Mein Alltag ist ihre Kindheit

Den Spruch „Mein Alltag ist ihre Kindheit" von Frida Mercury hat mich ebenfalls gerade berührt. Und mir fällt so viel dazu ein.

An den Alltag meiner Mama erinnere ich mich nicht, sondern weiß nur aus Erzählungen einiges. Meine Kindheit fand die ersten 2,5 Jahre auf einem Bauernhof statt. Mein Vater und seine Eltern waren da, aber irgendwie doch nicht da, denn meine Mutter und mein Vater verstanden sich nicht. Er wollte das Sagen haben und sie unterdrücken, was er in gewisser Weise auch schaffte, bis dass sie es nicht mehr aushielt und ausbrach. Gott sei Dank. Die nächste Zeit verbrachte ich also mit meiner Mutter und meinem Bruder allein, ab und zu war ich bei meinen Großeltern, wo ich immer gerne war, weil meine Mutter Vollzeit arbeitete. Da sie aber Nachtdienst im Krankenhaus hatte, war sie tagsüber trotzdem für uns da, später für uns 3 Kinder als meine Schwester dazu kam, deren Vater allerdings auch nicht bei uns wohnte, weil er eben „ein Kind jetzt nicht gebrauchen kann". So waren wir mit unserer Mama allein und hatten viele andere Bezugspersonen, die größtenteils aus der Familie waren. Ich ging in den Kindergarten, in die Grundschule, Realschule, Höhere Handelsschule und machte dann eine Ausbildung, stand auf eigenen Beinen und wuppte mein Leben allein - ich schaffte das und schaffe es bis heute; wie, keine Ahnung - meine Mama hat mir scheinbar einiges als Vorbild in die Wiege gelegt. Sie war immer mehr oder weniger unabhängig, hat sich für uns aufgeopfert, stellt ihre Interessen bis heute zurück, wenn wir ihre Hilfe brauchen und lebt immer gern für andere. Sie sagt zwar, dass sie auch etwas tut, was ihr gut tut und mit dem zufrieden ist, was sie hat, aber das ist für mich nicht immer nachvollziehbar. Aber solange sie sagt, sie ist zufrieden und kommt so zurecht, wie es ist, bin ich es auch. Was soll ich auch tun, ohne sie zu bevormunden oder Entscheidungen über ihren Rücken hinweg zu fällen? Das kann und möchte ich nicht, obwohl es bestimmt manchmal dann für uns alle einfacher wäre.

Heute bin ich Vorbild, Mutter und mein Alltag ist ihre Kindheit, nämlich die meiner beiden Kinder. Und aufgrund dessen möchte ich ein wenig aus der Kindheit meiner Kinder, erzählen. Wie sieht ihre Kindheit, mein Alltag, aus?

Sie sind zu zweit, sie haben sich also gegenseitig, sie lieben sich und ich liebe sie! Sie haben beide Elternteile - Mama und Papa, die ihnen die Bedürfnisse von den Augen ablesen und nach Möglichkeit erfüllen. Böse Zungen sagen, dass wir sie verwöhnen. Wir tun das nicht - wir erfüllen ihre Bedürfnisse und machen sie so stark. Sie haben Vertrauen in sich selbst, in uns und in die Welt. Sie wissen, was sie sich zutrauen können und was sie schaffen - und das ist ganz schön viel. Beide Kinder können aber (im Gegensatz zu mir) auch gut allein sein, haben keine Angst allein und beschäftigen sich mehrere Minuten bis Stunden allein. Langweilig ist ihnen nicht. Sie melden sich, wenn sie etwas brauchen (Durst, Hunger, neue Windel). Wenn sie nichts brauchen, wissen sie, dass ich da bin und sofort höre, wenn sie rufen.

Die Große entscheidet altersgerecht inzwischen allein, was sie anziehen möchte und zieht sich selbst an. Das ist nicht immer passend, manchmal zu kalt, manchmal eine komische Farb-Kombi. Wenn ich ihr Alternativen vorschlage, z. B. eine wärmere Jacke und sie diese nicht will, bleibt es die dünne Jacke und sie merkt selbst, dass es zu kalt ist. Dann ziehen wir nächstes Mal die dickere Jacke an, ganz freiwillig. Sie sagt mir auch genau, was sie essen möchte - außer natürlich zu den festen Mahlzeiten, wo es das gibt, was ich vorbereite. Allerdings achte ich natürlich darauf, dass es etwas ist, was sie mögen und essen dürfen. Wenn es Süßes gibt, entscheidet sie selbst, wieviel und es sind immer humane Mengen, die ich verantworten kann. Wenn ich sage „Noch eins und dann ist Schluss" wiederholt sie das und es ist dann auch gut, meistens ohne Geschrei.

