MEHRLESEN. Januar 2020

MEHRLESEN. Januar 2020MEHRLESEN. Januar 2020
Besprechungen 
Was man sät (Instagram)  ★★★★☆ (4,5)
Three Women / Drei Frauen (Instagram)  ★★★☆☆ (3,5)
Die Selbstmord-Schwestern (Instagram)  ★★★☆☆ (3,5)
Die Übrigen
Laufen  ★★★★☆ (4,5)
Wer Isabel Bogdans Der Pfau gelesen hat und nun hofft, in Laufen einen ebenso witzigen Roman zu finden, der irrt gewaltig. Das neue Buch der Autorin ist zwar genauso genial wie der Vorgänger, aber geht in eine ganz andere Richtung. Die darin agierende Ich-Erzählerin entdeckt nach einem tragischen Verlust das Laufen wieder für sich und durchlebt derweil die verschiedenen Phasen der Trauer. Ich kam in den Genuss des von Johanna Wokalek wunderbar eingesprochenen Hörbuchs, welches mir sowohl Verzweiflung, aufkeimende Hoffnung als auch zurückgewonnenen Optimismus authentisch näher brachte. Die Sprecherin lässt den Monolog lebendig werden, der mich nicht nur einmal kräftig schlucken ließ. Wie ehrlich kann man bitte schreiben, ohne dieses Schicksal selbst geteilt zu haben? Ich bin schwer beeindruckt und behalte Frau Bogdan auch in Zukunft weiter im Auge.  
Marzahn, mon amour  ★★★★☆
Ein fast genauso tolles Hörbuch fand ich im Januar auch in dem von der Autorin selbst gelesenen Marzahn, mon amour. Katja Oskamp erzählt darin ihre eigene Geschichte; wie sie von einer halbwegs erfolgreichen Autorin zur Fußpflegerin umschult und in Berlin Marzahn praktiziert. Es sind die einfachen Menschen von denen sie dann in kurzen Episoden berichtet: ausgestoßene Personen, einsame Zurückgebliebene und vor allem auch starke Frauen, auf die sie immer wieder zu sprechen kommt. Alle sind sie Kund*innen bei ihr, alle erzählen sie von ihren Leben, die nun vereint in diesem kleinen Büchlein stecken.
Wir sind das Klima  ★★★★☆
Wenn Christoph Maria Herbst ein Hörbuch einspricht, dann kann ich sogar Sachbücher hören, was ich mir vorher nämlich überhaupt nicht vorstellen konnte. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Jonathan Safran Foer harte Fakten mit emotionalen Geschichten verbindet, um die Leser*innen/Hörer*innen so zu einem Umdenken im Handeln zu mobilisieren, da wissenschaftlich belegte Tatsachen allein bisher nichts ändern konnten. Foers Fazit: Nicht unsere Autos sind in erster Linie am Klimawandel schuld, sondern unser Fleischkonsum. Dabei scheut er nicht vor Selbstkritik und lässt auch Dialoge mit dem eigenen Gewissen in den Text einfließen. Für mich schon ein kleiner Augenöffner, der mir klar gemacht hat, wie wenig wir doch zu ändern bereit sind, wenn es um die Zukunft unseres Planeten geht.
Strange the Dreamer - Ein Traum von Liebe  ★★★☆☆
Kein wirklicher Flop, aber hier hatte ich mir tatsächlich ein wenig mehr erhofft. Der erste Teil (im englischen Original eigentlich die erste Hälfte des ersten Buchs) konnte mich fast durchweg überzeugen und lieferte mir einer neue, fantastische Welt, die ich liebend gern bereiste. Diese Welt war zwar weiterhin da, doch bescherte uns der zweite Teil genau die Liebesgeschichte, über deren Fehlen ich mich im ersten Band noch so sehr freute. Und was für eine blumige, schmachtende Liebesgeschichte das war. Über manche Zeilen musste ich wirklich herzhaft lachen, weil sie so kitschig und überromantisiert daherkamen. Klar, wir haben es hier mit zwei jungen Protagonist*innen zu tun, die das erste Mal so etwas wie Lust und Liebe verspüren, aber das Vokabular glich dabei teilweise einem Groschenroman schlimmster Sorte. Allein dafür hätte ich dem Buch weniger Kirschen geben wollen, aber brachte ich es wegen der starken ersten Hälfte nicht übers Herz. 
Normal People  ★★☆☆☆ (2,5)
Sally Rooney hat dagegen all meine Erwartungen erfüllt. Ich habe in der Vergangenheit bereits des Öfteren einsehen müssen, dass mir Autor*innen in meinem Alter, die versuchen über "unsere Generation" zu schreiben, das Gefühl geben, nicht zu dieser Generation zu gehören. Vielleicht hätte ich mit Anfang zwanzig noch anders über dieses Buch gedacht, heute aber sehe ich darin nur einen überbewerteten Roman über toxische Beziehungen. Und der hätte funktionieren können, wenn da nicht diese monatelangen Zeitsprünge gewesen wären, die uns alles wirklich Interessante nicht miterleben lassen. Da wird eine Figur depressiv, es folgt ein Zeitsprung und dann die Erklärung, dass diese schwere Zeit glücklicherweise überstanden ist. Warum? In meinen Augen hat es sich die Autorin hier viel zu einfach gemacht und sich viel zu sehr auf die unerklärliche Anziehungskraft zweier Personen bezogen, die ich nach dem Zuschlagen des Buches wahrlich nicht vermisste. (Ich entschuldige mich an dieser Stelle für diese harten Worte, aber ich war mehr als genervt.)
MEHRLESEN. Januar 2020
Worauf ich mich im Februar freue?
MEHRLESEN. Januar 2020

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