" und noch viele Namen mehr flogen mir um die Ohren, bei denen ich ehrlicherweise zugeben muss, dass ich nur einen Teil behalten konnte. 
Nachdem sich die Hunde an meine Anwesenheit gewöhnt hatten, war erst einmal Powerknuddeln angesagt. Jeder Hund wollte begrüßt und gestreichelt werden. So war ich eine ganze Zeit beschäftigt, bevor ich die Zeit hatte, mich hinzusetzen und mir alles genauer anzusehen. Bei dem schönen Wetter blieben die Hunde freiwillig gerne draußen und genau dort haben die Tiere alles, was das Hundeherz begehrt. Es gibt einen kleinen Pool zum Baden, genügend Liegeplätze zum Sonnen und die Aussicht auf das restliche Gelände, damit die Tiere auch gut alles überblicken können. Es gibt nämlich nicht nur Hunde auf dem Gnadenhof, sondern auch Katzen und Pferde. Die Pferde stehen natürlich (wie sollte es auch anders sein?) auf der Koppel. Es gibt zwei Ponys und zwei Pferde, auf ausreichend Platz, mit Unterstellmöglichkeiten und allem was Pferde brauchen. Nur geritten werden die Tiere nichtmehr. Dafür sind sie zu alt oder haben schon zu viel erlebt. 


Alle Tiere leben friedlich miteinander. Alle Hunde haben sich in ein neues Rudel eingefunden, alle Pferde in eine neue Herde und auch die Katzen haben sich in die Menge eingefunden. Die Tiere kommen von überall her. Viele aus dem Ausland, über den Auslandstierschutz, ... aber auch verstoßene Hunde, die keiner mehr haben wollte, weil das Tier "zu lästig", "zu alt", "zu krank" geworden ist. 


Aber auch der Gnadenhof hat irgendwann, zum Wohle der anderen Tiere, einen Aufnahmestopp. Als sich der erste Trubel gelegt hatte, hatte ich auch mal Zeit mich mit Tina zu unterhalten. Dabei kamen interessante Fakten zu Tage. Wir sprachen über die Futtermenge pro Tag und den Ruf des Gnadeshofes innerhalb des Dorfes. Gerade letzterer ist teilweise leider immernoch weniger gut, da bis heute Tierhalter mit vielen Tieren als "asozial" bezeichnet werden oder auch als "Tiermessis" gelten. Viele Menschen hinterfragen nicht, warum man Tiere hält, sondern bilden sich lieber ihre eigene Meinung ohne nachzuhaken. 

Ich habe an dem Tag jedoch viel gelernt. Und zwar, dass auch eine kleine Hilfe große Wirkung zeigt. Im Endeffekt habe ich nur Futter für zwei Tage gespendet, aber bei den Tieren, die dort gehalten werden geht es um JEDEN Tag. Ohne Tina und Jupp würden die meisten schon nichtmehr leben. Auch habe ich gesehen, dass kranke, behinderte und alte Tiere immer noch viel Lebensfreude besitzen und sich nicht aufgeben, solange man SIE nicht aufgibt. Man kann vieles von Tieren lernen, besonders die Freude am Leben und das es sich immer lohnt, für etwas zu kämpfen. 

Liebe Grüße,

Sarah