EU-Parlament in Straßburg stimmte für Energieeffizienz-Ziel von 40%, Foto: pixabay.com
Mit der EU-Energieeffizienzrichtlinie (EED) hatte ich mich bisher wenig befasst. Zum 05.06.2014 sollten die Mitgliedsstaaten ihre Pläne zur Umsetzung der Richtlinie in Brüssel abgeben. Die Verspätung oder Unvollständigkeit der Unterlagen war mir jedoch keine Nachricht wert, das ist ja nichts neues. Energieeffizienz wird in der Politik einfach durch Nichtbeachtung oder durch Blockade ausgebremst. Spannender wird es zu sehen, wie die einzelnen Staaten die Richtlinie umsetzen, insbesondere Artikel 7 mit den Effizienzverpflichtungssystemen.
Bekommen wir ein ambitioniertes Energieeffizienz-Ziel für 2030?
Ebenfalls politisch interessant wird die weitere Entwicklung der europäischen Klimaschutzziele. Wird die EU-Kommission den Empfehlungen des Parlaments folgen und für das Jahr 2030 eine Steigerung der Energieeffizienz um 40% anstreben? Werden damit weiterhin drei Ziele im Klimaschutz angestrebt oder beschränkt man sich auf ein Ziel für die CO2-Reduzierung, im Interesse der Anhänger der Atomenergie?
In einem Beitrag des Magazins enbausa.de wird von EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und Kommissionschef José Manuel Barroso nur ein Effizienzziel von 25 Prozent angestrebt. Dabei heißt es weiter in dem Beitrag, nach Angaben des Grünen Europa-Abgeordneten Claude Turnes, dass man bei dem Ziel von 40% “theoretisch auf die kompletten russischen Gasimporte verzichten” könnte.
Hohe wirtschaftliche Vorteile bei hohem Effizienz-Ziel für 2030
Das klingt entmutigend und wenig visionär. Dabei berichtete gestern erst das europäische Nachrichtenportal euractiv.com wie hoch die europäische Wirtschaft von einem Ziel von 40% Energieeffizienz bis 2030 profitieren könnte. Im Blog des Bundesverband Wärmepumpe e.V. beschreibt Michael Koch den Nutzen des Ziels als eine Win-Win-Win-Win-Maßnahme.
Unter Berufung auf einen Bericht zur Vorbereitung auf das anstehende EU Energy Efficiency Review werden von euractiv.com folgende Zahlen genannt:
- jährliches Wirtschaftswachstum von +4%
- jährliches Beschäftigungswachstum von 3,15%
- eingesparte jährliche Importkosten von fossilen Energien von 505 Milliarden Euro
- Verringerung der Gas-Importe in die EU um 40%
In dem Bericht wurden die ökonomischen Effekte verschiedener Effizienz-Ziele in der EU untersucht, von keinem Ziel bis zu den genannten 40%. Dabei wurde festgestellt, dass die höchsten Ziele auch die höchsten wirtschaftlichen Vorteile mit sich bringen.
Wenn man die chemische Industrie für sich betrachtet wird, dann wurde ein Beschäftigungswachstum von 4,1% ermittelt bei einem Effizienz-Ziel von 40 Prozent. Verringert sich das Ziel auf 35%, beträgt das Wachstum nur noch 2,2% und bei dem 25% Ziel kam man nur noch auf 0,4% Wachstum.
Ein verbindliches Ziel für die Energieeffizienz in der Europäischen Union kann also dazu beitragen drei große Ziele der Politik zu erreichen. Die Abhängigkeit vom Import fossiler Energieträger wird verringert, die CO2-Emissionen werden verringert und Wirtschaftswachstum bzw. Beschäftigungswachstum nimmt zu.
Doch so einfach ist es nicht, denn vor allem Großbritannien und einige osteuropäische Länder wehren sich vehement gegen einzelne Klimaziele in der europäischen Union. Sie wollen nur ein Ziel für die CO2-Emissionen und setzen dabei vor allem auf den Ausbau der Atomenergie.
Nach dem Beitrag hingegen machen sich vor allem Frankreich und Schweden stark für ein ambitioniertes Effizienzziel in Europa und man verweist dabei auf die Internationale Energie-Agentur (IEA), die Energieeffizienz als “first fuel”, die wichtigste Energiequelle bezeichnet. Die Energieeinsparungen in einem Jahr können größer sein als der Nutzen jedes einzelnen Energieträgers.
Wie geht es weiter mit Energieeffizienz in Europa?
Zur weiteren Verfahrensweise gibt der Artikel noch ein paar Daten an. Heute laden Deutschland und Dänemark in Brüssel zu einem Workshop betreffend der Ziele für 2030 ein. In der kommenden Woche, am 26. Juni, wird der Europarat die Klima- und Energieziele für 2030 diskutieren. Im September 2014 soll dann der genannte Energy Efficiency Review veröffentlicht werden.
Über Andreas Kühl
Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.