Das Team ‘Garmin & Friends’ schickte zahlreiche Fahrer am vergangenen Wochenende in das 120km Rennen des Berlin Velothon. Eine kleine Gruppe unter den rund 13.000 Teilnehmern dieser Veranstaltung, die sich aufmachte, durch eine Vielzahl Berliner Bezirke und sogar raus bis nach Teltow-Fläming zu fahren. Das Rennen fand mit der Pastaparty im Restaurant ‘Basil’ einen gebührenden Auftakt, wo man neben Garmin Mitarbeiter Radsport-Experten wie Teamchef Andreas Klier, Mike Kluge, Masseur Dieter ‘Eule’ Ruthenberg oder auch Sprintlegende Erik Zabel kennenlernen durfte.
Ein langes, wunderbares und erfahrungsreiches Wochenende mit unzähligen Eindrücken liegt hinter mir und die letzten Tage hatte ich einfach einen so unfassbar leeren Kopf, wie schon seit langem nicht mehr. Der Wettkampf hat sich als unglaublich anstrengend herausgestellt; ich durfte eine Vielzahl interessanter Sportler kennenlernen und bekannte Gesichter wieder treffen; das Treffen mit einer Marke hat sich erneut als sehr unterhaltsam und informativ herausgestellt; meine Familie hat mich dieses Mal ganz aktiv begleitet, was für noch mehr Aufregung sorgte…
Aber ganz von vorn: bereits im Vorfeld wurden wir von Garmin rund herum betreut – egal, ob es um Ernährung, das Training, um Technikfragen oder das Veranstaltungswochenende ging. Es kam sehr schnell ein Wir-Gefühl auf, nicht zuletzt, weil wir gemeinsam für das Trainingsblog schrieben und uns in einem Gruppenforum austauschen konnten. Jeder war erfreut den anderen zu begegnen, bei Bitten oder Wünschen wurde problemlos eine schnelle Lösung gefunden.
Für mich startete das Wochenende bereits entspannt am Freitag mit der Abholung der Startunterlagen für meine Familie. Ok, etwas Nervosität war natürlich schon dabei, aber vor allem Vorfreude! Gute Entscheidung, nicht am Samstag mit all den anderen tausenden Sportlern die Nummern abzuholen. So traf ich auf ganz entspannte Helfer, die unglaublich nett und zuvorkommend waren und mir alle wichtigen Informationen noch einmal mündlich mitteilten.
Ein kleiner Kritikpunkt, der mich bereits die letzten Jahre verärgert hat, war die Tatsache, dass die passende Sportmesse erst am Samstag die Tore öffnete. Der Veranstalter forderte schließlich auch im Newsletter all die Berliner dazu auf, vor dem Wochenende die Nummern abzuholen. Wer sich nun ein Mal durch die Berliner City begebenen hat, muss das nicht direkt am Folgetag noch einmal machen und verpasst alles, wenn man nicht noch zufällig die Kraft hat, sich am Sonntagnachmittag durch die Massen zu quälen.
Die ersten ‘Garmin und Friends’ Fahrer konnte ich bei der Info-Veranstaltung von Garmin im neuen Apple Store um Kurfürstendamm treffen. Witzig, wenn man sich nur von kleinen Facebook Bildchen her kennt und plötzlich seinen Namen von einer an sich fremden Person hört. Ehemaliger Radprofi Andreas Klier und Thomas Lenz, Garmin Produktmanager, haben die wichtigsten Informationen zum Thema Live-Tracking mit dem Edge 810 und 510 präsentiert. Mitten drin, als es um die Verknüpfung von Edge und iPhone ging, wurde sogar eins meiner Bilder gezeigt.
Während wir aufmerksam im Saal saßen, befand sich Matthias Heublein aus dem Kompetenzteam der Marke auf den Straßen von Charlottenburg. Wir konnten ihn live auf der Leinwand verfolgen, natürlich mit sämtlichen statistischen Werten wie Herzfrequenz, Geschwindigkeit, Trittfrequenz und Wattmessung. Letzteres fand ich besonders interessant, weil man als normaler Freizeitsportler kaum einen Zugang dazu hat.