Ihr könnt jetzt sagen, das ist Glück! Das höre ich so oft. Ich sage, das ist vielleicht ein bisschen Glück, vielleicht ein bisschen glückliches Zutun von einer höheren Macht (ich habe mich vor beiden Geburten segnen lassen und habe selbst viel gebetet) aber auch ganz viel dazu beigetragen. Ich habe meinen ganzen Alltag nach den Kindern ausgerichtet, so gut es geht, habe sie in alles einbezogen und immer mit meinen Terminen Rücksicht darauf genommen, dass es nie zu viel für sie wird. Die Wochenplanung ist immer so ausgerichtet, dass es für sie angenehm und zu ihren Zeiten passt. Immer geht das nicht, aber meistens schon.

Um Euch etwas darüber zu erzählen, beschreibe ich mal eine typische Woche von uns:

Montag:

Wenn keine Termine anstehen, gehen wir montags zu einer offenen Spielgruppe für die Kleine, in der sie mit altersgerechten Materialien und Spielzeugen in Kontakt kommt, in denen sie gleichaltrige Kinder sieht und mit ihnen kommunizieren kann und ich mich mit den Mamas austauschen kann. Na ja - austauschen. Viele haben das erste Kind und sind unsicher, suchen Tipps und Infos; ich habe 2 Kinder und daher bin ich oft diejenige, die erzählt, während sie zuhören und Gedankennotizen schreiben. Nicht dass ich jetzt überlegen klinge, ich hab mich auch viel informiert, aber meine Standard-Aussage ist immer: Wenn das Dein Gefühl ist, dann passt es zu Euch und ist richtig. Und so sehe ich das auch, obwohl ich manche Aussagen trotzdem nicht gut finde, aber ich darf es eben nicht beurteilen, weil ich deren Situation und Energiereserven nicht kenne. Ein Kind schreien zu lassen, finde ich nie richtig und sage das auch. Normalerweise gibt es eine Lösung und einen Weg. Die Große spielt währenddessen übrigens im Spielzimmer der Räumlichkeiten allein, weil es spannende Spielzeuge gibt und weil sie sich dort inzwischen gut auskennt. Ab und zu kommt sie zu dem Spielgruppen-Raum und schaut, was wir machen. Dann geht sie wieder weiter spielen. Zu Hause essen wir dann, dann schlafen die Mädels, ich räume auf, putze oder bin am PC. Wenn sie aufwachen, trinken oder essen sie noch etwas und wir fahren zu einem Musikkurs für die Große, bei dem die Kleine einfach rumkrabbeln und zuhören, zuschauen, mitmachen darf. Es wird gesungen, getanzt, gespielt - alles mit Mamas. Die Große liebt Musik und macht sehr gerne mit. Danach ist es dann nicht mehr lang, bis der Papa nach Hause kommt. Wir füttern die Katzen, wobei mir die Große schon gerne hilft. Die Kleine schläft meistens, weil das Krabbeln beim Musikkurs sehr aufregend und anstrengend für sie ist.

Dienstag:

An diesem Tag haben wir Platz für gemeinsames Spielen zu Hause, je nach Wetter draußen, für Besuche oder Termine. Bis vor kurzem waren wir nachmittags bei der Babymassage, wo die Große mitging und ihre Puppe massierte.

Mittwoch:

Wir gehen vormittags zum Turnen. Die Kleine kann dort krabbeln oder im Bondolino dabei sein und die Große tobt sich da richtig aus. Wenn sie erkältet sind, gehen wir zur Salzgrotte. Egal ob Turnen oder Salzgrotte, danach sind beide müde und schlafen vor dem Mittagessen. Also ist es eher ein Nachmittags-Essen.

Donnerstag:

