So, das hätten wir also geschafft, das Jahr 2010. Ein Jahr, wie ich es noch nie erlebt habe. Gut, kein Jahr ist wie das andere, aber dieses hier war so anders, dass ich zuweilen selber kaum glaube, was alles möglich geworden ist. Wenn ich zurückdenke, wie es war vor einem Jahr, als ich gerade erst so langsam aber sicher aus meinem schwarzen Loch gekrabbelt kam, am Horizont dieser erste Silberstreifen, nämlich die mündliche Zusage, dass man mein Buch veröffentlichen werde. Sonst noch keine Anzeichen dafür, dass ziemlich Vieles anders werden sollte.
Dann, kaum war das neue Jahr geboren, ein Treffen mit dem Verleger, der mir zusicherte, dass das mit dem Buch kein Traum war. Fast zeitgleich der Auftrag, einem Familienzentrum auf die Welt zu helfen und von einem Tag auf den anderen war ich Projektleiterin. Ich, die ich doch eben erst noch gejammert hatte, mir würde keiner etwas zutrauen und eine Chance, mich zu beweisen, bekäme ich ja nie. Ich vermute, seit meinen ersten beiden Lebensjahren, in denen ich so ziemlich alles, was ich tat, zum ersten Mal getan habe, habe ich noch nie so viel Neues gewagt: Sitzungen leiten, Lesungen abhalten, ein Projekt präsentieren, mich interviewen lassen, eine Stelle ausschreiben und Bewerbungen sichten, eine Kolumne bei Swissmom (heute übrigens wieder neu unter diesem Link: http://www.swissmom.ch/kind/praktisches/familienleben/die-swissmom-kolumne-von-tamar-venditti/one-woman-show.html), drei Tage ganz alleine weggegehen, Gottesdienste moderieren und und und.
Blicke ich zurück, so wird mir beinahe schwindlig. Da wurde ich, die leidenschaftliche Mutter und frustrierte Hausfrau, sozusagen über Nacht zur unablässig jonglierenden MutterProjektleiterinAutorinHausfrauBerufstätigenKolumnistinÜbermüdeten. Ein Wechsel, der mich ungemein beflügelt hat, der mir aber auch sehr viel abverlangt hat. So dass ich heute, am letzen Tag dieses verrückten Jahres, zwar weitaus zufriedener, aber auch noch eine Spur erschöpfter bin. Zuweilen frage ich mich, wie ich all dies überhaupt zustande gebracht habe, wo doch mein Tank so ziemlich leer war, als ich mich Hals über Kopf in neue Lebensabenteuer stürzte.
Nun, irgendwie ist es möglich geworden und ich freue mich darüber. Mir ist aber auch klar, dass es in dem Tempo nicht weitergehen kann. Und so fasse ich, die ich gewöhnlich keine Neujahrsvorsätze fasse, hier und jetzt den Entschluss, es ab morgen wieder ruhiger angehen zu lassen. Mal schauen, wie weit ich komme mit meinem Vorsatz.