Die anschließende Pastaparty brachte uns dann endlich alle zusammen, auch wenn wieder einmal zu wenig Zeit blieb, um mit allen persönlich zu sprechen. Wir erhielten unsere Startnummern samt neuem Outfit und konnten uns mit leckeren Pastavariationen verwöhnen lassen. Ein Riesen Dank dafür und natürlich auch für alles andere an Garmin!
Die Köche rüttelten mit unglaublichen Nachspeisen ordentlich an meiner Standfestigkeit. Ablenkung gab es aber prompt mit Informationen zu Training und Fahrsicherheit von den Profis. ‘Eule’, Dieter Ruthenberg, der sich irgendwann zu uns an den Tisch setzte, erzählte uns einige Anekdoten von seinen Schützlingen und wie er mit einem Apotheker an einer passenden Sitzcreme gearbeitet hat. Also tatsächlich keine so neue Erfindung. Bevor der Abend sich dem Ende neigte, stattete uns Erik Zabel noch einen Besuch ab.
Nach einer Woche ohne Grüntee war es Sonntag endlich soweit – ich konnte es also kaum abwarten, dass ich um sechs aus dem Bett falle und meine extra große Schale Matcha Müsli essen durfte. Vollkommen unkompliziert bin ich mit der Familie mit Sack und Pack am Potsdamer Platz angekommen und konnte sogar noch den sich unglaublich in die Länge ziehenden Start der 60km Fahrer beobachten. Schon gegen 8Uhr brannte die Sonne, aber ich fühlte mich mit meinen drei Flaschen vollkommen gut vorbereitet.
Kurz vor 9 trafen wir alle im Garmin Team Startblock ein und warteten sehnlichst wie Marc Bator im VIP Block darauf, endlich losfahren zu dürfen. Das erste Knallen ging aber nicht vom Startschuss aus, sondern von einem Rad. Nervosität machte sich breit, zumindest bei mir. Reifenpanne. Hoffentlich nicht. Ich möchte auf nicht vorhandenes Holz klopfen.
Als es dann um kurz vor halb 10 doch endlich los ging, lief es wirklich gut an, auch wenn ich einige Mädels aus der Gruppe schon in Charlottenburg verloren hatte und mich plötzlich in einer fremden Männerrunde wiedergefunden hatte. Die Jungs strebten scheinbar Größeres an, also ging es in einem Rutsch an den Hügeln im Grunewald mit größeren Gruppen weiter. Genau da mussten auch meine Begleiter an mir vorbeigezogen sein.
Die ersten Stürze verunsicherten mich zunächst nicht weiter, ich bekam sie nur aus der Ferne mit. Ich hielt mich an alle Spielregeln und zur Sicherheit immer mal eher außen als mittendrin im Gewirr. Die Felder entzerrten sich Richtung Ortsausgang von Berlin gewaltig und es viel mir immer schwerer Mitfahrgelegenheiten zu finden. Entweder waren die vorbeirauschenden Züge viel zu schnell unterwegs oder zu langsam, so dass ich an ihnen vorbeigefahren bin. Vom Team Garmin fehlte allerdings jede Spur, sie waren sicher kilometerweit voraus.
Es gab vereinzelte Fahrer, denen ich mich anschloss und wir wechselten mit der Führungsarbeit unabgesprochen ab. Immer wieder Stürze; je länger sich das Rennen hinzog, je schlimmer wurden sie. Es waren schreckliche Sachen dabei, natürlich muss man abschalten und das wegstecken können. Aber dafür fehlt mir einfach die Routine.