Ab und zu gehen wir zum Stillcafé im Klinikum, wo ich entbunden habe. Dort stehen Stillberaterinnen zur Verfügung, um Fragen zu klären. Da ich keine Still-Probleme hatte und habe, bin ich eher dort zum Austausch und kann auch anderen Mamas hilfreiche Infos und Erfahrungen von mir geben. Viele bewundern, dass ich mit 2 Kindern da bin und interessieren sich, wie das in der zweiten Schwangerschaft und mit der zweiten Geburt klappte - also all die Fragen, die ich auch vor der zweiten Schwangerschaft hatte. Dort liegt Spielzeug und es gibt gegen einen kleinen Beitrag Frühstück, das die Große sehr gerne nutzt und dadurch gerne dort ist. Sie ist ganz vorsichtig mit Babys, weil sie es ja von der Kleinen kennt. Wir stören also nicht und deshalb sind wir gerne da. Da die Große dort gut gegessen hat und für die Kleine die Kontakte zu den anderen Kindern ebenfalls anstrengend und reizvoll sind, schlafen sie auch hier gut und länger, bevor wir essen. Nachmittags gehen wir meistens einkaufen nach dem Mittagsschlaf. Hier fahren wir meist nur zu einem Geschäft, weil es sonst zu viel für die Beiden wird. Die Große sitzt vorne in dem Kindersitz des Einkaufswagens und die Kleine im Maxi Cosi im Einkaufswagen, in den eigentlich die Lebensmittel gehören. Tja - und wo packe ich die Einkäufe hin? Unter den Einkaufswagen-Korb stelle ich einen Klappkorb, in den ich alles schon reinpacke. Welche andere Wahl hätte ich? Für 2 Kinder sehe ich keine andere Chance. Ich habe auch probiert, die speziellen Wagen für Maxi Cosi obendrauf zu nutzen, aber das funktioniert nicht. Erstens muss die Große dann nebenher laufen, was nicht funktioniert, weil sie dann immer durch den ganzen Laden läuft und alternativ könnte sie oben im Einkaufswagen-Korb sitzen, wo ich sie aber wegen dem Maxi Cosi nicht sehen kann und sie entweder Dinge anlutscht, die im Wagen liegen oder rauswirft im schlimmsten Fall - manchmal auch was reinlegt, was ich nicht kaufen will. Also ist die erste Variante die Beste für uns. Die Große hilft mir, die leeren Flaschen in den Automaten zu stecken und hält den Leergut-Bon sowie den Einkaufszettel fest. An der Kasse gibt sie den Leergut-Zettel und das Geld ab und bekommt den Kassenbon, während ich das Geld wegpacke. Dann Einkäufe gemeinsam mit der Großen auspacken und die Kleine krabbelt währenddessen.

Freitag:

Morgens sind wir bei einem Musikgarten-Kurs, den wir nur noch bis Januar machen, weil wir vor kurzem den Montags-Musik-Kurs entdeckt haben. Also läuft es nur noch bis Februar parrallel. Die Kleine profitiert auch davon und grinst mich zu Hause von Herzen an, wenn ich die Lieder gemeinsam mit der Großen singe. Danach essen wir eine Kleinigkeit, weil es abends zusammen mit dem Papa die Einläutung des Wochenendes gibt, also er isst abends mit uns warm, während wir unter der Woche Abendbrot essen. Freitags gibt es immer etwas mit Spinat und Fisch - ursprünglich mal mit kirchlichem Hintergrund weil Jesus auf einem Freitag, nämlich Karfreitag, gekreuzigt wurde. So hat es meine Mama auch schon gehandhabt - ebenfalls aus kirchlichem Hintergrund, den ich früher immer nervig fand, heute aber durchaus sinnvoll und deswegen weitergeben möchte.

Samstag:

Wir gehen morgens gemeinsam zum Schwimmkurs. Zuerst findet der 30-minütige Kurs der Kleinen statt, den ich mit ihr zusammen mache; anschließend ist der 45-minütige Kurs der Großen mit dem Papa, bei dem die Kleine und ich noch zuschauen. Anschließend gemeinsam nach Hause, Mittagsschlaf, essen und dann bevorzugen wir diesen Nachmittag für Familienbesuche. Am Liebsten haben wir es, wenn sie zu uns kommen, weil das Autofahren gerade nicht so einfach ist. Die Kleine schreit immer auf dem Rückweg, egal zu welcher Uhrzeit, egal mit welchem Auto, egal wer fährt. Sie mag es einfach abends nicht. Was Anderese ist es mit meiner Mutter: sie kann leider nicht zu uns kommen, weil sie es gesundheitlich nicht schafft, eine so lange Fahrt zu ertragen ohne Schmerzen. Außerdem kann ihr Hund nicht so lange alleine bleiben. Fahrtzeit pro Strecke sind 2 Stunden, also muss es eigenltich schon ein ganzer Tag sein, damit es sich lohnt. Deshalb fahren wir lieber in der Woche dorthin, weil es komischerweise in der Woche, wenn ich alleine mit beiden hinfahre, kein Problem ist auf der Rückfahrt, egal um welche Uhrzeit. Es ist mir ein Rätsel, das ich nicht verstehen werde - aber die Große war genauso. Es legte sich dann, als sie den neuen Sitz fürs Auto bekommen hat und nicht mehr nach hinten schaute. Ja, wir sind die Rabeneltern, die für die Kleinen schon einen Sitz haben, der nach vorne gerichtet ist - allerdings auf dem Rücksitz. Dafür ist die Große bis 19 Monate im Maxi Cosi gefahren, weil es passte und funktionierte und eben das Sicherste war. Die Kleine wird vielleicht etwas früher nicht mehr reinpassen - wegen Gewicht und Größe. Mal abwarten. Wir haben jetzt den Kiddy Guardian Pro und sind sehr zufrieden. In jedem Auto haben wir einen. Vorteil ist, dass man bei Einreichen des Polizeiberichts, wenn das Auto in einen Unfall verwickelt war, egal ob Kind drin oder nicht, einen neuen Sitz bekommt - anstandslos. Das mussten wir leider schon einmal in Anspruch nehmen, als der Mann mit seinem Auto von einem LKW weggedrängt wurde. Am Sitz war nix dran, aber das ist egal - es gilt als Unfallsitz und die Sicherheit kann nicht mehr garantiert werden.

