Die Parlamentswahlen sind noch nicht vollständig abgeschlossen, das Parlament ist noch nicht zusammengetreten, und schon machen sich die Auswirkungen des Wahlsieges der Islamisten bemerkbar. Droht Ägypten ein streng islamisches Land wie Saudi Arabien zu werden?
Viel getrunken wurde im gediegenen „Fisch-Markt“ nie, doch so mancher ließ sich einen kühlen Wein zum Tintenfisch schmecken. Hier trifft sich die gehobene ägyptische Mittelklasse, die in ihren kleinen Nischen in Ägypten fast so lebt wie in Europa. Seit dem 1. Januar ist damit Schluss. Der Besitzer der Americana-Gruppe hat Alkohol verbannt. Die Parlamentswahlen sind noch nicht vollständig abgeschlossen, das Parlament ist noch nicht zusammengetreten, und schon machen sich die Auswirkungen des Wahlsieges der Islamisten bemerkbar. Dass Alkohol bereits von der Karte gestrichen wird, bevor ein Verbot überhaupt ausgesprochen wurde, ist nur eines von mehreren Beispielen, die Befürchtungen wecken. Droht Ägypten ein streng islamisches Land wie Saudi Arabien zu werden?
Bei den ersten Wahlen nach dem Sturz Mubaraks haben die Islamisten beeindruckende Gewinne erzielt. Stärkste Kraft im Parlament werden die moderat-islamischen Muslimbrüder mit ihrer Freiheits- und Gerechtigkeits-Partei. Sie haben gut 40 Prozent der Stimmen gewonnen. Zweitstärkste Kraft wurden überraschend die radikalen Salafisten mit rund 22 Prozent. Schließen sich beide zusammen, können sie maßgeblich Einfluss auf die neue Verfassung nehmen und die Weichen in Richtung einer streng islamischen Gesellschaftsordnung stellen. Im Wahlkampf hetzten die Salafisten gegen Christen und Touristen. Sie fordern ein Verbot von Alkohol und Bikinis, und manche wollen sogar das islamische Strafrecht inklusive Handabhacken in Ägypten einführen. Sollten sich diese Ideen durchsetzen, wäre dies das Ende des Tourismus am Nil. Die Wirtschaftskrise würde verschärft.
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