Dennoch rollte es für mich einfach gut – meine Verpflegungsstrategie ging auf; alle 45 Minuten einen Regel oder Gel; Wasser immer über den Durst, schließlich hatte ich drei Flaschen mit. Irgendwann nahm mich eine Dreiergruppe auf. So hätte es bis zum Ziel weiterlaufen können und ich wäre sicher an die Dreistundenmarke herangefahren. Irgendwo außerhalb von Berlin auf ganz gerader Allee im Schatten der Bäume passierte es dann aber leider doch. Zwei der Fahrer stießen aus irgendeinem Grund zusammen, flogen übereinander, einer blieb liegen, jammerte. Der zweite wackelte vor sich hin, kümmerte sich um den anderen und wir anderen, die auch schon von einer Vielzahl an Fahrern eingeholt wurden, fuhren langsam weiter.
Vollkommen ratlos, dass ich bei dieser Aktion noch herunter bremsen konnte, ohne selbst über den Lenker zu sausen, versuchte ich mich wieder zu finden. Meine Mädchennatur brach durch und ich war absolut verunsichert. Einige Tränen später hatte ich aber nur noch meine Begleiter im Sinn und habe gehofft, dass ihnen nichts passiert ist. Von da an rollte es dann irgendwie für mich allein am Straßenrand weiter. Langsam schloss scheinbar der gesamte C Block auf und rauschte an mir vorbei. Egal wie ich versuchte zu fahren, ich fand keine Gruppe. Einige waren komplett ausgepowert und andere viel zu schnell.
Teilweise rücksichtslos bretterten nicht nur links an mir die Fahrer vorbei sondern auch rechts und das, obwohl ich schon fast auf dem Grün fuhr. Irgendwann waren die Straßen irgendwie menschenleer oder wenn Fahrer auftauchten waren sie zu schnell für mich. Vielleicht lag es daran oder an der ganzen Situation oder doch an der Wärme. Es passierte etwas vollkommen und wirklich Unerwartetes – ich bekam nie zuvor gekannte Krämpfe. Nach meinem kleinen Intermezzo mit dem Asphalt die Woche zuvor, war ich sensibilisiert und dachte, wenn etwas passiert, dann so etwas oder eine Panne. Es begann auf der linken Seite über dem Knie, genau da, wo mein riesiger blauer Fleck vermutlich auf den Muskel drückte. Es waren ab da noch mehr als 50km zu fahren, ich nahm ein wenig Tempo heraus und pendelte mich bei einem guten 30er Schnitt ein. Mein rechtes Bein leistete Schwerstarbeit und mit jedem 10er rutschten die Krämpfe höher bis beide Oberschenkel betroffen waren.
Deprimiert schlenderte ich über die Autobahn, über die ich im vergangenen Jahr noch mit 50km/h brauste. Keine Gruppe, wieder alles verlassen, Gegenwind. Ein einziger Krampf. Fahrer mit Pannen, einer nach dem anderen. Eine große Frauengruppe, die sich scheinbar komplett auf den Seitenstreifen gelegt hatte. Irgendwann sah ich den Ortseingang und es trafen endlich wieder eine Vielzahl an Fahrern aufeinander. Einige vom Team Garmin, die ich irgendwie hinter mir gelassen hatte, schlossen auf. Mir war nicht mehr nach reden, meine Krämpfe zogen sich bis zur Leiste. Zum Glück arbeitete ich da schon gegen den Wind auf dem Tempelhofe Flugfeld und mein Handy klingelte. Mir viel ein Stein vom Herzen. Ich war mir ganz sicher, dass meine Familie sicher im Ziel war, nur konnte ich ihnen ja jetzt schlecht am Telefon sagen, dass ich kaum mehr kann. Ich wünschte mir nichts sehnlichster als einfach vom Rad zu steigen und meine Laufschuhe anzuziehen. Wie wunderbar das doch gewesen wäre. Stattdessen versuchte ich nur noch an den Pedalen zu ziehen, statt zu treten. Irgendwie über die Runden kommen, nicht vom Rad fallen.
Der Vorteil, wenn man nicht in einer Gruppe untergeht und an jedem und allem vorbei schießt, ist, dass man so viel mehr von dem Ereignis mitbekommt. In Tempelhof und Kreuzberg spielten sich wilde Szenen mit Autofahrern ab, die auf die abgesperrten Straßen drängen wollten und von vollkommen überforderten Helferinnen in lautstarken Diskussionen verwickelt wurden. Aber es gab auch Positives - Die zahlreichen Helfer, der ADAC, die Punkte mit technischem Support, die zahlreichen Zuschauer an der Strecke, die kleinen Ortschaften vor Berlin, die Sehenswürdigkeiten,… all das bekam ich letztes Jahr nicht mit.
