Mein 14. Juli

Von Stefan Sasse

In der aktuellen Euro-Debatte drängt sich ein Argument bei der Verteidigung der deutschen Krisenpolitik immer mehr auf die Agenda: dass die Verteidigung deutscher Interessen die vorrangige Aufgabe nationaler Politik sein müsse. Dieses Recht wird zwar meistens nur den Deutschen zugebilligt, da diese quasi den Weltengeist auf ihrer Seite haben. Aber das Argument klingt sehr vertraut und wird tatsächlich von den Nachbarn, besonders Großbritannien, bereits seit langem und erfolgreich benutzt. Es scheint eine solche Selbstverständlichkeit zu besitzen, dass es kaum hinterfragt wird. Hinterfragt wird hauptsächlich, was denn die deutschen Interessen konkret sind - liegen sie eher im Erhalt oder in der Auflösung des Euro? Dabei müssen wir uns eigentlich längst eine andere Frage stellen. Ich hatte dazu dieses Wochenende ein Erlebnis, als ich bei einem Aufenthalt im Elsass Gelegenheit hatte, an den französischen Feierlichkeiten zum 14. Juli teilzunehmen. 
Die Auffälligeit in Frankreich war die, dass kein wahrnehmbarer Unterschied jenseits der anderen Sprache da war. Der Feiertag selbst, im Örtchen gefeiert, bestand aus einem Volksfest mit Imbissbuden und Autoscooter, der offizielle Teil aus einem Umzug der örtlichen Vereine und einer Rede des Bürgermeisters. Danach wurde die Marsaillese gespielt. Zu den Klängen von Film-Soundtracks schloss dann ein Feuerwerk den offiziellen Teil ab. Es war dieselbe Musik, derselbe Stil einer Feier, wie man ihn auch hier erleben kann. Der größte trennende Faktor ist die Sprache. Wie aber kann in einer Welt, in der so viele Gemeinsamkeiten bestehen, und nur so wenig Trennendes besteht, in der wir rapide auf eine Verschmelzung der Kulturen zulaufen, überhaupt noch von nationalen Interessen geprochen werden? Gibt es so etwas überhaupt, oder ist das nicht völlig artifiziell, ein Relikt vergangener Tage?  
Es ist eher an der Zeit, die europäische Integration entschiedener voranzutreiben. Nicht nur als eine Integration von Institutionen und der Schaffung eines Binnenmarkts, sondern auch der ¨Völker¨ selbst. Es ist an der Zeit zu erkennen, dass uns wesentlich mehr verbindet als trennt. Zuweisungen wie ¨Südländer¨ und ¨Nordländer¨, Ideen von einem eigenständigen nationalen Auftritt - all das ist ein Anachronismus, ein laut und hohl hallendes Echo aus der Vergangenheit. Es war mehr als interessant, dass in der Rede des Bürgermeisters, als er die Größe Frankreichs beschwor, zwei Linien sich durch seine Rede zogen: die demokratische Tradition durch die Republiken und die Einbindung Frankreichs in internationale Institutionen. Frankreich, so der Bürgermeister, sei eine der wenigen Nationen, die fest in solche internationalen Strukturen eingebunden sei. Es ist an der Zeit, diese Einbindung als Quell der Stärke wahrzuehmen und nicht als einengendes Regelwerk, das die Nation an der Entfaltung hindert.


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