Zeit erhält mit Kind eine ganz neue Währung. Sie rennt davon. Regelrecht. Rinnt durch die Finger. Ein schöner Moment folgt einem vielleicht auch ab und an weniger schönem Moment. Dabei versuchen wir alle wunderbaren Erinnerungen so gut es geht festzuhalten, nie wieder loszulassen. Zum Glück gibt es Fotokameras und Kameras in Smartphones. In alle dieser Zeit, die man als frischgebackene Familie verbringt, in der man sein Kind mit Liebe überschüttet und gebannt jeden Fortschritt beobachtet, darf man jedoch eines nicht vergessen: Sich selber. Weder sich als Frau, noch sich als Mann und erst recht nicht sich als Paar. Schneller als man glaubt gerät man in die "Familienspirale" - alles dreht sich um den Haushalt, um das Kind und die Liebe zu diesem, um den Alltag. Wenig Gedanken werden "verschwendet" an die Zweisamkeit. Und dabei ist "verschwendet" eine fatale Wortwahl. Wie können Gedanken, die der Zweisamkeit, der Paarliebe, den Eltern gegenseitig und unabhängig vom Kind dienen verschwendet sein?
Ist es zu früh, das Kind loszulassen?
Wann ist der richtige Zeitpunkt, das kleine Wesen, dem man sein Leben geschenkt hat, das man tagtäglich behütet, dem man Essen gibt, dessen Bedürfnisse man ununterbrochen befriedigt, einmal aus den Händen zu geben? Sei es für einen Abend, nur ein paar Stunden, oder gar für eine ganze Nacht... Und warum fühlt es sich anfangs an wie ein Fehler? Sind wir Rabeneltern, weil unsere kleine mit 20 Wochen eine gesamte Nacht nicht bei uns, sondern bei ihrer Oma verbracht hat? Nein. Bestimmt nicht. Ganz sicher! Woher kommen dann diese Gedanken?
Es ist wohl ganz normal, als Eltern und vor allem auch als Mama zunächst von einem schlechten Gewissen begleitet zu werden. Sich zu sorgen zeigt uns erst die Bedeutung, die dieser kleine Mensch in unserem Leben hat. Aber, und ich sage das nun aus tiefster Überzeugung: Der freie Abend, die freie Nacht war das Entspannendste was wir seit nun fast 5 Monaten für uns als Paar gemacht haben. Abschalten. Den Kopf frei kriegen und einfach mal genießen. Die Zeit. Zeit für uns. Zeit für mich. Zeit für ihn. Ohne Ablenkung. Mit voller Konzentration.
Beim Abschied sind zunächst Tränen gekullert. Selbstverständlich. Ich war sowieso nie gut in Abschieden und dann der erste Abschied von meiner kleinen. Tränen sind da nur natürlich. Und klar habe ich die kleine vermisst. Logisch habe ich öfter auf mein iPhone geschaut, als sonst jemals. Im Prozess des Mamaseins hat es mich aber sehr weit gebracht. Ich habe gelernt: Meiner kleinen geht es gut, auch wenn ich einmal nicht bei ihr bin. Ich habe gelernt: Meine kleine vergisst mich nicht gleich, nur weil sie die Nacht von mir getrennt ist. Ich habe gelernt: Loslassen heißt nicht links liegen lassen, vernachlässigen, oder nicht lieb haben.
Ich habe mich wieder erinnert: Ich bin nicht nur Mama, wir sind nicht nur Eltern.