Irgendwie schaffte ich es, die letzten fünf Kilometer vom Alexanderplatz rüber zum Hauptbahnhof und weiter Richtung Ziel. Ich musste nach 3:22h sofort vom Rad runter und kurze Zeit später kamen auch noch die letzten vom Team Garmin alle scheinbar gesund ins Ziel. Zum Glück!
Letztes Jahr fuhr ich in einer super Gruppe fast 15 Minuten schneller und war am nächsten Tag nicht wirklich erschöpft gewesen. Dieses Jahr war es anders, vielleicht auch gut, denn beim zweiten Start bei dieser Veranstaltung hat man direkt wieder etwas Neues erlebt. Was allerdings blieb wie gehabt, waren die Stürze und die Reifenpannen, wobei man froh sein musste, wenn einem nur Letzteres widerfuhr. Zum Glück blieb rücksichtsloses Verhalten auch die Seltenheit.
Zurückblickend weiß ich nicht, woran es mit meinen Beinen lag. Ich fühlte mich super fit, konditionell hätte es auch noch schneller und weiter gehen können. Die Passagen mit Krämpfen und ganz allein gegen den Wind, haben mich aber unglaublich ausgelaugt. Immerhin sagte das Edge aufmunternd, dass ich inmitten der 113km meine bis jetzt schnellsten 40km gefahren bin. Auch was! Vielleicht auch genau die richtige Vorbereitung für den Triathlon, wenn ich fast sechs Stunden ganz allein für mich sein werde, niemand mir helfen kann und wie es momentan aussieht, mich durch die sommerliche Hitze Berlins kämpfen werde.
Jetzt im Nachhinein bin ich unglaublich erschöpft, was aber eher von den krampfenden Oberschenkeln ausgeht. Meiner Familie erging es viel besser – einige fuhren sogar ein unfassbar gutes Rennen und kamen mehr als eine halbe Stunde vor mir ins Ziel. Meine fotografische Begleitung mitten unter ihnen, konnte dieses Mal kaum Fotos machen. Deshalb gibt es nur einige Schnappschüsse.
Als sich die Aufregung etwas gelegt hatte, konnten wir unsere Medaillen gravieren lassen, uns eine Massage von ‘Eule’ gönnen oder sich in der Garmin Lounge erfrischen. Das Buffet wie schon am Vorabend ein Traum. So konnte man ein wunderbares Wochenende und ein anstrengendes Rennen mit vielen Bekannten ausklingen lassen.
Bis zum späten Nachmittag blieben wir auf der Straße des 17. Juni und in gleißender Sonne vertrieben wir uns ein wenig die Zeit auf der Messe, wo ich dann auch auf den Rennradsportler des neuen Latktat3 Geschäftes und das Mawaii Team traf.
Wir Jedermänner konnten abschließend den Profis zusehen, die sieben Runden über den Potsdamer Platz und die Straße des 17. Juni als Abschluss ihrer mehr als 180km langen Strecke zu fahren hatten. Die vermutlich letzte große Radsportveranstaltung in Berlin überraschte mich wirklich damit, dass gar nicht so viele Zuschauer an der Strecke des letzten Kilometers standen. Wir hatten einen tollen Platz direkt vor dem Ziel, konnten die Zwischensprints und die Zielankunft hautnah miterleben. Das Rennen machte schließlich Marcel Kittel vom Team Argos gefolgt von Matteo Pelucchi, Team Ian Cycling, und dem letztlich drittplatzierten Team Lotto Fahrer André Greipel.
Viele weitere Velothon Berichte könnt ihr auf dem Garmin Trainingsblog nachlesen und auch die interessante Zusammenfassung von Matthias möchte ich euch ans Herz legen.