Sonntag:

Morgens geht meist der Papa eine Runde joggen, anschließend frühstücken wir gemeinsam und dann gehen die Große und ich in die Kirche (sie möchte das gerne und fragt immer: gehen wir in die Kirche, Mama?). Sonst würden beide Kinder bei Papa bleiben. Dass das Baby bei Papa bleibt ist überhaupt kein Problem, sie schläft dann auf seinem Bauch oder sie spielen gemeinsam auf der Decke. Warum kam ich eigentlich nicht auf die Idee, das bei der Großen auch zu probieren? Tja, die ersten Kinder halt - ich habe sie immer mitgenommen und notfalls eben in der Kirche gestillt. Obwohl sie es wahrscheinlich auch eine Stunde ohne mich locker ausgehalten hätte, wenn ich vorher und nachher gestillt hätte. Es ist wie es ist und es ist gut so! Nach dem Mittagsschlaf machen wir dann gemeinsam Ausflüge, Spaziergänge oder spielen zusammen zu Hause. Und dann ist das Wochenende zu Ende. Leider! Wieder 5 Tage tagsüber ohne den Papa, die wir gut hinbekommen. Ich bin froh, dass die Kinder mehr Papa erleben dürfen als ich es darf.

So sieht unsere Woche aus und ich denke, dass die Kinder eine gute Kindheit haben, obwohl ich einen teilweise anstrengenden und stressigen Alltag habe. Ich genieße die Zeit mit den Kindern sehr. Es bleibt dadurch aber viel liegen und ich muss die Zeiten, in denen ich den Haushalt erledige, extrem anpassen auf die Schlafens- und alleinigen Spielzeiten der Kinder. Das ist manchmal ausreichend, manchmal extrem wenig und manchmal hab ich auch einfach keine Lust und sitze lieber mit dem Mann auf der Couch oder blogge. Manchmal erledigen wir es auch schnell gemeinsam. Und ich muss mich eigentlich immer beeilen und das Putzen aufteilen, weil ich während einer Schlaf-Etappe nicht die ganze Wohnung schaffe. Also einen Mittag Bäder putzen, einen Mittag Regale abwischen, vor dem Mittag saugen (während die Kinder wach sind) und anschließend direkt schlafen, sonst nützt das nämlich nix, weil die Katzen ihre Haarbüschel dann wieder verteilen. Manchmal frage ich mich, ob sie das absichtlich genau dann machen, wenn ich gewischt oder gesaugt habe. Waschen und Spülmaschine ein- und ausräumen mach ich entweder, wenn´s gerade zwischendurch passt aber gerade Waschen ist schwierig, weil ich die Wohnung nicht verlassen möchte, wenn sie schlafen bzw. sie vom Klappern der Wohnungstür oder des Geschirrs wieder wach werden könnten. Das riskiere ich lieber nicht. Ich hab es sogar schon geschafft, mit beiden Kindern und einem Wäschekorb in den Keller zu gehen, um die Wäsche einzuräumen. Die Große hilft nun schon gern beim Einräumen - sehr gerne. Einhändig klappt inzwischen einiges. 😉 Wenn ich nächstes Jahr wieder arbeite, bin ich gespannt, wie es dann läuft. Vielleicht aktualisiere ich dann noch einmal oder schreibe einen neuen Artikel.

Also - das ist unser Alltag, ihre Kindheit. Was denkt Ihr darüber? Wie läuft es bei Euch ab? Ich freue mich auf Eure Kommentare oder auch eigenen Artikel, gerne mit Verlinkung in den Kommentaren. Ich wünsche Euch einen entspannten Alltag und den Kindern eine schöne Kindheit. Eure Mami Renate

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